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Durch geheime Schluchten 
Die Fahrt zu unerforschten, stummen Buchten. 
Wo bist du, ewger Frieden, denn zu finden? 
Durch Flammen müssen wir für unsre Sünden —! 
  DER JUNGE GENDRE
Ach Vater, fremde Tränen brennen heißer 
Als eigene. Wie Feuertropfen fielen 
Aus andrer Augen sie auf meine Wangen, 
Verglühten mir das Antlitz und ein weißer, 
Bleichblasser Schatten spielt um meine Stirn, 
Da ich die Furcht erkannte und das Bangen, — 
Denn diese Tränen, die mir Herz und Hirn 
Auspressen, werden vor dem Richterstuhle 
Des Allerhöchsten mich des Mords anklagen; — 
Denn ich hab ja gemordet, da ich kämpfte. 
  GENDRE
Du hast getötet, denn man griff dich an.  
  DER JUNGE GENDRE
Man griff mich an —? — Und mussten sie denn nicht, 
Da es um alles ging, da Schiff und Boot 
Mit Stürmen kämpfend in den Wellen lagen? 
Ich trug von Anfang an auf dem Gesicht 
Das Mal des Fluchs, — verflucht war auch mein Schwert, 
Verflucht war mein Geschick. — Verflucht von Gott 
Kämpft ich und fiel, — verflucht und hassenswert. 
Ich fiel, — es war wohl Gottes Wille. — 
Wir gehen, Vater, in das Reich der Stille, 
Wo Zaren unsre Väter werden, 
Wo alle gleich, ob groß, ob klein, 
Wo alle Brüder werden sein, 
Wie nie auf Erden. 
Wo Blumen duften auf den Wiesen süß, — 
Berauschend lockt das Totenparadies. 
Wir scheiden von der Nebel dunklen Fluten 
Und baden unsre Seelen in dem Tau 
Der luftgehauchten Seligkeiten rein. 
Und wenn wir durch des Fegefeuers Gluten 
Hindurchgewandert und des Himmels Blau 
Dem Auge strahlt, dann sind wir frei von Schuld 
Und heilig durch des höchsten Gottes Huld. 
Ach Vater — — —! 
  GENDRE
Was bedrückt dich, liebster Sohn? 
  DER JUNGE GENDRE
Es tut so weh, dass ich die Liebe nie 
Gekannt im Leben und ich hätte schon 
Durch Liebe glücklich werden können. Wie 
Es quält und schmerzt, weil ich verhaßt gewesen 
Bei allen, deren Liebe ich entbehrt. 
Und nun, da sie die gleichen dunklen Pfade 
Mit mir, mit uns, vom Schicksal auserlesen, 
Zu wandeln haben, ist mirs grade, 
Als schluchzte mir das Herz und Reue wehrt 
Der Seele ihren Frieden. Aller Stolz 
Und all mein Hochmut schwanden hin, 
Nur nach Vergebung lechzt mein armer Sinn. 
  GENDRE
Schlaf ein, mein Sohn, schlaf ein und träume süß 
Vom Ruhmeskranz, der deine Stirne ziert, 
Den Gott aus goldnen Blättern winden ließ 
Für deine Schläfe. Das Vergessen führt 
Vergebung deiner Schuld herauf. 
  DER JUNGE GENDRE
Mein Vater, 
Ich sehne mich nach Licht, nach hellem Tag, 
Heraus aus dieser schreckensdunklen Nacht, — 
Wann wird sie enden —? Sag mir, wer vermag 
Dies alles? — Welcher Gott hat diese Macht, 
Die nimmer endende, durch Finsternis 
Und Nebel uns zu leiten in das Reich 
Der Blumenträume, in das weich 
Und wohlig glanzerfüllte Paradies? 
  GENDRE
Mein Sohn, so hat uns Gott verflucht. 
Frag nicht, mein Sohn, wie oft die alten Hände 
Unrecht getan, wie oft sie dich versucht, 
Unrecht zu tun, und deine junge Seele 
Befleckten. Nunmehr führen uns die Winde 
In grenzenlose Nacht, in Dunkel ohne Ende. — 
Spürst du den eiseskalten Windeshauch?  
  DER JUNGE GENDRE
Den Frost, mein Vater, und die Stürme auch, 
Ich spürt sie kaum, wenn nicht die Tränen wären, 
Die Tränen all der Brüder und der Schwestern. 
Sie brennen heiß, sie glühen und verzehren 
Das Mark und dringen bis ins Herz hinein 
Und wie mit Rutenstreichen peitschen sie 
Das zuckende in martervoller Pein. 
Die Tränen, die dort fließen, sie allein, 
Sie haben uns verflucht. — 
  POTOCKI
Die Engel wandten 
Sich von mir ab. Wann blick ich hellen Schein? 
Wann nahen sie mit mildem Flügelschlag, 
Die Lichtgesandten? 
Vorbei der Tag —? 
Rings Nacht und Grauen, Nacht und Leere. 
  PALLAS
erscheint
Wer jammert hier?  
  CHOR DER TOTEN
Wir. 
  PALLAS
Wer seid ihr? 
  CHOR DER TOTEN
Löwen, die gefesselt zucken.  
  PALLAS
Wer bezwang euch? 
  CHOR DER TOTEN
Qual. 
  PALLAS
Wer hat 
Euch hierher verbannt?  
  CHOR DER TOTEN
Der Tod. 
  PALLAS
Also bot 
Das Geschick als Ersten euch 
Seine Stirn. Wer bist du? Sag.  
  GENDRE
Ich bin tot.  
  PALLAS
Und du? 
  POTOCKI
Bin bleich, — 
Bin ein Schatten.  
  PALLAS
Eh der Tag 
Sich vollendet, haben wir 
Alle sie vereinigt hier. 
Ja, es kommen andre mehr. 
Schaut nur auf, seht nur her! — 
Blickt durch des Wassers glitzerndes Kristall, 
Dort drüben im Palais, 
Da hohe Säulen ragen in die Höh 
Und tragen 
Ein Haus, 
Da ruht in Liebesbanden Ares aus. 
Nur eine Weile, er springt auf und all 
Sein Zorn zeugt neues blutges Weh. 
  GENDRE
Schwing du nur deinen Speer! 
Wohl weißt du nicht, dass Zeus nur deiner lacht, 
Und deines Kriegsgelüstes Löwenmacht 
Gar bald erschöpft? 
  PALLAS
Wie? 
  GENDRE
Es kam her 
Ein Bote, hob den Stab und alle Welt, 
Die bis dahin im Streite sich verwirrte, 
Taucht er in Frieden, kündete den Tod. 
Und du erhabnes Weib, dem Gott gesellt, 
Du wusstest nicht, dass wir verirrte 
Armselige Seelen nur der Ruhe harren, 
Dass wir ausspähen nach dem dunklen Boot, 
Das durch die heiligen Gewässer gleiten, 
Uns in die ewige Nacht geleiten 
Soll, in die Finsternis? — 
  PALLAS
Und dieser Knabe? 
  GENDRE
Es ist mein Sohn, — weck ihn nicht auf, — ich habe 
Ihn sehr geliebt; lass ihn denn schlafen. 
Die Augen bat ihm Friede sanft geschlossen. 
Ich schalt die Todesengel, die ihn trafen 
In seiner Jugend Blüte, und ich fand 
Das höchste Glück, da er mir zum Genossen 
Im Sterben und im Tode ward gesandt.  
  PALLAS
Wer naht dort?  
  CHOR DER TOTEN
Der Verkünder — ja, er ists! 
  HERMES
erscheint
Verirrte Seelen, — fort!  
  PALLAS
Nimm deine Beute. 
Die ersten Opfer, die schon heute 
Reif waren, sie gehören dir. 
Nimm sie denn hin.  
  HERMES
Entferne dich von hier. 
Ich bringe den Befehl.  
  PALLAS
Wer gab ihn dir? 
  HERMES
Du schufest aus der Welt ein Flammenmeer. 
In Feuersbrünsten sank die Stadt 
Und Ares hat 
Sein Opfer. Kehr 
Zurück.  
  PALLAS
So hätte er 
Sein Ziel erreicht? — Er hat es nicht. 
Ares hat nicht gesiegt!  
  HERMES
Im Siegestaumel wiegt 
Er sich, da man ihm Kränze flicht.  
  PALLAS
Ein Wahn, — ich habe ihn betrogen, 
Damit er mir zu Füßen liegt. 
  HERMES
Ihn rettet Zeus nicht mehr, —  
  PALLAS
Gelogen!!!  
  HERMES
Ich kenne deine Wehr. 
Ruf deine Geister nun herbei, 
Denn deiner Herrschaft sei 
Die Grenze nun gesetzt.  
  PALLAS
Du wagst zuletzt 
Mich durch Verrat zu schlagen?  
  HERMES
Geh hin und schlage Pallas, 
Dein eigner Vater sprachs. 
Ruf deine Geister, treib sie jetzt 
Zusammen und geleite sie 
Zu des Olympos Toren wieder, 
Von wannen du sie riefst.  
  PALLAS
Was bleibt den Menschen?  
  HERMES
Eitler Ruhm. 
Sie werden weiter kämpfen, — und allein 
So gut sie eben können. Du 
Kehr zum Olympos im Verein 
Mit deinen Mädchen, die dir dienen 
Und mit der Aegis, die da Funken sprüht 
Und mit dem Speer, der furchtbar tönt. 
  PALLAS
Dort schreien tausend Seelen, 
Dort brennt die ganze Stadt. 
Das blutige Werk, es hat 
Begonnen! Soll ich ihnen 
Den Ruhm nun stehlen?!  
  HERMES
Zurück, woher du kamst! — 
Ich schwinge meinen Stab.  
  PALLAS
beugt das Haupt
Siehe, du nahmst 
Mir meinen Willen ab, 
Der Maja Sohn.  
  HERMES
Auf und davon.  
  PALLAS
mit erhobener Stimme
Adler des Zeus, die Donner tragen, 
Kehrt jetzt zurück in die Ruhe! 
Eilt zu den Gipfeln, die himmelwärts ragen, 
Kehrt zum Hymetos, wo ewiger Schnee 
Unter dem blauen Äther leuchtet. 
Töchter des Zeus, rotwangige Schwestern, 
Steiget hernieder aus luftiger Höh! 
Denn vollendet hat sich die Zeit 
Und was Zeusvater euch gestern 
Willig erlaubte, verbietet er heut. 
Breitet die Schwingen und eilt durch die Nacht, 
Ihr, deren Leben dem Ruhme geweiht. 
Des Krieges Getöse, das wir entfacht, 
Der Völker Altäre, die lodernd erglühten, 
Und das große, das heilige Werk 
Heißt uns Zeus nun verlassen. 
Eilt nun zurück aus des Kampfes Gebieten, 
Kehret zu mir, ihr flügelreich Blassen. 
  CHOR DER TOTEN
zum Palais gewandt
Seht die Flügelreichen schwanken, 
Dort im Vorraum herrscht Bewegung. 
Doch geheimen Willens Regung 
Hält zurück sie und es ranken 
Ihr Gehör sich und Gefühl 
Um des Wassers Wellenspiel.  
  PALLAS
ruft zum Palais hinüber
Schwestern, empor und hinaus! 
Lasset das brennende Haus! 
Eilet zu mir! Eure Siege 
Sind Lüge! 
Eilet, bevor euch der Donner 
Trifft und erschlägt.  
  GÖTTINNEN
eilen vom Palais herüber
Du riefst uns, du rufst —?  
  PALLAS
Ich rufe. — 
Uns war ein Zeichen gesandt. 
Das furchtbar und drohend uns bannt, 
Der schlangenumwundene Stab. 
Wir kehren nun heim.  
  GÖTTINNEN
Wer gab 
Uns den Befehl —?  
  PALLAS
Zeus selbst. 
  GÖTTINNEN
Verlassen des Kampfes Gewühl —?  
  PALLAS
Zurück zum Olymp.  
  GÖTTINNEN
Verfiel 
Des Ares Macht auch dem Bann!?  
  PALLAS
Lug euer Sieg!  
  GÖTTINNEN
Es gewann 
Ares aus unserer Hand, 
Wie du befahlst, seine Gabe.  
  PALLAS
Die Kränze des Ares habe 
Ich zu Kesten gewandt. 
Des Ruhmes, des Sieges satt 
Sank er in Trägheit nieder. 
Furchtbar das Dämmern, da er erwacht. 
Solang euer Geist ihn hat 
Behütet, band ihn die Liebe; 
Wenn er erwacht aus der Nacht 
Spukhaftem Traumgetriebe, 
Wenn den Verrat er erfährt, 
Wenn er das Klagen hört, 
Seltsamer Harfen Lieder, 
Wenn er erzittert und bangt, 
Angst in den Pulsen hämmert — — —? 
  GÖTTINNEN
entsetzt
Schwestern, auf —, die Nacht, sie wankt, 
Unsre Macht ist schon erloschen, 
Denn der Morgen dämmert.  
  PALLAS
Auf, ihr Schwestern, auf, geschwind! 
Seht ihr dort —, dort in den Weiten —?  
  GÖTTINNEN
Von den Feldern her verbreiten 
Fahle Nebel sich, der Wind 
Legte sich, — ein bunter Teppich 
Kräuselt sich aus goldenem Eppich 
Überm Wasser. 
 
In der Ferne erscheint auf dem Wasser Charons Nachen, der langsam herankommt. GÖTTINNEN
Wer erscheint 
In der Ferne?  
  PALLAS
Ah! — Der Kahn. 
  GÖTTINNEN
erkennen
Nicht mehr jung ist dieser Mann; 
Doch sein Auge glüht 
Und er zieht 
Seinen Nachen stummbeweint 
Durch die Flut.  
  PALLAS
Menschenschmerz und Erdenleiden 
Sind vollbracht. 
Denn durch die Nacht 
Seh ich Charons Nachen gleiten, 
Der in ewigen Ewigkeiten 
Niemals ruht... 
  CHOR DER TOTEN
Treib mit leisem Ruderschlage, 
Charon, durch die Wellen. 
Bringst uns der Erlösung Tage. 
Charon, Vater, hab Erbarmen, 
Neige dich uns Stillen, Armen, 
Höre unsere Klage. 
  POTOCKI
Was ich in meinem Erdenwallen 
Niemals verspürt, niemals erharrt, 
Da ich von Stolz und Zorn und allen 
Den Leidenschaften ward genarrt, 
Das ists, was nun das Herz bewegt 
Und Schmerz erzeugt und Sehnsucht regt, 
Denn ich war groß und doch, wie klein. 
So fließen nun des Leides Tränen 
Von meinen Wimpern und ein Sehnen 
Zieht durch die Seele, da mein Sein 
Vollendet und die letzte Fahrt 
In fremde Lande meiner harrt. 
  CHOR DER TOTEN
Hört doch unsern Bruder klagen, — 
Und der Bäume Wipfel tragen 
Leise rauschend ihm die Worte zu. 
Nirgends Frieden, nirgends Ruh, 
Nichts,
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