Darmowe ebooki » Tragedia » Die Novembernacht - Stanisław Wyspiański (darmowa biblioteka internetowa dla studentów .TXT) 📖

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class="verse">Glaubst du vielleicht, sie werden ... 
  JOHANNA
Siegen! 
  GROSSFÜRST
Du Polin. — Brütest Rache, kennst nur dies Gefühl! 
Du meinst wohl gar, ich werde ... 
  JOHANNA
Unterliegen!!! 
  GROSSFÜRST
Ah! —  
 
Eilt auf sie zu, um sie zu schlagen. JOHANNA
fällt bewusstlos in die Arme ihrer Damen. GROSSFÜRST
Vraiment, — c’est une dame. 
Je deviens Polonais, — und ich kämpfe. 
  KURUTA
salutiert
General Potocki mit dem Regiment 
Hat das Palais umzingelt, — die Kanonen 
Sind aufgefahren.  
  GROSSFÜRST
in höchster Angst
Wie? — Umzingelt!! — Mein 
Potocki?!  
  KURUTA
lacht
Nein, er kommt zu Hilfe. 
  GROSSFÜRST
Wie? 
Zu Hilfe? — Wie gemein. — Ach so, — — Nein, 
nein — 
Charmant garçon. 
  STANISLAUS GRAF POTOCKI
tritt ein
Bon soir, mon ami, cher prince! 
  GROSSFÜRST
Que dit-on 
De moi? — Varsovie va se taire! 
On parlera de vous auprès de l’empereur. 
Donnez l’ordre, mon vieux-beau — 
que la Pologne meurt! 
Marchez, — sur Varsovie, — et massacrez tout! 
  POTOCKI
schweigt; düster. GROSSFÜRST
Comment? — Tu restes muet?  
 
Zittert; blickt auf Johanna; schreit in höchster Angst
So wach doch auf, — du!! 
 

 

PERSONEN DER FÜNFTEN SZENE: Ein Schauspieler Erster, Satyr Zweiter, Satyr Dritter, Satyr General Chlopicki Leutnant Zajonczkowski Leutnant Dombrowski Nike der Napoleoniden Offiziere Publikum Bühnenarbeiter Volk IM THEATER ROZMAITOŚCI
Der Bühnnraum von hinten gesehen. Rückwände der Dekorationen; im Hintergrunde ist der Vorhang heruntergelassen. Satyrn aus einem Ballett, das getanzt werden soll, hängen Kulissen auf und plazieren Versatzstücke. Schauspieler im Kostüm ihrer Rollen. SCHAUSPIELER
auf der Bühne, hinter dem Vorhang; sagt an
Wir spielen eine Posse mit Gesang!  
  PUBLIKUM
im Zuschauerraum hinter dem Vorhang
Ja, mit Gesang!  
  SCHAUSPIELER
Mit Kudlicz als Mephisto! 
  PUBLIKUM
Hoch Kudlicz!  
  SCHAUSPIELER
Zwischendurch auch ein Couplet, 
Wie’s grade passt, — so a propos.  
  PUBLIKUM
Kudlicz! Couplets!  
  SCHAUSPIELER
Wir fangen an! 
 
Tritt ab, der Vorhang geht auf; man sieht den erleuchteten Zuschauerraum. PUBLIKUM
in den Logen und im Parterre, in reger Unterhaltung, steht in Gruppen, ohne sich um die Vorgänge auf der Bühne zu kümmern; auf der Bühne Fausts Studierzimmer FAUST
beschwört. MEPHISTO
steigt aus der Versenkung empor; Pantomime; Mephisto macht beschwörende Gesten, es erscheint VENUS-HELENA
einen Pokal in der Hand. FAUST
kniet vor der Erscheinung. MEPHISTO
nimmt den Pokal entgegen. VENUS-HELENA
verschwindet. MEPHISTO
reicht Faust den Pokal. FAUST
trinkt; sein schwarzer Mantel fällt ab; er steht verjüngt da. Ein Gazevorhang geht nieder und verdeckt den Zuschauerraum; auf der Bühne Umbau; Zwischenaktsmusik. ERSTER SATYR
springt am der Kulisse, weist aufs Publikum
Was denken die? —  
  ZWEITER SATYR
An andere Sachen. 
Nicht daran, was wir oben machen.  
  ERSTER SATYR
So müssen wir was Neues bringen, 
Die sollen staunen —  
  ZWEITER SATYR
Ha ha ha. 
  ERSTER SATYR
Pass nur gut auf, es wird gelingen 
Das lustige Allotria. 
Ich also bin der Großfürst, — du 
Der Grieche und mein Ohrenbläser. 
  ZWEITER SATYR
reicht ihm einen Frack
Der Frack!  
  ERSTER SATYR
ziehtden Frack an
Bind mir die Schärpe zu! 
 
im Befehlston
Die Pfoten weg!  
  ZWEITER SATYR
kichert ERSTER SATYR
Halts Maul! Steh still! 
 
Ducken sich hinter die Kulisse; inzwischen ist der Umbau beendet; die Bühne stellt den Platz vor dem Dome vor; der Vorhang geht auf und enthüllt den Zuschauerraum. GRETCHEN
tritt aus dem Dom. FAUST
nähert sich ihr
Mein schönes Fräulein, darf ich wagen, 
Meinen Arm und Geleit —? 
  GRETCHEN
Ich danke sehr. 
  FAUST
Will Ritterdienste Euch antragen, 
Als Eurer Tugend Schirm und Wehr. 
  GRETCHEN
Ich bitt Euch, lasst mich schon allein.  
  FAUST
Wie kann man so hartherzig sein?  
  GRETCHEN
Ich werde weich, wenn Ihr Euch trollt.  
 
Sie gehen vorüber. Nach ihrem Abgang springen die Satyrn auf die Bühne; leise Musik. ERSTER SATYR
als Großfürst
Was sagen denn die Polenmädchen 
Von mir? Sie sind bei Gott nicht faul!  
  ZWEITER SATYR
als Adjutant Kuruta
Sie singen überall im Städtchen, 
Hoheit hätt ein Kalmückenmaul. 
  ERSTER SATYR
Was sagen denn von mir die Polen? 
Raus mit der Sprache, du Genie. 
  ZWEITER SATYR
Sie reden —, mags der Teufel holen... 
  ERSTER SATYR
Wovon?!  
  ZWEITER SATYR
Von Hoheits Idiotie. 
  ERSTER SATYR
Wer sprach davon?  
  ZWEITER SATYR
Ich habs vergessen. 
  ERSTER SATYR
Verdienstkreuz erster! — Weißt du’s nun?! 
  ZWEITER SATYR
weist ins Publikum
Wenn Eure Hoheit denn geruhn 
Gnädigst gewahr zu werden dessen — 
Dort im Fauteuil.  
  ERSTER SATYR
Chłopicki? 
  ZWEITER SATYR
Stimmt. 
  PUBLIKUM
steht von den Plätzen auf, wird neugierig; der Gazevorhang fällt; auf der Bühne Umbau. SATYRN
verschwinden in den Kulissen; Zwischenaktsmusik. SCHAUSPIELER
läuft wütend auf der Biihne umher
Der Vorhang sollte doch gleich fallen 
Nach Faustens Abgang, — Schweinerei! 
Wo steckt der Kerl vom Vorhang wieder?! 
  ERSTER SATYR
Siehst du wohl, unsere Spielerei 
Hat ihm nicht sonderlich gefallen.  
  SCHAUSPIELER
Mir war doch, als ob jemand spielte?!  
  ERSTER SATYR
Ihm war so —! 
  ZWEITER SATYR
Gott, wie ist er bieder, 
Erkannte meinen Bocksfuß nicht. 
  SCHAUSPIELER
zu den Statisten
Antreten bitte zum Ballett! 
Und achtgegeben auf mein Zeichen!  
  ERSTER SATYR
zum zweiten
Vergiss nicht, mir den Helm zu reichen. 
Ich werd so tun, als fehlt mir was. 
Ein Legionär wird dann auf Richt 
Euch stramm in Reih und Gliede stehn. 
Ich werde fluchen, werde blass 
Vor Wut und reiß die Achselstücke 
Herunter; du wirst dieses sehn 
Und dich so räuspern: 
 
räuspert sich
Hm, hm, hm. 
 
Der Umbau ist inzwischen beendet; die Bühne stellt einen öffentlichen Platz vor; der Vorhang geht auf; der Zuschauerraum wird sichtbar; auf der Bühne Bürger und Bürgerinnen; wandeln auf und ab. SATYRN
ein Teil der Satyrn erscheint hinter den Kulissen im Zuschauerraum im Parterre. DRITTER SATYR
hinter dem Sessel Chłopickis
Weißt du noch auf dem Sächsischen Platze, 
Wie vor der Front 
Hoheit der Großfürst und Thronerbe 
Wie toll umhersprang, stampfte und stieß, 
Kaum vor Wut sich noch halten könnt, 
Und dann einem die Achselstücke 
Schäumend und rasend herunterriß 
Und mit den Füßen im Kot zertrat? — 
Da ward es still... 
Du aber blicktest von weitem zu, — 
Räuspertest dich... 
  CHŁOPICKI
räuspert sich laut. DRITTER SATYR
Plötzlich wandte er sich dann um 
Und der Degen in seiner Hand 
Zitterte, denn aller Augen waren 
Auf dich gebannt... 
  PUBLIKUM
wird auf Chłopicki aufmerksam. DRITTER SATYR
Er erkannte dich und wurde rot, 
Brummte dann etwas vor sich hin, 
Spornte sein Pferd und ritt davon. 
Und die Parade war aus.  
  SATYRN
lachen
Haha — haha 
Beinahe ward er toll.  
  DRITTER SATYR
Denn er hat Angst vor dir, der Heiduck.  
  VIERTER SATYR
Blickt da empor und sieht Chłopicki. 
 
Auf die Bühne kommen Statisten in Gardeuniform und stellen sich in zwei Reihen zu beiden Seiten der Bühne auf; bilden so ein Spalier für das Ballett; die Musik spielt eine Ballettweise. ERSTER SATYR
der den Großfürsten vorstellt, stürzt mit dem bloßen Degen in der Hand auf die Bühne und läuft die beiden Reihen der Soldaten ab, indem er mit dem Degen die Richtung prüft; als er sieht, dass ein Soldat den Helm eines polnischen Soldaten trägt, droht er ihm mit der Faust, fuchtelt mit den Armen in der Luft herum, reißt ihm die Achselstücke ab, schleudert sie zu Boden, tritt sie mit Füßen; — Stille. ZWEITER SATYR
in einem weiten Mantel und Zylinder, in Kleidung und Gebaren den General Chłopicki vorstellend, räuspert sich. ERSTER SATYR
der den Großfürsten vorstellt, stürzt bei diesem Räuspern von der Bühne. PUBLIKUM
lacht laut auf. DRITTER SATYR
hinter dem Sessel Chłopickis
Seine Hoheit wurden rot 
Und ganz Warschau lachte. 
  SATYRN
Hahaha, — hahaha —  
  PUBLIKUM
Hahaha — hahaha — 
  ERSTER SATYR
in den Kulissen
Vorhang!!  
  SCHAUSPIELER
in den Kulissen
Was gibts?! 
  PUBLIKUM
Da capo! da capo! 
 
Der Gazevorhang fällt wieder; Zwischenaktsmusik. SCHAUSPIELER
stürzt wütend auf die Bühne
Wer ist hier Herr!!  
  ERSTER SATYR
in den Kulissen
Das war ein Spiel! 
  PUBLIKUM
hinter dem Vorhang, unsichtbar
Bravo!!!  
  ERSTER SATYR
kommt auf die Mitte der Bühne, triumphierend
Das Publikum ruft.  
  PUBLIKUM
Da capo! da capo! 
  SCHAUSPIELER
verzweifelt
Man macht uns das Theater zu!!  
  ERSTER SATYR
spottend
Das wäre ne Schande!  
  SCHAUSPIELER
Rede du! — 
 
Zu den Satyrn
Ihr solltet tanzen, denke ich!?  
  ERSTER SATYR
aufgeblasen
Mein werter Freund, Sie irren sich, 
Sie können uns nicht kommandieren! 
  ZWEITER SATYR
lachend
Jedoch du kannst uns engagieren!  
  SCHAUSPIELER
Wer seid ihr denn!!?  
  ERSTER SATYR
Ich bin ein Gott! 
Und spiele so, wie mirs gefällt! 
  SCHAUSPIELER
Bis dich der Teufel mal beim Wickel halt!  
  ERSTER SATYR
In mir erblickst du die Person, 
Die mit den Menschen sich will amüsieren!! 
 
Die Musik wird leiser. ZWEITER SATYR
beschwichtigt den Schauspieler
Das Spiel beginnt.  
  SCHAUSPIELER
sieht sich um
Wie? Ist denn schon 
Auerbachs Keller, in der Ecke 
Fehlt ja das Weinfass!!  
  ERSTER SATYR
zum zweiten
Komm und stecke 
Dir auch die Maske vor!  
 
Der Umbau ist inzwischen beendet; Auerbachs Keller. Der Vorhang geht auf; auf der Bühne sitzen und liegen betrunkene Studenten auf Stühlen und Bänken herum und zechen inmitten von Fäsern. STUDENTEN
singen durcheinander MEPHISTO und FAUST
kommen zur Mitte der Bühne. MEPHISTO
zu Faust
Hör nur gut zu, — und eins zwei drei 
Liegt dir die Dirne schon im Arm. 
Drum frisch ans Werk. 
  FAUST
Wie solls gelingen? 
  MEPHISTO
Mit Gold. Des Goldes Melodei 
Wird auch dem Mädchen lieblich klingen.  
  FAUST
Ich hab kein Gold.  
  MEPHISTO
Was tuts? Der Schwarm 
Der Geister ist zu meinen Diensten. 
Und hast du Lust, so zeige ich 
Sogleich ein Beispiel dir von meinen Künsten.  
 
Er beschwört; es erscheint PANDORA
ein Kästchen in den Händen. MEPHISTO
nimmt ihr das Kästchen ab. PANDORA
verschwindet. MEPHISTO
reicht Faust das Kästchen FAUST
öffnet es und betrachtet die Kleinodien. MEPHISTO
So kriecht der Mensch in jene Maschen 
Des Netzes, das ich ausgespannt. 
Geh jetzt zu ihr, — sie wartet liebentbrannt, 
Und reichts nicht aus, so füll ich deine Taschen. 
  FAUST
Wie viele Seelen hast du schon verführt, 
Dass sie vom Golde trunken waren?  
  ERSTER SATYR
in Maske, inmitten der Zechenden
Tagtäglich werden Orden dediziert.  
  ZWEITER SATYR
gleichfalls in Maske
Den Zaren machte Gott zum Zaren.  
  ERSTER SATYR
Den Rest der Nacht will ich mich nun ergetzen, 
Mich heut am Wein, morgen am Blute letzen!  
  ZWEITER SATYR
Sein Ordensband will ich zur Schlinge winden 
Und ihn erwürgen, heute finden 
Mich Lieder lustig, Lieder froh!  
  STUDENTEN
singen
Tralalala —
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