Der zerbrochne Krug - Heinrich von Kleist (wypoĹĽyczalnia ksiÄ…ĹĽek txt) đź“–
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- Autor: Heinrich von Kleist
- Epoka: Romantyzm
- Rodzaj: Dramat
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Rechtens nicht. Auf meine Ehre nicht.
Die Jungfer weiß, wo unsre Zäume hängen.
Wenn sie den Eid hier vor Gericht will schwören,
So fällt der Mutter Klage weg:
Dagegen ist nichts weiter einzuwenden.
WALTER
Was sagt zu der Erklärung sie, Frau Marthe?
FRAU MARTHE
Wenn ich gleich was Erkleckliches nicht aufbring’,
Gestrenger Herr, so glaubt, ich bitt’ euch sehr,
Daß mir der Schlag bloß jetzt die Zunge lähmte.
Beispiele giebts, daĂź ein verlohrner Mensch,
Um vor der Welt zu Ehren sich zu bringen,
Den Meineid vor dem Richtstuhle wagt; doch daĂź
Ein falscher Eid sich schwören kann, auf heil’gem
Altar, um an den Pranger hinzukommen,
Das heut erfährt die Welt zum erstenmal.
Wär’, daß ein Andrer, als der Ruprecht sich
In ihre Kammer gestern schlich, gegrĂĽndet,
Wär’s überall nur möglich, gnäd’ger Herr,
Versteht mich wohl, — so säumt ich hier nicht länger.
Den Stuhl setzt’ ich, zur ersten Einrichtung,
Ihr vor die Thür’, und sagte, geh, mein Kind,
Die Welt ist weit, da zahlst du keine Miethe,
Und lange Haare hast du auch geerbt,
Woran du dich, kommt Zeit, kommt Rath, kannst hängen.
WALTER
Ruhig, ruhig, Frau Marthe.
FRAU MARTHE
Da ich jedoch
Hier den Beweis noch anders fĂĽhren kann,
Als bloĂź durch sie, die diesen Dienst mir weigert,
Und überzeugt bin völlig, daß nur er
Mir, und kein Anderer den Krug zerschlug,
So bringt die Lust, es kurz hin abzuschwören,
Mich noch auf einen schändlichen Verdacht.
Die Nacht von gestern birgt ein anderes
Verbrechen noch, als bloĂź die KrugverwĂĽstung.
Ich muß euch sagen, gnäd’ger Herr, daß Ruprecht
Zur Conscription gehört, in wenig Tagen
Soll er den Eid zur Fahn’ in Utrecht schwören.
Die jungen Landessöhne reißen aus.
Gesetzt, er hätte gestern Nacht gesagt:
Was meinst du, Evchen? Komm. Die Welt ist groĂź.
Zu Kist’ und Kasten hast du ja die Schlüssel —
Und sie, sie hätt’ ein wenig sich gesperrt:
So hätte ohngefähr, da ich sie störte,
— Bei ihm aus Rach’, aus Liebe noch bei ihr —
Der Rest, so wie geschehn, erfolgen können.
RUPRECHT
Das Rabenaas! Was das fĂĽr Reden sind!
Zu Kist’ und Kasten —
WALTER
Still!
EVE
Er, austreten!
WALTER
Zur Sache hier. Vom Krug ist hier die Rede. —
Beweis, Beweis, daĂź Ruprecht ihn zerbrach!
FRAU MARTHE
Gut, gnäd’ger Herr. Erst will ich hier beweisen,
DaĂź Ruprecht mir den Krug zerschlug,
Und dann will ich im Hause untersuchen. —
Seht eine Zunge, die mir ZeugniĂź redet,
Bring’ ich für jedes Wort auf, das er sagte,
Und hätt’ in Reihen gleich sie aufgeführt,
Wenn ich von fern geahndet nur, daĂź diese
Die ihrige fĂĽr mich nicht brauchen wĂĽrde.
Doch wenn ihr Frau Brigitte jetzo ruft,
Die ihm die Muhm’ ist, so genügt mir die,
Weil die den Hauptpunkt just bestreiten wird.
Denn die, die hat Glock halb auf eilf im Garten,
Merkt wohl, bevor der Krug zertrĂĽmmert worden,
Wortwechselnd mit der Ev’ ihn schon getroffen;
Und wie die Fabel, die er aufgestellt,
Vom Kopf zu FuĂź dadurch gespalten wird,
Durch diese einz’ge Zung’, ihr hohen Richter,
Das überlaß’ ich selbst euch einzusehn.
RUPRECHT
Wer hat mich —?
VEIT
Schwester Briggy?
RUPRECHT
Mich mit Ev’? Im Garten?
FRAU MARTHE
Ihn mit der Ev’, im Garten, Glock halb eilf,
Bevor er noch, wie er geschwätzt, um eilf
Das Zimmer ĂĽberrumpelnd eingesprengt:
Im Wortgewechsel, kosend bald, bald zerrend,
Als wollt’ er sie zu etwas überreden.
ADAM
fĂĽr sich.
Verflucht! Der Teufel ist mir gut.
WALTER
Schafft diese Frau herbei.
RUPRECHT
Ihr Herrn, ich bitt’ euch:
Das ist kein wahres Wort, das ist nicht möglich.
ADAM
O wart, Hallunke! — He! Der Büttel! Hanfried! —
Denn auf der Flucht zerschlagen sich die Krüge —
— Herr Schreiber, geht, schafft Frau Brigitt’ herbei!
VEIT
Hör, du verfluchter Schlingel, du, was machst du?
Dir brech ich alle Knochen noch.
RUPRECHT
Weshalb auch?
VEIT
Warum verschwiegst du, daĂź du mit der Dirne
Glock halb eilf im Garten schon scharwenzt?
Warum verschwiegst du’s?
RUPRECHT
Warum ich’s verschwieg?
Gott’s Schlag und Donner, weil’s nicht wahr ist, Vater!
Wenn das die Muhme Briggy zeugt, so hängt mich.
Und bei den Beinen sie meinthalb dazu.
VEIT
Wenn aber sie’s bezeugt — nimm dich in Acht!
Du und die saub’re Jungfer Eve dort,
Wie ihr auch vor Gericht euch stellt, ihr steckt
Doch unter einer Decke noch. S’ ist irgend
Ein schändliches Geheimniß noch, von dem
Sie weiĂź, und nur aus Schonung hier nichts sagt.
RUPRECHT
GeheimniĂź? Welches?
VEIT
Warum hast du eingepackt?
He? Warum hast du gestern Abend eingepackt?
RUPRECHT
Die Sachen?
VEIT
Röcke, Hosen, ja, und Wäsche;
Ein Bündel, wie’s ein Reisender just auf
Die Schultern wirft?
RUPRECHT
Weil ich nach Utrecht soll!
Weil ich zum Regiment soll! Himmel-Donner —!
Glaubt er, daß ich —?
VEIT
Nach Utrecht? Ja, nach Utrecht!
Du hast geeilt, nach Utrecht hinzukommen!
Vorgestern wuĂźtest du noch nicht, ob du
Den fĂĽnften oder sechsten Tag wirst reisen.
WALTER
WeiĂź er zur Sache was zu melden, Vater?
VEIT
— Gestrenger Herr, ich will noch nichts behaupten.
Ich war daheim, als sich der Krug zerschlug,
Und auch von einer andern Unternehmung
Hab’ ich, die Wahrheit zu gestehn, noch nichts,
Wenn ich jedweden Umstand wohl erwäge,
Das meinen Sohn verdächtig macht, bemerkt.
Von seiner Unschuld völlig überzeugt,
Kam ich hieher, nach abgemachtem Streit
Sein ehelich Verlöbniß aufzulösen,
Und ihm das Silberkettlein einzufordern,
Zusamt dem Schaupfennig, den er der Jungfer
Bei dem Verlöbniß vor’gen Herbst verehrt.
Wenn jetzt von Flucht was, und Verrätherei
An meinem grauen Haar zu Tage kommt,
So ist mir das so neu, ihr Herrn, als euch:
Doch dann der Teufel soll den Hals ihm brechen.
WALTER
Schafft Frau Brigitt’ herbei, Herr Richter Adam.
ADAM
— Wird Ew. Gnaden diese Sache nicht
Ermüden? Sie zieht sich in die Länge.
Ew. Gnaden haben meine Kassen noch,
Und die Registratur — Was ist die Glocke?
LICHT
Es schlug so eben halb.
ADAM
Auf eilf?
LICHT
Verzeiht, auf zwölfe.
WALTER
Gleichviel.
ADAM
Ich glaub’, die Zeit ist, oder ihr verrückt.
er sieht nach der Uhr.
Ich bin kein ehrlicher Mann. — Ja, was befehlt ihr?
WALTER
Ich bin der Meinung —
ADAM
Abzuschließen? Gut —!
WALTER
Erlaubt! Ich bin der Meinung, fortzufahren.
ADAM