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was glaubst denn? Meinst, es ist jeder so keck wie du? DER GATTE

Aber es kommt doch vor.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Natürlich kommt’s vor.

DER GATTE

Na, was machst du da?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Na, nichts — Keine Antwort geb’ ich halt.

DER GATTE

Hm... mir hast du aber eine Antwort gegeben.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Na sind S’ vielleicht bös?

DER GATTE
kĂĽĂźt sie heftig.

Deine Lippen schmecken nach dem Obersschaum.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Oh, die sind von Natur aus sĂĽĂź.

DER GATTE

Das haben dir schon viele gesagt?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Viele!! Was du dir wieder einbildest!

DER GATTE

Na, sei einmal ehrlich. Wie viele haben den Mund da schon gekĂĽĂźt?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Was fragst mich denn? Du möchtest mir’s ja doch nicht glauben, wenn ich dir’s sag’!

DER GATTE

Warum denn nicht?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Rat einmal.

DER GATTE

Na, sagen wir, — aber du darfst nicht bös sein?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Warum sollt’ ich denn bös sein?

DER GATTE

Also ich schätze... zwanzig.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL
sich von ihm losmachend.

Na — warum nicht gleich hundert?

DER GATTE

Ja, ich hab’ eben geraten.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Da hast du aber nicht gut geraten.

DER GATTE

Also zehn.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL
beleidigt.

Freilich. Eine, die sich auf der Gassen anreden läßt und gleich mitgeht ins Chambre séparée!

DER GATTE

Sei doch nicht so kindisch. Ob man auf der Straßen herumläuft oder in einem Zimmer sitzt... Wir sind doch da in einem Gasthaus. Jeden Moment kann der Kellner hereinkommen — da ist doch wirklich gar nichts dran...

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Das hab’ ich mir eben auch gedacht.

DER GATTE

Warst du schon einmal in einem Chambre séparée?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Also, wenn ich die Wahrheit sagen soll: ja.

DER GATTE

Siehst du, das g’fallt mir, daß du doch wenigstens aufrichtig bist.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Aber nicht so — wie du dir’s wieder denkst. Mit einer Freundin und ihrem Bräutigam bin ich im Chambre séparée gewesen, heuer im Fasching einmal.

DER GATTE

Es wär’ ja auch kein Malheur, wenn du einmal — mit deinem Geliebten —

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Natürlich wär’s kein Malheur. Aber ich hab’ kein Geliebten.

DER GATTE

Na, geh.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Meiner Seel, ich hab’ keinen.

DER GATTE

Aber du wirst mir doch nicht einreden wollen, daĂź ich...

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Was denn?... Ich hab’ halt keinen — schon seit mehr als einem halben Jahr.

DER GATTE

Ah so... Aber vorher? Wer war’s denn?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Was sind S’ denn gar so neugierig?

DER GATTE

Ich bin neugierig, weil ich dich liebhab’.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Is wahr?

DER GATTE

Freilich. Das mußt du doch merken. Erzähl mir also.

DrĂĽckt sie fest an sich. DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Was soll ich dir denn erzählen?

DER GATTE

So laß dich doch nicht so lang bitten. Wer’s gewesen ist, möcht ich wissen.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL
lachend.

Na ein Mann halt.

DER GATTE

Also — also — wer war’s?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Ein bissel ähnlich hat er dir gesehen.

DER GATTE

So.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Wenn du ihm nicht so ähnlich schauen tät’st —

DER GATTE

Was wär’ dann?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Na also frag nicht, wennst schon siehst, daĂź...

DER GATTE
versteht.

Also darum hast du dich von mir anreden lassen.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Na also ja.

DER GATTE

Jetzt weiß ich wirklich nicht, soll ich mich freuen oder soll ich mich ärgern.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Na, ich an deiner Stell tät’ mich freuen.

DER GATTE

Na ja.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Und auch im Reden erinnerst du mich so an ihn... und wie du einen anschaust...

DER GATTE

Was ist er denn gewesen?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Nein, die Augen —

DER GATTE

Wie hat er denn geheiĂźen?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Nein, schau mich nicht so an, ich bitt’ dich.

Der Gatte umfängt sie. Langer, heißer Kuß. Das süsse Mädel schüttelt sich, will aufstehen. DER GATTE

Warum gehst du fort von mir?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Es wird Zeit zum Z’hausgehen.

DER GATTE

Später.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Nein, ich muĂź wirklich schon zuhaus gehen. Was glaubst denn, was die Mutter sagen wird.

DER GATTE

Du wohnst bei deiner Mutter?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Natürlich wohn’ ich bei meiner Mutter. Was hast denn geglaubt?

DER GATTE

So — bei der Mutter. Wohnst du allein mit ihr?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Ja freilich allein! Fünf sind wir! Zwei Buben und noch zwei Mädeln.

DER GATTE

So setz dich doch nicht so weit fort von mir. Bist du die älteste?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Nein, ich bin die zweite. Zuerst kommt die Kathi; die ist im G’schäft, in einer Blumenhandlung, dann komm’ ich.

DER GATTE

Wo bist du?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Na ich bin z’haus.

DER GATTE

Immer?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Es muß doch eine z’haus sein.

DER GATTE

Freilich. Ja — und was sagst du denn eigentlich deiner Mutter, wenn du — so spät nach Haus kommst?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Das ist ja so eine Seltenheit.

DER GATTE

Also heut zum Beispiel. Deine Mutter fragt dich doch?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Natürlich fragt’s mich. Da kann ich Obacht geben so viel ich will — wenn ich nach Haus komm’, wacht s’ auf.

DER GATTE

Also was sagst du ihr da?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Na, im Theater werd’ ich halt gewesen sein.

DER GATTE

Und glaubt sie das?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Na, warum soll s’ mir denn nicht glauben? Ich geh’ ja oft ins Theater. Erst am Sonntag war ich in der Oper mit meiner Freundin und ihrem Bräutigam und mein ältern Bruder.

DER GATTE

Woher habt ihr denn da die Karten?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Aber, mein Bruder ist ja Friseur!

DER GATTE

Ja, die Friseure... ah, wahrscheinlich Theaterfriseur.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Was fragst mich denn so aus?

DER GATTE

Es interessiert mich halt. Und was ist denn der andere Bruder?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Der geht noch in die Schul’. Der will ein Lehrer werden. Nein... so ’was!

DER GATTE

Und dann hast du noch eine kleine Schwester?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Ja, die ist noch ein Fratz, aber auf die muß man schon heut so aufpassen. Hast du denn eine Idee, wie die Mädeln in der Schule verdorben werden! Was glaubst! Neulich hab’ ich sie bei einem Rendezvous erwischt.

DER GATTE

Was?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Ja! mit einem Buben von der Schul’ vis-á-vis ist sie abends um halber acht in der Strozzigasse spazierengegangen. So ein Fratz!

DER GATTE

Und, was hast du da gemacht?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Na, Schläg hat s’ kriegt!

DER GATTE

So streng bist du?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Na, wer solls denn sein? Die ältere ist im G’schäft, die Mutter tut nichts als raunzen; — kommt immer alles auf mich.

DER GATTE

Herrgott, bist du lieb! Küßt sie und wird zärtlicher. Du erinnerst mich auch an wen.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

So an wen denn?

DER GATTE

An keine bestimmte... an die Zeit... na, halt an meine Jugend. Geh, trink, mein Kind!

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Ja, wie alt bist du denn?... Du... ja... ich weiĂź ja nicht einmal, wie du heiĂźt.

DER GATTE

Karl.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Ist’s möglich! Karl heißt du?

DER GATTE

Er hat auch Karl geheiĂźen?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Nein, das ist aber schon das reine Wunder... das ist ja nein die Augen... Das G’schau...

schĂĽttelt den Kopf. DER GATTE

Und wer er war — hast du mir noch immer nicht gesagt.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Ein schlechter Mensch ist er gewesen — das ist g’wiß, sonst hätt’ er mich nicht sitzen lassen.

DER GATTE

Hast ihn sehr gern g’habt?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Freilich hab’ ich ihn gern g’habt.

DER GATTE

Ich weiĂź, was er war, Leutnant.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Nein, bei Militär war er nicht. Sie haben ihn nicht genommen. Sein Vater hat ein Haus in der... aber was brauchst du das zu wissen?

DER GATTE
kĂĽĂźt sie.

Du hast eigentlich graue Augen, anfangs hab’ ich gemeint, sie sind schwarz.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Na sind’s dir vielleicht nicht schön genug?

Der Gatte kĂĽĂźt ihre Augen.

Nein, nein — das vertrag’ ich schon gar nicht... o bitt’ dich — o Gott... nein, laĂź mich aufstehn... nur fĂĽr einen Moment — bitt’ dich.

DER GATTE
immer zärtlicher.

O nein.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Aber ich bitt’ dich, Karl...

DER GATTE

Wie alt bist du? — achtzehn, was?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Neunzehn vorbei.

DER GATTE

Neunzehn... und ich —

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Du bist dreiĂźig...

DER GATTE

Und einige drüber. — Reden wir nicht davon.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Er war auch schon zweiunddreißig, wie ich ihn kennen gelernt hab’.

DER GATTE

Wie lang ist das her?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Ich weiĂź nimmer... Du, in dem Wein muĂź was drin gewesen sein.

DER GATTE

Ja, warum denn?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Ich bin ganz... weißt — mir dreht sich alles.

DER GATTE

So halt dich fest an mich. So... Er drückt sie an sich und wird immer zärtlicher, sie wehrt kaum ab. Ich werd’ dir was sagen, mein Schatz, wir könnten jetzt wirklich gehn.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Ja... nach Haus.

DER GATTE

Nicht grad nach Haus...

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Was meinst denn?... O nein, o nein... ich geh’ nirgends hin, was fallt dir denn ein —

DER GATTE

Also hör mich nur an, mein Kind, das nächste Mal, wenn wir uns treffen, weißt du, da richten wir uns das so ein, daß... Er ist zu Boden gesunken, hat seinen Kopf in ihrem Schoß. Das ist angenehm, oh, das ist angenehm.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Was machst denn? Sie küßt seine Haare. Du in dem Wein muß was drin gewesen sein — so schläfrig... du was g’schieht denn, wenn ich nimmer aufstehn kann? Aber, aber, schau, aber Karl... und wenn wer hereinkommt... ich bitt’ dich... der Kellner.

DER GATTE

Da... kommt sein Lebtag... kein Kellner... herein...

Das süsse Mädel lehnt mit geschlossenen Augen in der Diwanecke. Der Gatte geht in dem kleinen Raum auf und ab, nachdem er sich eine Zigarette angezündet. Längeres Schweigen. DER GATTE
betrachtet das süße Mädel lange, für sich.

Wer weiß, was das eigentlich für eine Person ist — Donnerwetter... So schnell... War nicht sehr vorsichtig von mir... Hm...

DAS SĂśSSE MĂ„DEL
ohne die Augen zu öffnen.

In dem Wein muĂź was drin gewesen sein.

DER GATTE

Ja warum denn?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Sonst...

DER GATTE

Warum schiebst du denn alles auf den Wein?...

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Wo bist denn? Warum bist denn so weit? Komm doch zu mir.

Der Gatte zur ihr hin, setzt sich.

Jetzt sag mir, ob du mich wirklich gern hast.

DER GATTE

Das weiĂźt du doch... Er unterbricht sich rasch. Freilich.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

WeiĂźt... es ist doch... Geh, sag mir die Wahrheit, was war in dem Wein?

DER GATTE

Ja, glaubst du ich bin ein... ich bin ein Giftmischer?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Ja, schau, ich versteh’s halt nicht. Ich bin doch nicht so... Wir kennen uns doch erst seit... Du, ich bin nicht so... meiner Seel’ und Gott, — wenn du das von mir glauben tät’st —

DER GATTE

Ja — was machst du dir denn da für Sorgen. Ich glaub’ gar nichts schlechtes von dir. Ich glaub’ halt, daß du mich lieb hast.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Ja —

DER GATTE

Schließlich, wenn zwei junge Leut’ allein in einem Zimmer sind, und nachtmahlen und trinken Wein... es braucht gar nichts drin zu sein in dem Wein.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Ich hab’s ja auch nur so g’sagt.

DER GATTE

Ja warum denn?

DAS SĂśSSE MĂ„DEL
eher trotzig.

Ich hab’ mich halt g’schämt.

DER GATTE

Das ist lächerlich. Dazu liegt gar kein Grund vor. Um so mehr als ich dich an deinen ersten Geliebten erinnere.

DAS SĂśSSE MĂ„DEL

Ja.

DER GATTE

An

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