Der zerbrochne Krug - Heinrich von Kleist (wypoĹĽyczalnia ksiÄ…ĹĽek txt) đź“–
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- Autor: Heinrich von Kleist
- Epoka: Romantyzm
- Rodzaj: Dramat
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class="verse">Ich wär’ so eifersüchtig just, als jetzt.
EVE
Was hilft’s, daß ich jetzt schuldlos mich erzähle?
Unglücklich sind wir beid’ auf immerdar.
RUPRECHT
UnglĂĽcklich, wir?
WALTER
Warum ihr unglĂĽcklich?
RUPRECHT
Was gilt’s, da ist die Conscription im Spiele.
EVE
wirft sich Waltern zu FĂĽĂźen.
Herr, wenn ihr jetzt nicht helft, sind wir verloren!
WALTER
Wenn ich nicht —?
RUPRECHT
Ewiger Gott!
WALTER
Steh auf, mein Kind.
EVE
Nicht eher, Herr, als bis ihr eure ZĂĽge,
Die menschlichen, die euch vom Antlitz strahlen,
Wahr macht durch eine That der Menschlichkeit.
WALTER
Mein liebenswerthes Kind! Wenn du mir deine
Unschuldigen bewährst, wie ich nicht zweifle,
Bewähr’ ich auch dir meine menschlichen.
Steh auf!
EVE
Ja, Herr, das werd ich.
WALTER
Gut. So sprich.
EVE
Ihr wiĂźt, daĂź ein Edict jĂĽngst ist erschienen,
Das von je hundert Söhnen jeden Orts
Zehn fĂĽr dies FrĂĽhjahr zu den Waffen ruft,
Der rĂĽstigsten. Denn der Hispanier
Versöhnt sich mit dem Niederländer nicht,
Und die Tyrannenruthe will er wieder
Sich, die zerbrochene, zusammenbinden.
Kriegshaufen sieht man ziehn auf allen Wegen,
Die Flotten rings, die er uns zugesendet,
Von unsrer Staaten KĂĽsten abzuhalten,
Und die Miliz steht auf, die Thor’ inzwischen
In den verlaßnen Städten zu besetzen.
WALTER
So ist es.
EVE
Ja, so heißt’s, ich weiß.
WALTER
Nun? Weiter?
EVE
Wir eben sitzen, Mutter, Vater, Ruprecht
Und ich, an dem Camin, und halten Rath,
Ob Pfingsten sich, ob Pfingsten ĂĽbers Jahr,
Die Hochzeit feiern soll: als plötzlich jetzt
Die Commission, die die Rekruten aushebt,
In’s Zimmer tritt, und Ruprecht aufnotirt,
Und unsern frohen Streit mit schneidendem
Machtspruch, just da er sich zu Pfingsten neigte,
Für, Gott weiß, welches Pfingstfest nun? — entscheidet.
WALTER
Mein Kind —
EVE
Gut, gut.
WALTER
Das allgemeine Loos.
EVE
Ich weiĂź.
WALTER
Dem kann sich Ruprecht gar nicht weigern.
RUPRECHT
Ich denk’ auch nicht daran.
EVE
Er denkt nicht dran,
Gestrenger Herr, und Gott behĂĽte mich,
Daß ich in seiner Sinnesart ihn störte.
Wohl uns, daß wir was Heil’ges, jeglicher,
Wir freien Niederländer, in der Brust,
Des Streites wert bewahren: so gebe jeder denn
Die Brust auch her, es zu vertheidigen.
Müßt’ er dem Feind’ im Treffen selbst begegnen,
Ich spräche noch, zieh hin, und Gott mit dir:
Was werd’ ich jetzt ihn weigern, da er nur
Die Wälle, die geebneten, in Utrecht,
Vor Knaben soll, und ihren Spielen schĂĽtzen.
Inzwischen, lieber Herr, ihr zürnt mir nicht —
Wenn ich die Mai’n in unserm Garten rings
Dem Pfingstfest röthlich seh’ entgegen knospen,
So kann ich mich der Thränen nicht enthalten:
Denk’ ich doch sonst, und thue, wie ich soll.
WALTER
Verhüt’ auch Gott, daß ich darum dir zürne.
Sprich weiter.
EVE
Nun schickt die Mutter gestern
Mich in gleichgültigem Geschäft in’s Amt,
Zum Richter Adam. Und da ich in das Zimmer trete,
„Gott grüß dich, Evchen! Ei, warum so traurig?”
Spricht er. „Das Köpfchen hängt dir ja wie’n Maienglöckchen!
Ich glaubte fast, du weiĂźt, daĂź es dir steht.
Der Ruprecht! Gelt? Der Ruprecht!” — Je nun freilich,
Der Ruprecht, sag’ ich; wenn der Mensch was liebt,
MuĂź er schon auch auf Erden etwas leiden.
Drauf er: „du armes Ding! Hm! Was wohl gäbst du,
Wenn ich den Ruprecht dir von der Miliz befreite? ”
Und ich: wenn ihr den Ruprecht mir befreitet?
Ei nun, dafür mögt’ ich euch schon was geben.
Wie fingt ihr das wohl an? — „Du Närrchen”, sagt er,
Der Physikus, der kann, und ich kann schreiben,
Verborgne Leibesschäden sieht man nicht,
Und bringt der Ruprecht ein Attest darĂĽber
Zur Commission, so giebt die ihm den Abschied:
Das ist ein Handel, wie um eine Semmel.” —
So, sag ich. — „Ja” — So, so! Nun, laßt’s nur sein,
Herr Dorfrichter, sprech’ ich. Daß Gott der Herr
Gerad’ den Ruprecht mir zur Lust erschaffen,
Mag ich nicht vor der Commission verläugnen.
Des Herzens’ innerliche Schäden sieht er,
Und ihn irrt kein Attest vom Physikus.
WALTER
Recht! Brav!
EVE
„Gut”, spricht er. „Wie du willst. So mag
Er seiner Wege gehn. Doch was ich sagen wollte —
Die hundert Gulden, die er kĂĽrzlich erbte,
Läßt du dir doch, bevor er geht, verschreiben?” —
Die hundert Gulden, frag’ ich? Ei, warum?
Was hat’s mir für Gefahr auch mit den Gulden?
Wird er denn weiter, als nach Utrecht gehn? —
„Ob er dir weiter als nach Utrecht geht?
Ja, du gerechter Gott, spricht er, was weiĂź ich,
Wohin der jetzo geht. Folgt er einmal der Trommel
Die Trommel folgt dem Fähndrich, der dem Hauptmann,
Der Hauptmann folgt dem Obersten, der folgt
Dem General, und der folgt den vereinten Staaten wieder,
Und die vereinten Staaten, hol’s der Henker,
Die ziehen in Gedanken weit herum.
Die lassen trommeln, daß die Felle platzen.”
WALTER
Der Schändliche.
EVE
Bewahr mich Gott, sprech’ ich,
Ihr habt, als ihr den Ruprecht aufnotirt,
Ja die Bestimmung deutlich ihm verkĂĽndigt.
„Ja! Die Bestimmung!” spricht er: „Speck für Mäuse!
Wenn sie die Landmiliz in Utrecht haben,
So klappt die Falle hinten schnappend zu.
Laß du die hundert Gulden dir verschreiben.” —
Ist das gewiß, frag’ ich, Herr Richter Adam?
Will man zum Kriegsdienst förmlich sie gebrauchen?
„Ob man zum Kriegsdienst sie gebrauchen will?” —
„Willst du Geheimniß, unverbrüchliches,
Mir angeloben gegen jedermann?”
Ei, Herr Gott, sprech’ ich, was auch giebt’s, Herr Richter!
Was sieht er so bedenklich? Sag’ er’s heraus.
WALTER
Nun? Nun? Was wird das werden?
EVE
Was das wird werden?
Herr, jetzo sagt er mir, was ihr wohl wiĂźt,
DaĂź die Miliz sich einschifft nach Batavia,
Den eingebornen Kön’gen dort, von Bantam,
Von Java, Jakarta, was weiĂź ich? Raub
Zum Heil der Haager Krämer abzujagen.
WALTER
Was? nach Batavia?
RUPRECHT
Ich, nach Asien?
WALTER
Davon weiĂź ich kein Wort.
EVE
Gestrenger Herr,
Ich weiĂź, ihr seid verbunden, so zu reden.
WALTER
Auf meine Pflicht!
EVE
Gut, gut. Auf eure Pflicht.
Und die ist, uns, was wahr ist, zu verbergen.
WALTER
Du hörst’s. Wenn ich —
EVE
Ich sah den Brief, verzeiht, den ihr
Aus Utrecht an die Ă„mter habt erlassen.
WALTER
Welch einen Brief?
EVE
Den Brief, Herr, die geheime
Instruktion, die Landmiliz betreffend,
Und ihre Stellung aus den Dörfern rings.