Die Novembernacht - Stanisław Wyspiański (darmowa biblioteka internetowa dla studentów .TXT) 📖
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- Autor: Stanisław Wyspiański
- Epoka: Modernizm
- Rodzaj: Dramat
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was seine Schmerzen lindern,
Was in ihm die Sehnsucht mindern
Könnte, denn er war ja groß
Und war doch im Geiste klein.
Groß und klein
Und klein und groß
Und vollendet ist sein Sein,
Das Bewusstsein bleibt ihm bloß.
POTOCKI
Herr, du legtest ungemessne Früchte,
Alle Schätze dieser Erde mir in meinen Schoss.
Und du machtest mich vor meinem Volke
Mächtig, und ich war der Erste weit und breit.
Doch du hast mich nicht gelehrt, was Mitleid
Ist, das Mitleid mit der Mutter Söhnen,
Die jetzt brüderlich mit mir vereint
Durch den Nebel jener dunklen Wolke
Folgen, die uns in die Ewigkeit
Führt, und die mit mir die gleichen Tränen
Still geweint.
Herr, mein Herr, warum hast du den Blick
Mir verdüstert, dass ich jenes Glück
Nicht ergriff und mich an jene schloss,
Die mich töteten und Helden wurden?
Warum könnt ich denn mein eignes Los
Mit dem ihren nicht verbinden?
Im Bewusstsein ihrer Sünden
Quälen sie sich, ich vergehe
Im Bewusstsein meiner Schuld.
Herr, des Schicksals Wege winden
Sich geheimnisvoll dahin;
Unerforschlich ist sein Sinn.
Schon erblick ich in der Nähe
Charons Nachen, den ich nun besteigen
Soll zur letzten Fahrt ins Land der Toten.
Sünder, — und ein Tor — geh ich ins Schweigen. —
Die Erinnerung verschwindet. — Lohten
Dort nicht Flammen —? Herr, nur einen Strahl,
Einen Lichtstrahl lass vor meinem Auge blinken,
Lass mein Ohr nur noch ein einziges Mal
Eines Liedes der Vergebung Töne trinken.
Lass noch einmal diese Bäume rauschen. —
Flüstern sie —? Still, — alles schweigt —?
Dort aus dem dunklen Wasser steigt
Es näher stets heran — und alle Seelen lauschen.
Die Seelen meiner Brüder? — Sind es Brüder?
Sie blicken stumm auf dunkle Wasser nieder.
Charons Nachen nähert sich mit leisem Ruderschlag.
CHOR DER TOTEN
Treib mit leisem Ruderschlage,
Charon, durch die Wellen.
Bringst uns der Erlösung Tage.
Charon, Vater, hab Erbarmen,
Neige dich uns Stillen, Armen,
Höre unsre Klage.
POTOCKI
blickt sich unter den Trümmern auf dem Theater um
Seh ich verfallen so mein Vaterland?
Es klaffen Risse in des Hauses Wand?
Und der Palast, er sinkt in Staub und Sand ...
Bin ich verflucht in Ewigkeit —?
Vergebt, — verzeiht, —
Verzweiflung bannt
Den Geist. Verstört
Lausch ich der Bäume Sang.
Wie lang ists her,
Da klang
Bei meinem Tode eine schöne Mär —.
Rings Trümmer, — Asche, — Schutt;
Mein väterliches Gut
Verfiel und aus den Herzen floß das Blut.
Charons Nachen nähert sich dem Proszenium.
CHOR DER TOTEN
Treib mit leisem Ruderschlage,
Charon, durch die Wellen.
Bringst uns der Erlösung Tage.
Charon, Vater, hab Erbarmen,
Neige dich uns Stillen, Armen,
Höre unsre Klage.
HERMES
Vollendet ist der Schmerz, das Leid
Auf Erden und es naht die Zeit,
Zum Acheron euch zu geleiten,
Wo euch umfängt Vergessenheit.
Ich führe euch die dunklen Wege
Hinüber über schwanke Stege,
Da ich zum Führer euch bestellt.
Hebt seinen Stab und schwingt ihn über den Köpfen der Toten
Mit diesem Szepter herrsch ich in den Weiten,
Vor meinem Szepter bebt die Unterwelt;
Es beben aller Erden dunkle Mächte. —
Vorüber rauschten eure Erdenzeiten,
Der bittren Leiden kummerschwangre Nächte.
Vergesst die Welt, —
Mein Szepter führt euch über das Vergessen
Zu einem Glück, das ihr noch nie besessen.
Durch dunkler Schluchten bange Einsamkeiten
Geleit ich euch zu lichten Ewigkeiten.
Der Nachen schaukelt, — steiget ein;
Vorbei des Lebens — Sein und — Schein!!
Die Toten besteigen den Nachen. Hermes folgt als letzter. — Der Nachen entfernt sich langsam.
PALLAS
Ein Spielzeug war ich in des Gottes Hand
Und war ein Stern, von Göttern aufgesteckt.
Er ruft mich nun, — sein starker Wille deckt
Mein ungetanes Werk mit früher Scholle zu.
GÖTTINNEN
Was wird aus ihrem Vaterland?
PALLAS
Wird meine Hilfe missen. Aus der Ruh
Hab ich die Seelen aufgeweckt
Und tauchte sie in Glut.
GÖTTINNEN
Du lässt den Durst von nun an ungestillt?
PALLAS
Es werden Völker wider Völker streiten.
Was Glück heißt, ließ ich ihnen in den Weiten
Wie einen Blitz aufleuchten auf Sekunden.
Das Unglück werden ihnen alle Stunden
Kommender Jahre zum Bewusstsein bringen. —
Auf, Schwestern, auf! — Entfaltet eure Schwingen!!
GÖTTINNEN
entschweben im Fluge
Charons Nachen gleitet in der Ferne vorüber.
PERSONEN DER ZEHNTEN SZENE:
Der Grossfürst
Johanna
Kuruta
General Vincenz Graf Krasiński
Valerian Łukasiński
Hofdamen
Wachen
Soldaten
IN DER ALLEE UJAZDOWSKA
Schwarze Bäume stehn und neigen
Sich mit kahlen, trocknen Zweigen.
Die Allee ist laubbedeckt,
Die vergilbten Blätter schreckt
Jeder Windstoß aus dem Schlummer.
Tiefe Nacht, — ganz hinten weit
Sieht in Reihen man geordnet
Die Armeen feldbereit.
GROSSFÜRST
allein; in Uniform, darüber einen weiten Mantel; geht in dem raschelnden Laub auf und ab.
KURUTA
kommt langsam näher
Der General ist angekommen...
GROSSFÜRST
Schweig!
KURUTA
Soeben kam er an.
GROSSFÜRST
Lass mich in Ruhe!
KURUTA
Vier Regimenter Kavallerie sind in
Bereitschaft.
GROSSFÜRST
Meinetwegen.
KURUTA
Die Befehle?
Ich bitte Eure Hoheit um Befehle.
GROSSFÜRST
Ich gebe keine.
KURUTA
Aber es muss sein.
GROSSFÜRST
Was hat das alles denn für einen Sinn?
KURUTA
ab.
GROSSFÜRST
Kuruta!
KURUTA
eilt herzu
Eure Kaiserliche Hoheit —?
GROSSFÜRST
winkt ihn heran
Hörst du, wie diese Blätter rauschen, wie
Sie miteinander flüstern, tuscheln —?
KURUTA
Was
Heißt das? — Dort wartet die Armee auf die
Befehle.
GROSSFÜRST
Morgen soll die Sonne nicht
Aufgehen. — Wer ist also angekommen — ?
KURUTA
Der General Krasiński.
GROSSFÜRST
Mag er warten.
KURUTA
Warum verschieben Hoheit die Befehle?
GROSSFÜRST
Gib du sie doch.
KURUTA
Das kann ich nicht. — Versteh
Das nicht.
GROSSFÜRST
Tritt vor die Front und fluche laut.
KURUTA
Mein Fürst, ich — weiß nicht —
GROSSFÜRST
So, — du weißt nicht —? Graut
Dir nicht, hörst du, was diese Blätter raunen?
Stampft in dem Laub herum