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DICHTER

Es wär mir lieber, du würdest jetzt nicht an ihn denken.

DAS SÜSSE MÄDEL

Geh... was machst denn... schau...

DER DICHTER

Wir können uns jetzt auch vorstellen, daß wir in einem Schloß in Indien sind.

DAS SÜSSE MÄDEL

Dort sind s’ gewiß nicht so schlimm wie du.

DER DICHTER

Wie blöd! Göttlich — Ah wenn du ahntest, was du für mich bist...

DAS SÜSSE MÄDEL

Na?

DER DICHTER

Stoß mich doch nicht immer weg; ich tu’ dir ja nichts — vorläufig.

DAS SÜSSE MÄDEL

Du, das Mieder tut mir weh.

DER DICHTER
einfach.

Zieh’s aus.

DAS SÜSSE MÄDEL

Ja. Aber du darfst deswegen nicht schlimm werden.

DER DICHTER

Nein.

Das süsse Mädel hat sich erhoben und zieht in der Dunkelheit ihr Mieder aus. DER DICHTER
der währenddessen auf dem Diwan sitzt:

Sag, interessiertes dich denn gar nicht, wie ich mit dem Zunamen heiß’?

DAS SÜSSE MÄDEL

Ja, wie heißt du denn?

DER DICHTER

Ich werd’ dir lieber nicht sagen, wie ich heiß’, sondern wie ich mich nenne.

DAS SÜSSE MÄDEL

Was ist denn da für ein Unterschied?

DER DICHTER

Na, wie ich mich als Schriftsteller nenne.

DAS SÜSSE MÄDEL

Ah, du schreibst nicht unter deinem wirklichen Namen?

Der Dichter nah zu ihr.

Ah... geh!... nicht.

DER DICHTER

Was einem da für ein Duft entgegensteigt. Wie süß.

Er küßt ihren Busen. DAS SÜSSE MÄDEL

Du zerreißt ja mein Hemd.

DER DICHTER

Weg... weg... alles das ist überflüssig.

DAS SÜSSE MÄDEL

Aber Robert!

DER DICHTER

Und jetzt komm in unser indisches Schloß.

DAS SÜSSE MÄDEL

Sag mir zuerst, ob du mich wirklich liebhast.

DER DICHTER

Aber ich bete dich ja an. Küßt sie heiß. Ich bete dich ja an, mein Schatz, mein Frühling... mein...

DAS SÜSSE MÄDEL

Robert... Robert...!

DER DICHTER

Das war überirdische Seligkeit... Ich nenne mich...

DAS SÜSSE MÄDEL

Robert, oh mein Robert!

DER DICHTER

Ich nenne mich Biebitz.

DAS SÜSSE MÄDEL

Warum nennst du dich Biebitz?

DER DICHTER

Ich heiße nicht Biebitz — ich nenne mich so... nun, kennst du den Namen vielleicht nicht?

DAS SÜSSE MÄDEL

Nein.

DER DICHTER

Du kennst den Namen Biebitz nicht? Ah — göttlich! Wirklich? Du sagst es nur, daß du ihn nicht kennst, nicht wahr?

DAS SÜSSE MÄDEL

Meiner Seel, ich hab’ ihn nie gehört!

DER DICHTER

Gehst du denn nie ins Theater?

DAS SÜSSE MÄDEL

Oh ja — ich war erst neulich mit einem — weißt, mit dem Onkel von meiner Freundin und meiner Freundin sind wir in der Oper gewesen bei der Cavalleria.

DER DICHTER

Hm, also ins Burgtheater gehst du nie.

DAS SÜSSE MÄDEL

Da krieg ich nie Karten geschenkt.

DER DICHTER

Ich werde dir nächstens eine Karte schicken.

DAS SÜSSE MÄDEL

Oh ja! Aber nicht vergessen! Zu was Lustigem aber.

DER DICHTER

Ja... lustig... zu was Traurigem willst du nicht gehn?

DAS SÜSSE MÄDEL

Nicht gern.

DER DICHTER

Auch wenn’s ein Stück von mir ist.

DAS SÜSSE MÄDEL

Geh — ein Stück von dir? Du schreibst fürs Theater?

DER DICHTER

Erlaube, ich will nur Licht machen. Ich habe dich noch nicht gesehen, seit du meine Geliebte bist. — Engel!

Er zündet eine Kerze an. DAS SÜSSE MÄDEL

Geh, ich schäm’ mich ja. Gib mir wenigstens eine Decke.

DER DICHTER

Später!

Er kommt mit dem Licht zu ihr, betrachtet sie lang. DAS SÜSSE MÄDEL
bedeckt ihr Gesicht mit den Händen.

Geh, Robert!

DER DICHTER

Du bist schön, du bist die Schönheit, du bist vielleicht sogar die Natur, du bist die heilige Einfalt.

DAS SÜSSE MÄDEL

Oh weh, du tropfst mich ja an! Schau, was gibst denn nicht acht!

DER DICHTER
stellt die Kerze weg.

Du bist das, was ich seit langem gesucht habe. Du liebst nur mich, du würdest mich auch lieben, wenn ich Schnittwarenkommis wäre. Das tut wohl. Ich will dir gestehen, daß ich einen gewissen Verdacht bis zu diesem Moment nicht losgeworden bin. Sag ehrlich, hast du nicht geahnt, daß ich Biebitz bin?

DAS SÜSSE MÄDEL

Aber geh, ich weiß gar nicht, was du von mir willst. Ich kenn’ ja gar kein Biebitz.

DER DICHTER

Was ist der Ruhm! Nein, vergiß, was ich gesagt habe, vergiß sogar den Namen, den ich dir gesagt hab’. Robert bin ich und will ich für dich bleiben. Ich hab’ auch nur gescherzt. Leicht. Ich bin ja nicht Schriftsteller, ich bin Commis und am Abend spiel’ ich bei Volkssängern Klavier.

DAS SÜSSE MÄDEL

Ja, jetzt kenn’ ich mich aber nicht mehr aus... nein, und wie du einen nur anschaust. Ja, was ist denn, ja was hast denn?

DER DICHTER

Es ist sehr sonderbar — was mir beinah noch nie passiert ist, mein Schatz, mir sind die Tränen nah. Du ergreifst mich tief. Wir wollen zusammenbleiben, ja? Wir werden einander sehr liebhaben.

DAS SÜSSE MÄDEL

Du, ist das wahr mit den Volkssängern?

DER DICHTER

Ja, aber frag nicht weiter. Wenn du mich liebhast, frag überhaupt nichts. Sag, kannst du dich auf ein paar Wochen ganz frei machen?

DAS SÜSSE MÄDEL

Wieso ganz frei?

DER DICHTER

Nun, vom Hause weg?

DAS SÜSSE MÄDEL

Aber!! Wie kann ich das! Was möcht’ die Mutter sagen? Und dann, ohne mich ging ja alles schief zu Haus.

DER DICHTER

Ich hatte es mir schön vorgestellt, mit dir zusammen, allein mit dir, irgendwo in der Einsamkeit draußen, im Wald, in der Natur ein paar Wochen zu leben. Natur... in der Natur. Und dann, eines Tages adieu — voneinander gehen, ohne zu wissen, wohin.

DAS SÜSSE MÄDEL

Jetzt red’st schon vom Adieusagen! Und ich hab’ gemeint, daß du mich so gern hast.

DER DICHTER

Gerade darum — beugt sich zu ihr und küßt sie auf die Stirn. Du süßes Geschöpf!

DAS SÜSSE MÄDEL

Geh, halt mich fest, mir ist so kalt.

DER DICHTER

Es wird Zeit sein, daß du dich ankleidest. Warte, ich zünde dir noch ein paar Kerzen an.

DAS SÜSSE MÄDEL
erhebt sich.

Nicht herschauen.

DER DICHTER

Nein. Am Fenster. Sag mir, mein Kind, bist du glücklich?

DAS SÜSSE MÄDEL

Wie meinst das?

DER DICHTER

Ich mein’ im allgemeinen, ob du glücklich bist?

DAS SÜSSE MÄDEL

Es könnt schon besser gehen.

DER DICHTER

Du mißverstehst mich. Von deinen häuslichen Verhältnissen hast du mir ja schon genug erzählt. Ich weiß, daß du keine Prinzessin bist. Ich mein’, wenn du von alledem absiehst, wenn du dich einfach leben spürst. Spürst du dich überhaupt leben?

DAS SÜSSE MÄDEL

Geh, hast kein Kamm?

DER DICHTER
geht zum Toilettentisch, gibt ihr den Kamm, betrachtet das süße Mädel.

Herrgott, siehst du so entzückend aus!

DAS SÜSSE MÄDEL

Na... nicht!

DER DICHTER

Geh, bleib noch da, bleib da, ich hol’ was zum Nachtmahl und...

DAS SÜSSE MÄDEL

Aber es ist ja schon viel zu spät.

DER DICHTER

Es ist noch nicht neun.

DAS SÜSSE MÄDEL

Na, sei so gut, da muß ich mich aber tummeln.

DER DICHTER

Wann werden wir uns denn wiedersehen?

DAS SÜSSE MÄDEL

Na, wann willst mich denn wiedersehen?

DER DICHTER

Morgen.

DAS SÜSSE MÄDEL

Was ist denn morgen für ein Tag?

DER DICHTER

Samstag.

DAS SÜSSE MÄDEL

Oh da kann ich nicht, da muß ich mit meiner kleinen Schwester zum Vormund.

DER DICHTER

Also Sonntag... hm... Sonntag... am Sonntag... jetzt werd’ ich dir was erklären. — Ich bin nicht Biebitz, aber Biebitz ist mein Freund. Ich werd’ dir ihn einmal vorstellen. Aber Sonntag ist das Stück von Biebitz, — ich werd’ dir eine Karte schicken und werde dich dann vom Theater abholen. Du wirst mir sagen, wie dir das Stück gefallen hat, ja?

DAS SÜSSE MÄDEL

Jetzt, die G’schicht mit dem Biebitz — da bin ich schon ganz blöd.

DER DICHTER

Völlig werd’ ich dich erst kennen, wenn ich weiß, was du bei diesem Stück empfunden hast.

DAS SÜSSE MÄDEL

So... ich bin fertig.

DER DICHTER

Komm, mein Schatz!

Sie gehen.
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Nazwa organizacji: Fundacja Nowoczesna Polska
Każda wpłacona kwota zostanie przeznaczona na rozwój Wolnych Lektur.
DER DICHTER UND DIE SCHAUSPIELERIN
Ein Zimmer in einem Gasthof auf dem Land. Es ist ein Frühlingsabend, über den Wiesen und Hügeln liegt der Mond, — die Fenster stehen offen. Große Stille. Der Dichter und die Schauspielerin treten ein, — wie sie hereintreten, verlöscht das Licht, das der Dichter in der Hand hält. DICHTER

Oh...

SCHAUSPIELERIN

Was ist denn?

DICHTER

Das Licht. — Aber wir brauchen keins. Schau, es ist ganz hell. Wunderbar!

Schauspielerin sinkt am Fenster plötzlich nieder mit gefalteten Händen. DICHTER

Was hast du denn?

Schauspielerin schweigt. DICHTER
zu ihr hin:

Was machst du denn?

SCHAUSPIELERIN
empört:

Siehst du nicht, daß ich bete? —

DICHTER

Glaubst du an Gott?

SCHAUSPIELERIN

Gewiß, ich bin ja kein blasser Schurke.

DICHTER

Ach so!

SCHAUSPIELERIN

Komm doch zu mir, knie dich neben mich hin. Kannst wirklich auch einmal beten. Wird dir keine Perle aus der Krone fallen.

Dichter kniet neben sie hin und umfaßt sie. SCHAUSPIELERIN

Wüstling! — Erhebt sich. Und weißt du auch, zu wem ich gebetet habe?

DICHTER

Zu Gott, nehm’ ich an.

SCHAUSPIELERIN
Großer Hohn.

Jawohl! Zu dir hab’ ich gebetet.

DICHTER

Warum hast du denn da zum Fenster hinausgeschaut?

SCHAUSPIELERIN

Sag mir lieber, wo du mich da hingeschleppt hast, Verführer!

DICHTER

Aber Kind, das war ja deine Idee. Du wolltest ja aufs Land — und gerade hieher.

SCHAUSPIELERIN

Nun, hab’ ich nicht recht gehabt?

DICHTER

Gewiß, es ist ja entzückend hier. Wenn man bedenkt, zwei Stunden von Wien — und die völlige Einsamkeit. Und was für eine Gegend!

SCHAUSPIELERIN

Was? Da könntest du wohl mancherlei dichten, wenn du zufällig Talent hättest.

DICHTER

Warst du hier schon einmal?

SCHAUSPIELERIN

Ob ich hier schon war? Ha! Hier hab’ ich jahrelang gelebt!

DICHTER

Mit wem?

SCHAUSPIELERIN

Nun, mit Fritz natürlich.

DICHTER

Ach so!

SCHAUSPIELERIN

Den Mann hab’ ich wohl angebetet! —

DICHTER

Das hast du mir bereits erzählt.

SCHAUSPIELERIN

Ich bitte — ich kann auch wieder gehen, wenn ich dich langweile!

DICHTER

Du mich langweilen?... Du ahnst ja gar nicht, was du für mich bedeutest... Du bist eine Welt für sich... Du bist das Göttliche, du bist das Genie... Du bist — Du bist eigentlich die heilige Einfalt... Ja, du... Aber du solltest jetzt nicht von Fritz reden.

SCHAUSPIELERIN

Das war wohl eine Verirrung! Na! —

DICHTER

Es ist schön, daß du das einsiehst.

SCHAUSPIELERIN

Komm her, gib mir einen Kuß!

DICHTER küßt sie.

Jetzt wollen wir uns aber eine gute Nacht sagen! Leb wohl, mein Schatz!

DICHTER

Wie meinst du das?

SCHAUSPIELERIN

Nun, ich werde mich schlafen legen!

DICHTER

Ja — das schon, aber was das Gutenachtsagen anbelangt... Wo soll denn ich übernachten?

SCHAUSPIELERIN

Es gibt gewiß noch viele Zimmer in diesem Haus.

DICHTER

Die anderen haben aber keinen Reiz für mich. Jetzt werd’ ich übrigens Licht machen, meinst du nicht?

SCHAUSPIELERIN

Ja.

DICHTER
zündet das Licht an, das auf dem Nachtkästchen steht.

Was für ein hübsches Zimmer... und fromm sind die Leute hier. Lauter Heiligenbilder... Es wäre interessant, eine Zeit unter diesen Menschen zu verbringen... doch eine andre Welt. Wir wissen eigentlich so wenig von den andern.

SCHAUSPIELERIN

Rede keinen Stiefel und reiche mir lieber diese Tasche vom Tisch herüber.

DICHTER

Hier, meine Einzige!

Schauspielerin nimmt aus dem Täschchen ein kleines, gerahmtes Bildchen, stellt es auf das Nachtkästchen.

Was ist das?

SCHAUSPIELERIN
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