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Idź do strony:
er recht was er getan, 
Und was er tut weiß er fast nie zu schätzen. 
  IPHIGENIE
Fast überredst du mich zu deiner Meinung. 
  PYLADES
Braucht’s Überredung, wo die Wahl versagt ist? 
Den Bruder, dich, und einen Freund zu retten 
Ist nur Ein Weg; fragt sich’s ob wir ihn gehen? 
  IPHIGENIE
O laß mich zaudern! denn du tätest selbst 
Ein solches Unrecht keinem Mann gelassen, 
Dem du für Wohltat dich verpflichtet hieltest. 
  PYLADES
Wenn wir zu Grunde gehen, wartet dein 
Ein härtrer Vorwurf, der Verzweiflung trägt. 
Man sieht, du bist nicht an Verlust gewohnt, 
Da du dem großen Übel zu entgehen 
Ein falsches Wort nicht einmal opfern willst.  
  IPHIGENIE
O trüg ich doch ein männlich Herz in mir! 
Das, wenn es einen kühnen Vorsatz hegt, 
Vor jeder andern Stimme sich verschließt. 
  PYLADES
Du weigerst dich umsonst; die ehrne Hand 
Der Not gebietet, und ihr ernster Wink 
Ist oberstes Gesetz, dem Götter selbst 
Sich unterwerfen müssen. Schweigend herrscht 
Des ew’gen Schicksals unberatne Schwester. 
Was sie dir auferlegt, das trage: tu 
Was sie gebeut. Das Andre weißt du. Bald 
Komm ich zurück, aus deiner heil’gen Hand 
Der Rettung schönes Siegel zu empfangen. 
  FÜNFTER AUFTRITT IPHIGENIE
allein.
Ich muß ihm folgen: denn die Meinigen 
Seh ich in dringender Gefahr. Doch ach! 
Mein eigen Schicksal macht mir bang und bänger. 
O soll ich nicht die stille Hoffnung retten, 
Die in der Einsamkeit ich schön genährt? 
Soll dieser Fluch denn ewig walten? Soll 
Nie dies Geschlecht mit einem neuen Segen 
Sich wieder heben? — Nimmt doch alles ab! 
Das beste Glück, des Lebens schönste Kraft 
Ermattet endlich, warum nicht der Fluch? 
So hofft ich denn vergebens, hier verwahrt, 
Von meines Hauses Schicksal abgeschieden, 
Dereinst mit reiner Hand und reinem Herzen 
Die schwer befleckte Wohnung zu entsühnen! 
Kaum wird in meinen Armen mir ein Bruder 
Vom grimm’gen Übel wundervoll und schnell 
Geheilt, kaum naht ein lang erflehtes Schiff, 
Mich in den Port der Vaterwelt zu leiten, 
So legt die taube Not ein doppelt Laster 
Mit ehrner Hand mir auf: das heilige 
Mir anvertraute, viel verehrte Bild 
Zu rauben und den Mann zu hintergehn, 
Dem ich mein Leben und mein Schicksal danke. 
O daß in meinem Busen nicht zuletzt 
Ein Widerwille keime! der Titanen 
Der alten Götter tiefer Haß auf euch, 
Olympier, nicht auch die zarte Brust 
Mit Geierklauen fasse! Rettet mich 
Und rettet euer Bild in meiner Seele! 
 
Vor meinen Ohren tönt das alte Lied — 
Vergessen hatt ich’s und vergaß es gern —  
Das Lied der Parzen, das sie grausend sangen, 
Als Tantalus vom goldnen Stuhle fiel: 
Sie litten mit dem edeln Freunde; grimmig 
War ihre Brust, und furchtbar ihr Gesang. 
In unsrer Jugend sang’s die Amme mir 
Und den Geschwistern vor, ich merkt es wohl. 
 
Es fürchte die Götter 
Das Menschengeschlecht! 
Sie halten die Herrschaft 
In ewigen Händen, 
Und können sie brauchen 
Wie’s ihnen gefällt.  
 
Der fürchte sie doppelt, 
Den je sie erheben! 
Auf Klippen und Wolken 
Sind Stühle bereitet 
Um goldene Tische.  
 
Erhebet ein Zwist sich: 
So stürzen die Gäste 
Geschmäht und geschändet 
In nächtliche Tiefen, 
Und harren vergebens, 
Im Finstern gebunden, 
Gerechten Gerichtes.  
 
Sie aber, sie bleiben 
In ewigen Festen 
An goldenen Tischen. 
Sie schreiten vom Berge 
Zu Bergen hinüber: 
Aus Schlünden der Tiefe 
Dampft ihnen der Atem 
Erstickter Titanen, 
Gleich Opfergerüchen, 
Ein leichtes Gewölke. 
 
Es wenden die Herrscher 
Ihr segnendes Auge 
Von ganzen Geschlechtern, 
Und meiden, im Enkel 
Die ehmals geliebten 
Still redenden Züge 
Des Ahnherrn zu sehn.  
 
So sangen die Parzen; 
Es horcht der Verbannte 
In nächtlichen Höhlen 
Der Alte die Lieder, 
Denkt Kinder und Enkel 
Und schüttelt das Haupt.  
 
FÜNFTER AUFZUG ERSTER AUFTRITT
Thoas. Arkas. ARKAS
Verwirrt muß ich gestehn, daß ich nicht weiß, 
Wohin ich meinen Argwohn richten soll. 
Sind’s die Gefangnen, die auf ihre Flucht 
Verstohlen sinnen? Ist’s die Priesterin, 
Die ihnen hilft? Es mehrt sich das Gerücht: 
Das Schiff, das diese beiden hergebracht, 
Sei irgend noch in einer Bucht versteckt. 
Und jenes Mannes Wahnsinn, diese Weihe, 
Der heil’ge Vorwand dieser Zögrung, rufen 
Den Argwohn lauter und die Vorsicht auf.  
  THOAS
Es komme schnell die Priesterin herbei! 
Dann geht, durchsucht das Ufer scharf und schnell 
Vom Vorgebirge bis zum Hain der Göttin. 
Verschonet seine heil’gen Tiefen, legt 
Bedächt’gen Hinterhalt und greift sie an; 
Wo ihr sie findet, faßt sie wie ihr pflegt.  
  ZWEITER AUFTRITT THOAS
allein.
Entsetzlich wechselt mir der Grimm im Busen; 
Erst gegen sie, die ich so heilig hielt; 
Dann gegen mich, der ich sie zum Verrat 
Durch Nachsicht und durch Güte bildete. 
Zur Sklaverei gewöhnt der Mensch sich gut 
Und lernet leicht gehorchen, wenn man ihn 
Der Freiheit ganz beraubt. Ja, wäre sie 
In meiner Ahnherrn rohe Hand gefallen, 
Und hätte sie der heil’ge Grimm verschont: 
Sie wäre froh gewesen, sich allein 
Zu retten, hätte dankbar ihr Geschick 
Erkannt und fremdes Blut vor dem Altar 
Vergossen, hätte Pflicht genannt 
Was Not war. Nun lockt meine Güte 
In ihrer Brust verwegnen Wunsch herauf. 
Vergebens hofft ich, sie mir zu verbinden; 
Sie sinnt sich nun ein eigen Schicksal aus. 
Durch Schmeichelei gewann sie mir das Herz: 
Nun widersteh ich der; so sucht sie sich 
Den Weg durch List und Trug, und meine Güte 
Scheint ihr ein alt verjährtes Eigentum. 
  DRITTER AUFTRITT
Iphigenie. Thoas. IPHIGENIE
Du forderst mich! was bringt dich zu uns her?  
  THOAS
Du schiebst das Opfer auf; sag an, warum? 
  IPHIGENIE
Ich hab an Arkas alles klar erzählt. 
  THOAS
Von dir möcht ich es weiter noch vernehmen. 
  IPHIGENIE
Die Göttin gibt dir Frist zur Überlegung.  
  THOAS
Sie scheint dir selbst gelegen, diese Frist.  
  IPHIGENIE
Wenn dir das Herz zum grausamen Entschluß 
Verhärtet ist: so solltest du nicht kommen! 
Ein König, der Unmenschliches verlangt, 
Findt Diener g’nug, die gegen Gnad und Lohn 
Den halben Fluch der Tat begierig fassen; 
Doch seine Gegenwart bleibt unbefleckt. 
Er sinnt den Tod in einer schweren Wolke, 
Und seine Boten bringen flammendes 
Verderben auf des Armen Haupt hinab; 
Er aber schwebt durch seine Höhen ruhig, 
Ein unerreichter Gott, im Sturme fort. 
  THOAS
Die heil’ge Lippe tönt ein wildes Lied.  
  IPHIGENIE
Nicht Priesterin! nur Agamemnons Tochter. 
Der Unbekannten Wort verehrtest du; 
Der Fürstin willst du rasch gebieten? Nein! 
Von Jugend auf hab ich gelernt gehorchen, 
Erst meinen Eltern und dann einer Gottheit, 
Und folgsam fühlt ich immer meine Seele 
Am schönsten frei; allein dem harten Worte, 
Dem rauhen Ausspruch eines Mannes mich 
Zu fügen, lernt ich weder dort noch hier. 
  THOAS
Ein alt Gesetz, nicht ich, gebietet dir.  
  IPHIGENIE
Wir fassen ein Gesetz begierig an, 
Das unsrer Leidenschaft zur Waffe dient. 
Ein andres spricht zu mir, ein älteres, 
Mich dir zu widersetzen, das Gebot, 
Dem jeder Fremde heilig ist.  
  THOAS
Es scheinen die Gefangnen dir sehr nah 
Am Herzen: denn vor Anteil und Bewegung 
Vergissest du der Klugheit erstes Wort, 
Daß man den Mächtigen nicht reizen soll. 
  IPHIGENIE
Red oder schweig ich, immer kannst du wissen, 
Was mir im Herzen ist und immer bleibt. 
Löst die Erinnerung des gleichen Schicksals 
Nicht ein verschlossnes Herz zum Mitleid auf? 
Wie mehr denn meins! In ihnen seh ich mich. 
Ich habe vorm Altare selbst gezittert, 
Und feierlich umgab der frühe Tod 
Die Knieende; das Messer zuckte schon, 
Den lebenvollen Busen zu durchbohren; 
Mein Innerstes entsetzte wirbelnd sich, 
Mein Auge brach, und — ich fand mich gerettet. 
Sind wir, was Götter gnädig uns gewährt, 
Unglücklichen nicht zu erstatten schuldig? 
Du weißt es, kennst mich, und du willst mich zwingen! 
  THOAS
Gehorche deinem Dienste, nicht dem Herrn.  
  IPHIGENIE
Laß ab! Beschönige nicht die Gewalt, 
Die sich der Schwachheit eines Weibes freut. 
Ich bin so frei geboren als ein Mann. 
Stünd Agamemnons Sohn dir gegenüber, 
Und du verlangtest was sich nicht gebührt: 
So hat auch Er ein Schwert und einen Arm, 
Die Rechte seines Busens zu verteid’gen. 
Ich habe nichts als Worte, und es ziemt 
Dem edeln Mann, der Frauen Wort zu achten. 
  THOAS
Ich acht es mehr als eines Bruders Schwert. 
  IPHIGENIE
Das Los der Waffen wechselt hin und her: 
Kein kluger Streiter hält den Feind gering. 
Auch ohne Hülfe gegen Trutz und Härte 
Hat die Natur den Schwachen nicht gelassen. 
Sie gab zur List ihm Freude, lehrt ihn Künste; 
Bald weicht er aus, verspätet und umgeht. 
Ja, der Gewaltige verdient, daß man sie übt. 
  THOAS
Die Vorsicht stellt der List sich klug entgegen.  
  IPHIGENIE
Und eine reine Seele braucht sie nicht.  
  THOAS
Sprich unbehutsam nicht dein eigen Urteil. 
  IPHIGENIE
O sähest du wie meine Seele kämpft, 
Ein bös Geschick, das sie ergreifen will, 
Im ersten Anfall mutig abzutreiben! 
So steh ich denn hier wehrlos gegen dich? 
Die schöne Bitte, den anmuth’gen Zweig, 
In einer Frauen Hand gewaltiger 
Als Schwert und Waffe, stößest du zurück: 
Was bleibt mir nun, mein Innres zu verteid’gen? 
Ruf ich die Göttin um ein Wunder an? 
Ist keine Kraft in meiner Seele Tiefen? 
  THOAS
Es scheint, der beiden Fremden Schicksal macht 
Unmäßig dich besorgt. Wer sind sie? sprich, 
Für die dein Geist gewaltig sich erhebt?  
  IPHIGENIE
Sie sind — sie scheinen — für Griechen halt ich sie. 
  THOAS
Landsleute sind es? und sie haben wohl 
Der Rückkehr schönes Bild in dir erneut?  
  IPHIGENIE
nach einigem Stillschweigen.
Hat denn zur unerhörten Tat der Mann 
Allein das Recht? Drückt denn Unmögliches 
Nur Er an die gewalt’ge Heldenbrust? 
Was nennt man groß? Was hebt die Seele schaudernd 
Dem immer wiederholenden Erzähler? 
Als was mit unwahrscheinlichem Erfolg 
Der Mutigste begann. Der in der Nacht 
Allein das Heer des Feindes überschleicht, 
Wie unversehen eine Flamme wütend 
Die Schlafenden, Erwachenden ergreift, 
Zuletzt gedrängt von den Ermunterten 
Auf Feindes Pferden, doch mit Beute kehrt, 
Wird der allein gepriesen? der allein, 
Der, einen sichern Weg verachtend, kühn 
Gebirg und Wälder durchzustreifen geht, 
Daß er von Räubern eine Gegend säubre? 
Ist uns nichts übrig? Muß ein zartes Weib 
Sich ihres angebornen Rechts entäußern, 
Wild gegen Wilde sein, wie Amazonen 
Das Recht des Schwerts euch rauben und mit Blute 
Die Unterdrückung rächen? Auf und ab 
Steigt in der Brust ein kühnes Unternehmen: 
Ich werde großem Vorwurf nicht entgehn, 
Noch schwerem Übel wenn es mir mißlingt; 
Allein Euch leg ich’s auf die Kniee! Wenn 
Ihr wahrhaft seid, wie ihr gepriesen werdet; 
So zeigt’s durch euern Beistand und verherrlicht 
Durch mich die Wahrheit! — Ja, vernimm, o König, 
Es wird ein heimlicher Betrug geschmiedet; 
Vergebens fragst du den Gefangnen nach; 
Sie sind hinweg und suchen ihre Freunde, 
Die mit dem Schiff am Ufer warten, auf. 
Der ält’ste, den das Übel hier ergriffen 
Und nun verlassen hat — es ist Orest, 
Mein Bruder, und der andre sein Vertrauter, 
Sein Jugendfreund, mit Namen Pylades. 
Apoll schickt sie von Delphi diesem Ufer 
Mit göttlichen Befehlen zu, das Bild 
Dianens wegzurauben und zu ihm 
Die Schwester hinzubringen, und dafür 
Verspricht er dem von Furien Verfolgten, 
Des Mutterblutes Schuldigen, Befreiung. 
Uns beide hab ich nun, die Überbliebnen 
Von Tantals Haus, in deine Hand gelegt: 
Verdirb uns — wenn du darfst. 
  THOAS
Du glaubst, es höre 
Der rohe Scythe, der Barbar, die Stimme 
Der Wahrheit und der Menschlichkeit, die Atreus, 
Der Grieche, nicht vernahm?  
  IPHIGENIE
Es hört sie jeder, 
Geboren unter jedem Himmel, dem 
Des Lebens Quelle durch den Busen rein 
Und ungehindert fließt. — Was sinnst du mir, 
O König, schweigend in der tiefen Seele? 
Ist es Verderben? so
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