Iphigenie auf Tauris - Johann Wolfgang von Goethe (biblioteka na zamówienie .txt) 📖
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- Autor: Johann Wolfgang von Goethe
- Epoka: Romantyzm
- Rodzaj: Dramat
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greift die Furie
Vielleicht den Bruder auf dem Boden wieder
Des ungeweihten Ufers grimmig an.
Entdeckt man sie vielleicht? Mich dünkt, ich höre
Gewaffnete sich nahen! — Hier! — Der Bote
Kommt von dem Könige mit schnellem Schritt,
Es schlägt mein Herz, es trübt sich meine Seele,
Da ich des Mannes Angesicht erblicke,
Dem ich mit falschem Wort begegnen soll.
ZWEITER AUFTRITT
Iphigenie. Arkas.
ARKAS
Beschleunige das Opfer, Priesterin!
Der König wartet und es harrt das Volk.
IPHIGENIE
Ich folgte meiner Pflicht und deinem Wink,
Wenn unvermutet nicht ein Hindernis
Sich zwischen mich und die Erfüllung stellte.
ARKAS
Was ist’s, das den Befehl des Königs hindert?
IPHIGENIE
Der Zufall, dessen wir nicht Meister sind.
ARKAS
So sage mir’s, daß ich’s ihm schnell vermelde:
Denn er beschloß bei sich der beiden Tod.
IPHIGENIE
Die Götter haben ihn noch nicht beschlossen.
Der ält’ste dieser Männer trägt die Schuld
Des nahverwandten Bluts, das er vergoß.
Die Furien verfolgen seinen Pfad,
Ja in dem innern Tempel faßte selbst
Das Übel ihn, und seine Gegenwart
Entheiligte die reine Stätte. Nun
Eil ich mit meinen Jungfraun, an dem Meere
Der Göttin Bild mit frischer Welle netzend,
Geheimnisvolle Weihe zu begehn.
Es störe niemand unsern stillen Zug!
ARKAS
Ich melde dieses neue Hindernis
Dem Könige geschwind; beginne du
Das heil’ge Werk nicht eh bis er’s erlaubt.
IPHIGENIE
Dies ist allein der Priestrin überlassen.
ARKAS
Solch seltnen Fall soll auch der König wissen.
IPHIGENIE
Sein Rat wie sein Befehl verändert nichts.
ARKAS
Oft wird der Mächtige zum Schein gefragt.
IPHIGENIE
Erdringe nicht, was ich versagen sollte.
ARKAS
Versage nicht, was gut und nützlich ist.
IPHIGENIE
Ich gebe nach, wenn du nicht säumen willst.
ARKAS
Schnell bin ich mit der Nachricht in dem Lager,
Und schnell mit seinen Worten hier zurück.
O könnt ich ihm noch eine Botschaft bringen,
Die alles löste, was uns jetzt verwirrt:
Denn du hast nicht des Treuen Rat geachtet.
IPHIGENIE
Was ich vermochte, hab ich gern getan.
ARKAS
Noch änderst du den Sinn zur rechten Zeit.
IPHIGENIE
Das steht nun einmal nicht in unsrer Macht.
ARKAS
Du hältst unmöglich, was dir Mühe kostet.
IPHIGENIE
Dir scheint es möglich, weil der Wunsch dich trügt.
ARKAS
Willst du denn alles so gelassen wagen?
IPHIGENIE
Ich hab es in der Götter Hand gelegt.
ARKAS
Sie pflegen Menschen menschlich zu erretten.
IPHIGENIE
Auf ihren Fingerzeig kommt alles an.
ARKAS
Ich sage dir, es liegt in deiner Hand.
Des Königs aufgebrachter Sinn allein
Bereitet diesen Fremden bittern Tod.
Das Heer entwöhnte längst vom harten Opfer
Und von dem blut’gen Dienste sein Gemüt.
Ja, mancher, den ein widriges Geschick
An fremdes Ufer trug, empfand es selbst,
Wie göttergleich dem armen Irrenden,
Umhergetrieben an der fremden Gränze,
Ein freundlich Menschenangesicht begegnet.
O wende nicht von uns was du vermagst!
Du endest leicht was du begonnen hast:
Denn nirgends baut die Milde, die herab
In menschlicher Gestalt vom Himmel kommt,
Ein Reich sich schneller, als wo trüb und wild
Ein neues Volk, voll Leben, Muth und Kraft,
Sich selbst und banger Ahnung überlassen,
Des Menschenlebens schwere Bürden trägt.
IPHIGENIE
Erschüttre meine Seele nicht, die du
Nach deinem Willen nicht bewegen kannst.
ARKAS
So lang es Zeit ist, schont man weder Mühe
Noch eines guten Wortes Wiederholung.
IPHIGENIE
Du machst dir Müh und mir erregst du Schmerzen:
Vergebens beides: darum laß mich nun.
ARKAS
Die Schmerzen sind’s, die ich zu Hülfe rufe:
Denn es sind Freunde, Gutes raten sie.
IPHIGENIE
Sie fassen meine Seele mit Gewalt,
Doch tilgen sie den Widerwillen nicht.
ARKAS
Fühlt eine schöne Seele Widerwillen
Für eine Wohltat, die der Edle reicht?
IPHIGENIE
Ja, wenn der Edle, was sich nicht geziemt,
Statt meines Dankes mich erwerben will.
ARKAS
Wer keine Neigung fühlt, dem mangelt es
An einem Worte der Entschuld’gung nie.
Dem Fürsten sag ich an, was hier geschehn.
O wiederholtest du in deiner Seele,
Wie edel er sich gegen dich betrug
Von deiner Ankunft an bis diesen Tag!
DRITTER AUFTRITT
IPHIGENIE
allein.
Von dieses Mannes Rede fühl ich mir
Zur ungelegnen Zeit das Herz im Busen
Auf einmal umgewendet. Ich erschrecke! —
Denn wie die Flut mit schnellen Strömen wachsend
Die Felsen überspült, die in dem Sand
Am Ufer liegen: so bedeckte ganz
Ein Freudenstrom mein Innerstes. Ich hielt
In meinen Armen das Unmögliche.
Es schien sich eine Wolke wieder sanft
Um mich zu legen, von der Erde mich
Empor zu heben und in jenen Schlummer
Mich einzuwiegen, den die gute Göttin
Um meine Schläfe legte, da ihr Arm
Mich rettend faßte. — Meinen Bruder
Ergriff das Herz mit einziger Gewalt:
Ich horchte nur auf seines Freundes Rat;
Nur sie zu retten drang die Seele vorwärts.
Und wie den Klippen einer wüsten Insel
Der Schiffer gern den Rücken wendet: so
Lag Tauris hinter mir. Nun hat die Stimme
Des treuen Manns mich wieder aufgeweckt,
Daß ich auch Menschen hier verlasse, mich
Erinnert. Doppelt wird mir der Betrug
Verhaßt. O bleibe ruhig, meine Seele!
Beginnst du nun zu schwanken und zu zweifeln?
Den festen Boden deiner Einsamkeit
Mußt du verlassen! Wieder eingeschifft
Ergreifen dich die Wellen schaukelnd, trüb
Und bang verkennest du die Welt und dich.
VIERTER AUFTRITT
Iphigenie. Pylades.
PYLADES
Wo ist sie? daß ich ihr mit schnellen Worten
Die frohe Botschaft unsrer Rettung bringe!
IPHIGENIE
Du siehst mich hier voll Sorgen und Erwartung
Des sichern Trostes, den du mir versprichst.
PYLADES
Dein Bruder ist geheilt! Den Felsenboden
Des ungeweihten Ufers und den Sand
Betraten wir mit fröhlichen Gesprächen;
Der Hain blieb hinter uns, wir merkten’s nicht.
Und herrlicher und immer herrlicher
Umloderte der Jugend schöne Flamme
Sein lockig Haupt; sein volles Auge glühte
Von Mut und Hoffnung, und sein freies Herz
Ergab sich ganz der Freude, ganz der Lust,
Dich, seine Retterin, und mich zu retten.
IPHIGENIE
Gesegnet seist du, und es möge nie
Von deiner Lippe, die so Gutes sprach,
Der Ton des Leidens und der Klage tönen!
PYLADES
Ich bringe mehr als das; denn schön begleitet,
Gleich einem Fürsten, pflegt das Glück zu nahn.
Auch die Gefährten haben wir gefunden.
In einer Felsenbucht verbargen sie
Das Schiff und saßen traurig und erwartend.