Der zerbrochne Krug - Heinrich von Kleist (wypoĹĽyczalnia ksiÄ…ĹĽek txt) đź“–
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- Autor: Heinrich von Kleist
- Epoka: Romantyzm
- Rodzaj: Dramat
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er aufzubringen?
Steht nicht der Esel, wie ein Ochse, da?
Was hat er aufzubringen?
RUPRECHT
Was ich aufzubringen?
WALTER
Er ja, er soll den Hergang jetzt erzählen.
RUPRECHT
Mein Seel’, wenn man zu Wort mich kommen ließe.
WALTER
S’ ist in der That, Herr Richter, nicht zu dulden.
RUPRECHT
Glock zehn Uhr mogt’ es etwa sein zu Nacht, —
Und warm, just diese Nacht des Januars
Wie Mai, als ich zum Vater sage: Vater!
Ich will ein Bissel noch zur Eve gehn.
Denn heuren wollt’ ich sie, das müßt ihr wissen,
Ein rüstig Mädel ist’s, ich hab’s beim Erndten
Gesehn, wo Alles von der Faust ihr ging,
Und ihr das Heu man flog, als wie gemaus’t.
Das sagt’ ich: willst du? Und sie sagte: ach!
Was du da gakelst. Und nachher sagt’ sie, ja.
ADAM
Bleib er bei seiner Sache. Gakeln! Was!
Ich sagte, willst du? Und sie sagte, ja.
RUPRECHT
Ja, meiner Treu, Herr Richter.
WALTER
Weiter! Weiter!
RUPRECHT
Nun —
Da sagt’ ich: Vater, hört er? Laß er mich.
Wir schwatzen noch am Fenster was zusammen.
Na, sagt er, lauf; bleibst du auch drauĂźen, sagt er?
Ja, meiner Seel’, sag’ ich, das ist geschworen.
Na, sagt’ er, lauf, um eilfe bist du hier.
ADAM
Na, so sag’ du, und gakle, und kein Ende.
Na, hat er bald sich ausgesagt?
RUPRECHT
Na, sag’ ich,
Das ist ein Wort, und setz’ die Mütze auf,
Und geh; und über’n Steig will ich, und muß
Durch’s Dorf zurückgehn, weil der Bach geschwollen.
Ei, alle Wetter, denk’ ich, Ruprecht, Schlag!
Nun ist die GartenthĂĽr bei Marthens zu:
Denn bis um zehn läßt’s Mädel sie nur offen,
Wenn ich um zehn nicht da bin, komm ich nicht.
ADAM
Die liederliche Wirthschaft, die.
WALTER
Drauf weiter?
RUPRECHT
Drauf — wie ich über’n Lindengang mich näh’re,
Bei Marthens, wo die Reihen dicht gewölbt,
Und dunkel, wie der Dom zu Utrecht, sind,
Hör’ ich die Gartenthüre fernher knarren.
Sieh da! Da ist die Eve noch! sag’ ich,
Und schicke freudig euch, von wo die Ohren
Mir Kundschaft brachten, meine Augen nach —
— Und schelte sie, da sie mir wiederkommen,
FĂĽr blind, und schicke auf der Stelle sie
Zum zweitenmal, sich besser umzusehen,
Und schimpfe sie nichtswürdige Verläumder,
Aufhetzer, niederträcht’ge Ohrenbläser,
Und schicke sie zum drittenmal, und denke,
Sie werden, weil sie ihre Pflicht gethan,
Unwillig los sich aus dem Kopf mir reiĂźen,
Und sich in einen andern Dienst begeben:
Die Eve ist’s, am Latz erkenn ich sie,
Und Einer ist’s noch obenein.
ADAM
So? Einer noch? Und wer, er Klugschwätzer?
RUPRECHT
Wer? Ja, mein Seel, da fragt ihr mich —
ADAM
Nun also!
Und nicht gefangen, denk ich, nicht gehangen.
WALTER
Fort! Weiter in der Rede! LaĂźt ihn doch!
Was unterbrecht ihr ihn, Herr Dorfrichter?
RUPRECHT
Ich kann das Abendmal darauf nicht nehmen,
Stockfinster war’s, und alle Katzen grau.
Doch mĂĽĂźt ihr wissen, daĂź der Flickschuster,
Der Lebrecht, den man kĂĽrzlich losgesprochen,
Dem Mädel längst mir auf die Fährte ging.
Ich sagte vor’gen Herbst schon: Eve, höre,
Der Schuft schleicht mir um’s Haus, das mag ich nicht;
Sag’ ihm, daß du kein Braten bist für ihn,
Mein Seel’, sonst werf ich ihn vom Hof herunter.
Die spricht: Ich glaub’, du schierst mich, sagt ihm was,
Das ist nicht hin, nicht her, nicht Fisch, nicht Fleisch:
Drauf geh ich hin und werf’ den Schlingel herunter.
ADAM
So? Lebrecht heiĂźt der Kerl?
RUPRECHT
Ja, Lebrecht.
ADAM
Gut.
Das ist ein Nam’. Es wird sich Alles finden.
— Habt ihr’s bemerkt im Protokoll, Herr Schreiber?
LICHT
O ja, und Alles Andere, Herr Richter.
ADAM
Sprich weiter, Ruprecht, jetzt, mein Sohn.
RUPRECHT
Nun schieĂźt,
Da ich Glock eilf das Pärchen hier begegne,
— Glock zehn Uhr zog ich immer ab — das Blatt mir.
Ich denke, halt, jetzt ist’s noch Zeit, o Ruprecht,
Noch wachsen dir die Hirschgeweihe nicht: —
Hier muĂźt du sorgsam dir die Stirn befĂĽhlen,
Ob dir von fern hornartig etwas keimt.
Und drĂĽcke sacht mich durch die Gartenpforte,
Und berg’ in einen Strauch von Taxus mich:
Und hör euch ein Gefispre hier, ein Scherzen,
Ein Zerren hin, Herr Richter, Zerren her,
Mein Seel, ich denk’, ich soll vor Lust —
EVE
Du Bös’wicht!
Was das, o schändlich ist von dir!
FRAU MARTHE
Hallunke!
Dir weis’ ich noch einmal, wenn wir allein sind,
Die Zähne! Wart! Du weißt noch nicht, wo mir
Die Haare wachsen! Du sollst’s erfahren!
RUPRECHT
Ein Viertelstündchen dauert’s so, ich denke,
Was wird’s doch werden, ist doch heut nicht Hochzeit?
Und eh’ ich den Gedanken ausgedacht,
Husch! sind sie beid’ in’s Haus schon, vor dem Pastor.
EVE
Geht, Mutter, mag es werden, wie es will —
ADAM
Schweig du mir dort, rath’ ich, das Donnerwetter
Schlägt über dich ein, unberufne Schwätzerin!
Wart, bis ich auf zur Red’ dich rufen werde.
WALTER
Sehr sonderbar, bei Gott!
RUPRECHT
Jetzt hebt, Herr Richter Adam,
Jetzt hebt sich’s, wie ein Blutsturz, mir. Luft!
Da mir der Knopf am Brustlatz springt: Luft jetzt!
Und reiße mir den Latz auf: Luft jetzt sag’ ich!
Und geh, und drück, und tret’ und donnere,
Da ich der Dirne ThĂĽr, verriegelt finde,
Gestemmt, mit Macht, auf einen Tritt, sie ein.
ADAM
Blitzjunge, du!
RUPRECHT
Just da sie auf jetzt rasselt,
StĂĽrzt dort der Krug vom Sims ins Zimmer hin,
Und husch! springt Einer aus dem Fenster euch:
Ich seh die Schöße noch vom Rocke wehn.
ADAM
War das der Leberecht?
RUPRECHT
Wer sonst, Herr Richter?
Das Mädchen steht, die werf’ ich über’n Haufen,
Zum Fenster eil’ ich hin, und find’ den Kerl
Noch in den Pfählen hangen, am Spalier,
Wo sich das Weinlaub aufrankt bis zum Dach.
Und da die Klinke in der Hand mir blieb,
Als ich die Thür eindonnerte, so reiß’ ich
Jetzt mit dem Stahl Eins pfundschwer über’n Detz ihm:
Den just, Herr Richter, konnt’ ich noch erreichen.
ADAM
Wars eine Klinke?
RUPRECHT
Was?
ADAM
Ob’s —
RUPRECHT
Ja, die ThĂĽrklinke.
ADAM
Darum.
LICHT
Ihr glaubtet wohl, es war ein Degen?
ADAM
Ein Degen? Ich — wie so?
RUPRECHT
Ein Degen!
LICHT