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class="stanza-spacer">  WALTER
Tritt vor, mein junges Kind.  
  ADAM
He! Lis’ —! — Erlaubt! 
Die Zunge wird sehr trocken mir — Margrethe!  
  ACHTER AUFTRITT
Eine MAGD tritt auf. Die VORIGEN. ADAM
Ein Glas mit Wasser! —  
  DIE MAGD
Gleich! 
  ADAM
Kann ich euch gleichfalls —? 
  WALTER
Ich danke.  
  ADAM
Franz? oder Mos’ler? Was ihr wollt. 
  WALTER
verneigt sich; die Magd bringt Wasser und entfernt sich. NEUNTER AUFTRITT
WALTER, ADAM, FRAU MARTHE u. s. w. ohne die MAGD. ADAM
— Wenn ich freimĂĽthig reden darf, Ihr Gnaden, 
Die Sache eignet gut sich zum Vergleich.  
  WALTER
Sich zum Vergleich? Das ist nicht klar, Herr Richter. 
VernĂĽnft’ge Leute können sich vergleichen; 
Doch wie ihr den Vergleich schon wollt bewirken, 
Da noch durchaus die Sache nicht entworren, 
Das hätt’ ich wohl von euch zu hören Lust. 
Wie denkt ihr’s anzustellen, sagt mir an? 
Habt ihr ein Urtheil schon gefaĂźt?  
  ADAM
Mein Seel! 
Wenn ich, da das Gesetz im Stich mich läßt, 
Philosophie zu HĂĽlfe nehmen soll, 
So war’s — der Leberecht —  
  WALTER
Wer? 
  ADAM
Oder Ruprecht — 
  WALTER
Wer?  
  ADAM
Oder Lebrecht, der den Krug zerschlug. 
  WALTER
Wer also war’s? Der Lebrecht oder Ruprecht? 
Ihr greift, ich seh, mit eurem Urtheil ein, 
Wie eine Hand in einen Sack voll Erbsen.  
  ADAM
Erlaubt!  
  WALTER
Schweigt, schweigt, ich bitt’ euch. 
  ADAM
Wie ihr wollt. 
Auf meine Ehr, mir wär’s vollkommen recht, 
Wenn sie es alle beid’ gewesen wären.  
  WALTER
Fragt dort, so werdet ihr’s erfahren.  
  ADAM
Sehr gern. 
Doch wenn ihr’s heraus bekommt, bin ich ein Schuft. 
— Habt ihr das Protokoll da in Bereitschaft?  
  LICHT
Vollkommen.  
  ADAM
Gut. 
  LICHT
Und brech’ ein eignes Blatt mir, 
Begierig, was darauf zu stehen kommt.  
  ADAM
Ein eignes Blatt? Auch gut.  
  WALTER
Sprich dort, mein Kind. 
  ADAM
Sprich, Evchen, hörst du, sprich jetzt, Jungfer Evchen! 
Gieb Gotte, hörst du, Herzchen, gieb, mein Seel, 
Ihm und der Welt, gieb ihm was von der Wahrheit. 
Denk, daĂź du hier vor Gottes Richtstuhl bist, 
Und daĂź du deinen Richter nicht mit Läugnen, 
Und Plappern, was zur Sache nicht gehört, 
BetrĂĽben muĂźt. Ach, was! Du bist vernĂĽnftig. 
Ein Richter immer, weiĂźt du, ist ein Richter, 
Und Einer braucht ihn heut, und Einer morgen. 
Sagst du, daĂź es der Lebrecht war: nun gut; 
Und sagst du, daĂź es Ruprecht war: auch gut! 
Sprich so, sprich so, ich bin kein ehrlicher Kerl, 
Es wird sich Alles, wie du’s wĂĽnschest finden. 
Willst du mir hier von einem andern trätschen, 
Und dritten etwa, dumme Namen nennen: 
Sieh, Kind, nimm dich in Acht, ich sag’ nichts weiter. 
In Huisum, hol’s der Henker, glaubt dir’s keiner, 
Und Keiner, Evchen, in den Niederlanden, 
Du weiĂźt, die weiĂźen Wände zeugen nicht, 
Der auch wird zu vertheidigen sich wissen: 
Und deinen Ruprecht holt die Schwerenoth! 
  WALTER
Wenn ihr doch eure Reden lassen wolltet. 
Geschwätz, gehauen nicht und nicht gestochen.  
  ADAM
Verstehen’s Ew. Gnaden nicht?  
  WALTER
Macht fort! 
Ihr habt zulängst hier auf dem Stuhl gesprochen.  
  ADAM
Auf Ehr! Ich habe nicht studirt, Ew. Gnaden. 
Bin ich euch Herrn aus Utrecht nicht verständlich, 
Mit diesem Volk vielleicht verhält sich’s anders: 
Die Jungfer weiĂź, ich wette, was ich will.  
  FRAU MARTHE
Was soll das? Dreist heraus jetzt mit der Sprache!  
  EVE
O liebste Mutter!  
  FRAU MARTHE
Du —! Ich rathe dir! 
  RUPRECHT
Mein Seel, ’s ist schwer, Frau Marthe, dreist zu sprechen, 
Wenn das Gewissen an der Kehl’ uns sitzt.  
  ADAM
Schweig’ er jetzt, Nas’weis, mucks’ er nicht.  
  FRAU MARTHE
Wer war’s? 
  EVE
O Jesus!  
  FRAU MARTHE
Maulaffe, der! Der niederträchtige! 
O Jesus! Als ob sie eine Hure wäre. 
War’s der Herr Jesus?  
  ADAM
Frau Marthe! Unvernunft! 
Was das fĂĽr —! LaĂź sie die Jungfer doch gewähren! 
Das Kind einschrecken — Hure — Schaafsgesicht! 
So wird’s uns nichts. Sie wird sich schon besinnen. 
  RUPRECHT
O ja, besinnen.  
  ADAM
Flaps dort, schweig er jetzt. 
  RUPRECHT
Der Flickschuster wird ihr schon einfallen.  
  ADAM
Der Satan! Ruft den BĂĽttel! He! Hanfriede!  
  RUPRECHT
Nun, nun! Ich schweig’, Herr Richter, laĂźt’s nur sein. 
Sie wird euch schon auf meinen Nahmen kommen.  
  FRAU MARTHE
Hör du, mach mir hier kein Spektakel, sag’ ich. 
Hör, neun und vierzig bin ich alt geworden 
In Ehren: funfzig möcht’ ich gern erleben. 
Den dritten Februar ist mein Geburtstag; 
Heut ist der erste. Mach es kurz. Wer war’s?  
  ADAM
Gut, meinethalben! Gut, Frau Marthe Rull!  
  FRAU MARTHE
Der Vater sprach, als er verschied: Hör’, Marthe, 
Dem Mädel schaff mir einen wackern Mann; 
Und wird sie eine liederliche Metze, 
So gieb dem Todtengräber einen Groschen, 
Und laĂź mich wieder auf den RĂĽcken legen: 
Mein Seel, ich glaub ich kehr’ im Grab mich um.  
  ADAM
Nun, das ist auch nicht ĂĽbel.  
  FRAU MARTHE
Willst du Vater 
Und Mutter jetzt, mein Evchen, nach dem vierten 
Gebot hoch ehren, gut, so sprich: in meine Kammer 
LieĂź ich den Schuster, oder einen dritten, 
Hörst du? Der Bräut’gam aber war es nicht. 
  RUPRECHT
Sie jammert mich. LaĂźt doch den Krug, ich bitt’ euch; 
Ich will’n nach Utrecht tragen. Solch’ ein Krug — 
Ich wollt’ ich hätt’ ihn nur entzwei geschlagen.  
  EVE
UnedelmĂĽth’ger, du! Pfui, schäme dich, 
DaĂź du nicht sagst, gut, ich zerschlug den Krug! 
Pfui, Ruprecht, pfui, o schäme dich, daĂź du 
Mir nicht in meiner That vertrauen kannst. 
Gab’ ich die Hand dir nicht, und sagte, ja, 
Als du mich fragtest, Eve, willst du mich? 
Meinst du, daĂź du den Flickschuster nicht werth bist? 
Und hättest du durch’s SchlĂĽsselloch mich mit 
Dem Lebrecht aus dem Kruge trinken sehen, 
Du hättest denken sollen: Ev’ ist brav, 
Es wird sich alles ihr zum Ruhme lösen, 
Und ist’s im Leben nicht, so ist es jenseits, 
Und wenn wir auferstehn ist auch ein Tag.  
  RUPRECHT
Mein Seel, das dauert mir zu lange, Evchen. 
Was ich mit Händen greife, glaub’ ich gern.  
  EVE
Gesetzt, es wär der Leberecht gewesen, 
Warum — des Todes will ich ewig sterben, 
Hätt’ ich’s dir Einzigem nicht gleich vertraut; 
Jedoch warum vor Nachbarn, Knecht und Mägden — 
Gesetzt, ich hätte Grund, es zu verbergen, 
Warum, o Ruprecht, sprich, warum nicht sollt’ ich, 
Auf dein Vertraun hin sagen, daĂź du’s warst? 
Warum nicht sollt’ ich’s? Warum sollt’ ich’s nicht?  
  RUPRECHT
Ei, so zum Henker, sag’s, es ist mir Recht, 
Wenn du die Fiedel dir ersparen kannst.  
  EVE
O du Abscheulicher! Du Undankbarer! 
Werth, daĂź ich mir die Fiedel spare! Werth, 
DaĂź ich mit einem Wort zu Ehren mich, 
Und dich in ewiges Verderben bringe.  
  WALTER
Nun —? Und dies einz’ge Wort —? Halt uns nicht auf. 
Der Ruprecht also war es nicht?  
  EVE
Nein gnäd’ger Herr, weil ers denn selbst so will, 
Um seinetwillen nur verschwieg ich es: 
Den irdnen Krug zerschlug der Ruprecht nicht, 
Wenn er’s euch selber läugnet, könnt ihr’s glauben.  
  FRAU MARTHE
Eve! Der Ruprecht nicht?  
  EVE
Nein, Mutter, nein! 
Und wenn ich’s gestern sagte, war’s gelogen.  
  FRAU MARTHE
Hör, dir zerschlag’ ich alle Knochen! 
 
Sie setzt den Krug nieder. EVE
Thut, was ihr wollt.  
  WALTER
drohend.
Frau Marthe! 
  ADAM
He! Der BĂĽttel! —  SchmeiĂźt sie heraus dort, die verwĂĽnschte Vettel! Warum soll’s Ruprecht just gewesen sein. Hat sie das Licht dabei gehalten, was? Die Jungfer, denk’ ich, wird es wissen mĂĽssen: Ich bin ein Schelm, wenn’s nicht der Lebrecht war.  FRAU MARTHE
War es der Lebrecht etwa? War’s der Lebrecht?  
  ADAM
Sprich, Evchen, war’s der Lebrecht nicht, mein Herzchen?  
  EVE
Er Unverschämter, er! Er Niederträcht’ger! 
Wie kann er sagen, daĂź es Lebrecht —  
  WALTER
Jungfer! 
Was untersteht sie sich? Ist das mir der 
Respekt, den sie dem Richter schuldig ist?  
  EVE
Ei, was! Der Richter dort! Werth, selbst vor dem 
Gericht, ein armer SĂĽnder, dazustehn — 
— Er, der wohl besser weiĂź, wer es gewesen! 
sich zum Dorfrichter wendend: 
Hat er den Lebrecht in die Stadt nicht gestern 
Geschickt nach Utrecht, vor die Commission, 
Mit dem Attest, der die Rekruten aushebt? 
Wie kann er sagen, daĂź es Lebrecht war, 
Wenn er wohl weiĂź, daĂź der in Utrecht ist?  
  ADAM
Nun wer denn sonst? Wenn’s Lebrecht nicht, zum Henker — 
Nicht Ruprecht ist, nicht Lebrecht ist — — Was machst du?  
  RUPRECHT
Mein Seel’, Herr Richter Adam, laĂźt euch sagen, 
Hierin mag doch die Jungfer just nicht lĂĽgen, 
Dem Lebrecht bin ich selbst begegnet gestern, 
Als er nach Utrecht ging, frĂĽh war’s Glock acht, 
Und wenn er auf ein Fuhrwerk sich nicht lud, 
Hat sich der Kerl, krummbeinig wie er ist, 
Glock zehn Uhr Nachts noch nicht zurĂĽck gehaspelt. 
Es kann ein dritter wohl gewesen sein.  
  ADAM
Ach, was! Krummbeinig! Schaafsgesicht! Der Kerl 
Geht seinen Stiefel, der, trotz Einem. 
Ich will von ungespaltnem Leibe sein, 
Wenn nicht ein Schäferhund von mäß’ger Größe 
MuĂź seinen Trab gehn, mit ihm fortzukommen.  
  WALTER
Erzähl’ den Hergang uns.  
  ADAM
Verzeih’n Ew. Gnaden! 
Hierauf wird euch die Jungfer schwerlich dienen.  
  WALTER
Nicht dienen? Mir nicht dienen? Und warum nicht?  
  ADAM
Ein twatsches Kind. Ihr seht’s. Gut, aber twatsch. 
Blutjung, gefirmelt kaum; das schämt sich noch, 
Wenn’s einen Bart von weitem sieht. So’n Volk, 
Im Finstern leiden sie’s, und wenn es Tag wird, 
So läugnen sie’s vor ihrem Richter ab.  
  WALTER
Ihr seid sehr nachsichtsvoll, Herr Richter Adam, 
Sehr mild, in allem, was die Jungfer angeht.  
  ADAM
Die Wahrheit euch zu sagen, Herr Gerichtsrath, 
Ihr Vater war ein guter Freund von mir. 
Wollen Ew. Gnaden heute huldreich sein, 
So thun wir hier nicht mehr, als unsre Pflicht, 
Und lassen seine Tochter gehn.  
  WALTER
Ich spĂĽre groĂźe Lust in mir, Herr Richter, 
Der Sache völlig auf den Grund zu kommen. — 
Sei dreist, mein Kind; sag, wer den Krug zerschlagen. 
Vor niemand stehst du, in dem Augenblick, 
Der einen Fehltritt nicht verzeihen könnte.  
  EVE
Mein lieber, wĂĽrdiger und gnäd’ger Herr, 
ErlaĂźt mir, euch den Hergang zu erzählen. 
Von dieser Weig’rung denkt uneben nicht. 
Es ist des Himmels wunderbare FĂĽgung, 
Die mir den Mund in dieser Sache schlieĂźt. 
DaĂź Ruprecht jenen Krug nicht traf, will ich 
Mit einem Eid, wenn ihr’s verlangt, 
Auf heiligem Altar bekräftigen. 
Jedoch die gestrige Begebenheit, 
Mit jedem andern Zuge, ist mein eigen, 
Und nicht das ganze GarnstĂĽck kann die Mutter, 
Um eines einz’gen Fadens willen, fordern, 
Der, ihr gehörig, durch’s Gewebe läuft. 
Ich kann hier, wer den Krug zerschlug, nicht melden, 
Geheimnisse, die nicht mein Eigenthum, 
MĂĽĂźt’ ich, dem Kruge völlig fremd, berĂĽhren. 
FrĂĽh oder spät, will ich’s ihr anvertrauen, 
Doch hier das Tribunal ist nicht der Ort, 
Wo sie das Recht hat, mich darnach zu fragen.  
  ADAM
Nein,
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