Die Novembernacht - Stanisław Wyspiański (darmowa biblioteka internetowa dla studentów .TXT) 📖
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- Autor: Stanisław Wyspiański
- Epoka: Modernizm
- Rodzaj: Dramat
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winden
Aus Totengrün im düstern Hain?
Kann ich dem Schicksalsruf entfliehen?
Kann ich entgehn der Hochzeitsnacht?
Ich muss in Gattenliebe glühen,
Verzaubert durch der Liebe Macht.
Ich brenne schon und es umfluten
Verschwiegen mich die heilgen Gluten
Und meine Sehnsucht ist erwacht.
DEMETER
Geliebte Tochter, lebe wohl;
Der Mutter Herz willst du verschmähen.
Nicht werd ich mehr der Haare Fluten
Zum Kranz dir flechten, nicht mehr sehen,
Wie deine jungfräulichen Glieder
Ein schön Gewand und Putz verziert.
Du lässt die Mutter, kehrst nicht wieder; —
Doch nimmt michs wunder, sieh, wie wird
Dein Antlitz purpurn und du glühst, —
Liebst du, da du versprochen bist?
KORA
O Mutter, ich vergeh vor Scham
Und meine Brust ein Glühen weitet,
Dass mir durch euch die Liebe kam; —
Da ihr die Gattin heut geleitet,
So brennen meine Wangen heiß.
Ja, Mutter, ja ich liebe, — weiß
Das eine nur, eins, dass ich liebe.
DEMETER
Wie kann ich diese Fesseln lösen?
KORA
Glaub nicht, sie drückten mich zu sehr.
DEMETER
Doch muss ich dich durch sie verlieren.
KORA
0 Mutter, — mit dem Sommer kehr
Auch ich zu dir zurück.
DEMETER
Bis dahin währt es lange Zeit.
KORA
Bis dahin weil ich fern und weit
Als Dienerin und Frau.
DEMETER
Du solltest mit der Mutter weilen
Frei und als Jungfrau, nicht als Magd
In Orkus’ Schattenreich.
KORA
O Mutter, du vergisst, wie reich
Die Liebe mich gemacht.
Die Flammen lodern, lass mich ziehen;
Leb wohl, und kommt der Frühling wieder,
Will ich im Sonnenlichte glühen. —
Ich steig zum Reich der Träume nieder.
DEMETER
Ins Reich der Stürme zieht es dich,
Wo keine Sonne scheint.
KORA
Jährt nur der blühnde Frühling sich,
Sind beide wir vereint.
Sie steht von Purpur übergossen.
Löst aus der Mutter Arm sich sacht,
Und ihre Glieder sind umflossen
Von einem Kleid aus Tau und Nacht.
Sie steht gar sinnend und die Augen
Sind fast mit Tränen angefüllt
Und auf der Stirn, der düstern, weißen
Und in den Augen kann man lesen,
Dass ein Geheimnis sie verhüllt,
Das ihr zu hüten war geheißen.
Und doch, es scheint, als ob die Träne,
Die ihre müden Wimpern feuchtet,
Von frohem Glanze wär erleuchtet.
Sie hebt den Finger jetzt zum Munde
Und gibt der Mutter solche Kunde:
KORA
Weißt du noch, Mutter, wie im Sommer
Ich lachend unter Blumen weilte
Und von den Feldern zu dir eilte
Im Blumenschmuck und sang und sprang?
DEMETER
Umsonst sprichst du vom Tag der Freude
Am Tag der Tränen, da du heute
Verlassen musst des Tages Licht.
Da deine Mutter dich verliert,
Weil Orkus dir den Brautkranz flicht
Und übern Styx dich mir entführt
Zum schwarzen Hadesthron.
KORA
O Mutter, Hymen wird mich leiten
Und meinen Hochzeitszug bereiten,
Die Hochzeitsfackeln werden lohn.
Den Dienern legt er duftge Kränze
Aufs Haar und stimmt das Hochzeitslied
Im Zuge an, da ich die Grenze
Beschreite und die Königin
Ins Land der Träume zieht.
DEMETER
Schlägst dir die Mutter aus dem Sinn;
Die Fackeln, die dir flammend leuchten,
Erlöschen auch.
KORA
Im Lenz, da Eiskristalle tauen,
Da erster, lauer Windesbauch
Das Feld bestreicht, wirst du mich schauen.
DEMETER
Du gehst, — die letzten Augenblicke
Darf ich dich lebend vor mir sehn.
KORA
Ich geh entgegen meinem Glücke.
DEMETER
Du gehst den Weg, den Tote gehn.
KORA
Will ein Geheimnis dir enthüllen:
Ich bin nicht arm, der Unterwelt
Geräumge weite Speicher füllen
Der Saaten und der Früchte viel.
Von jeder Frucht den Samen hält
Man dort verborgen, jedes Korn
Wird aufbewahrt, — ein ewger Born
Des ewgen Werdens. Sieh, ich will
Ans Licht sie bringen, sie zum Leben
Erwecken, dass sie Früchte geben.
DEMETER
Sieh, alle Triebe müssen sterben,
Da nächtens kalte Winde wehen.
Sieh, wie entblößt die Bäume stehen.
KORA
Gedenke, Mutter, früher Saat.
Ich muss von dannen, ich muss gehen,
Da ich zur Hüterin bestellt
Der Saaten bin, sie sammeln muss.
Dort unten, tief im Schoss, geschehen
Geheimnisvolle Dinge, die
Nicht ohne mich geschehen können.
DEMETER
Du strebst von mir, die Qualen brennen
Die Brust mir und mein Herz ist kalt;
Du gehst dahin, du fliehst, du eilst...
Mein sommerliches Gut verdirbt;
Du Mitleidslose, o du teilst
Den Jammer, dran das Herz mir stirbt,
Nicht und ich bin so arm und alt.
KORA
Noch ein Geheimnis, Mutter, sei
Dir offenbart: Ganz anders ist
Mein Land. Da schlummern ewge Kräfte,
Aus ihnen regt sich immer neu
Der junge Trieb, die frischen Säfte
Quellen empor und treiben Blüten.
Was lebt, ist dort im Keim gegründet
Und wartet, bis das Morgenrot
Die Stunde der Entfaltung kündet.
DEMETER
Doch alle jene, die verblühten,
Erleiden sie den frostgen Tod,
Den bitter, einsam herben...?
KORA
Was leben soll, muss sterben...
DEMETER
Zum Tode führst du alles, was
Dir untertan! Was deine Liebe
Vermag, erkannt ich nun und das
Verkündende Prophetenwort.
KORA
Wir werden, Mutter, auferstehen
Am großen Feiertag der Saat.
DEMETER
Mein Kind, der Fackelträger naht!!
Hymen kommt an der Spitze des Hochzeitszuges; alle tragen Fackeln, Musik; Kora wird umringt.
KORA
Noch dies Geheimnis, Mutter, höre:
Die Hand, die alle Grenzen steckt,
Vernichtet alles, was da lebt;
Doch neues Leben blüht und strebt
Aus dem gestorbnen; neuer Trieb
Erwacht, zu neuem Sein geweckt.
So fasst mich Trauer, da ich scheide,
Doch mein Geheimnis füllt mit Freude
Mich an und meines Hochzeitskleids
Bin ich wohl wert. — Genug des Leids,
Der Trauer und der Tränen.
DEMETER
Du Törin, niemand kehrt zurück
Aus jenem Reich, dem Untergang
Bist du durch deinen Schwur geweiht.
KORA