Iphigenie auf Tauris - Johann Wolfgang von Goethe (biblioteka na zamówienie .txt) 📖
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- Autor: Johann Wolfgang von Goethe
- Epoka: Romantyzm
- Rodzaj: Dramat
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allen gutes Zeichen! Noch bedeckt
Der Gram geheimnisvoll dein Innerstes;
Vergebens harren wir schon Jahre lang
Auf ein vertraulich Wort aus deiner Brust.
So lang ich dich an dieser Stätte kenne,
Ist dies der Blick, vor dem ich immer schaudre;
Und wie mit Eisenbanden bleibt die Seele
Ins Innerste des Busens dir geschmiedet.
IPHIGENIE
Wie’s der Vertriebnen, der Verwais’ten ziemt.
ARKAS
Scheinst du dir hier vertrieben und verwais’t?
IPHIGENIE
Kann uns zum Vaterland die Fremde werden?
ARKAS
Und dir ist fremd das Vaterland geworden.
IPHIGENIE
Das ist’s, warum mein blutend Herz nicht heilt
In erster Jugend, da sich kaum die Seele
An Vater, Mutter und Geschwister band;
Die neuen Schößlinge, gesellt und lieblich,
Vom Fuß der alten Stämme himmelwärts
Zu dringen strebten; leider faßte da
Ein fremder Fluch mich an und trennte mich
Von den Geliebten, riß das schöne Band
Mit ehrner Faust entzwei. Sie war dahin,
Der Jugend beste Freude, das Gedeihn
Der ersten Jahre. Selbst gerettet, war
Ich nur ein Schatten mir, und frische Lust
Des Lebens blüht in mir nicht wieder auf.
ARKAS
Wenn du dich so unglücklich nennen willst;
So darf ich dich auch wohl undankbar nennen.
IPHIGENIE
Dank habt ihr stets.
ARKAS
Doch nicht den reinen Dank,
Um dessentwillen man die Wohltat tut;
Den frohen Blick, der ein zufriednes Leben
Und ein geneigtes Herz dem Wirte zeigt.
Als dich ein tief geheimnisvolles Schicksal
Vor so viel Jahren diesem Tempel brachte,
Kam Thoas dir, als einer Gottgegebnen,
Mit Ehrfurcht und mit Neigung zu begegnen,
Und dieses Ufer ward dir hold und freundlich,
Das jedem Fremden sonst voll Grausens war,
Weil niemand unser Reich vor dir betrat,
Der an Dianens heil’gen Stufen nicht,
Nach altem Brauch, ein blutig Opfer, fiel.
IPHIGENIE
Frei atmen macht das Leben nicht allein.
Welch Leben ist’s das an der heil’gen Stätte,
Gleich einem Schatten um sein eigen Grab,
Ich nur vertrauern muß? Und nenn ich das
Ein fröhlich selbstbewußtes Leben, wenn
Uns jeder Tag, vergebens hingeträumt,
Zu jenen grauen Tagen vorbereitet,
Die an dem Ufer Lethe’s selbstvergessend,
Die Trauerschaar der Abgeschiednen feiert?
Ein unnütz Leben ist ein früher Tod;
Dies Frauenschicksal ist vor allen meins.
ARKAS
Den edeln Stolz daß du dir selbst nicht g’nügest,
Verzeih ich dir, so sehr ich dich bedaure;
Er raubet den Genuss des Lebens dir.
Du hast hier nichts getan seit deiner Ankunft?
Wer hat des König trüben Sinn erheitert?
Wer hat den alten grausamen Gebrauch,
Daß am Altar Dianens jeder Fremde
Sein Leben blutend läßt, von Jahr zu Jahr,
Mit sanfter Überredung aufgehalten,
Und die Gefangnen vom gewissen Tod
Ins Vaterland so oft zurückgeschickt?
Hat nicht Diane, statt erzürnt zu sein,
Daß sie der blut’gen alten Opfer mangelt,
Dein sanft Gebet in reichem Maß erhört?
Umschwebt mit frohem Fluge nicht der Sieg
Das Heer? und eilt er nicht sogar voraus?
Und fühlt nicht jeglicher ein besser Los,
Seitdem der König, der uns weis und tapfer
So lang geführet, nun sich auch der Milde
In deiner Gegenwart erfreut und uns
Des schweigenden Gehorsams Pflicht erleichtert?
Das nennst du unnütz, wenn von deinem Wesen
Auf Tausende herab ein Balsam träufelt?
Wenn du dem Volke, dem ein Gott dich brachte,
Des neuen Glückes ew’ge Quelle wirst,
Und an dem unwirtbaren Todes-Ufer
Dem Fremden Heil und Rückkehr zubereitest?
IPHIGENIE
Das Wenige verschwindet leicht dem Blick,
Der vorwärts sieht, wie viel noch übrig bleibt.
ARKAS
Doch lobst du den, der was er tut nicht schätzt?
IPHIGENIE
Man tadelt den, der seine Taten wägt.
ARKAS
Auch den, der wahren Wert zu stolz nicht achtet,
Wie den, der falschen Wert zu eitel hebt.
Glaub mir und hör auf eines Mannes Wort,
Der treu und redlich dir ergeben ist:
Wenn heut der König mit dir redet, so
Erleichtr’ ihm was er dir zu sagen denkt.
IPHIGENIE
Du ängstest mich mit jedem guten Worte;
Oft wich ich seinem Antrag mühsam aus.
ARKAS
Bedenke was du tust und was dir nützt.
Seitdem der König seinen Sohn verloren,
Vertraut er wenigen der Seinen mehr,
Und diesen wenigen nicht mehr wie sonst.
Mißgünstig sieht er jedes Edeln Sohn
Als seines Reiches Folger an, er fürchtet
Ein einsam hülflos Alter, ja vielleicht
Verwegnen Aufstand und frühzeit’gen Tod.
Der Scythe setzt ins Reden keinen Vorzug,
Am wenigsten der König. Er, der nur
Gewohnt ist zu befehlen und zu tun,
Kennt nicht die Kunst, von weitem ein Gespräch
Nach seiner Absicht langsam fein zu lenken.
Erschwer’s ihm nicht durch ein rückhaltend Weigern,
Durch ein vorsetzlich Mißverstehen. Geh
Gefällig ihm den halben Weg entgegen.
IPHIGENIE
Soll ich beschleunigen was mich bedroht?
ARKAS
Willst du sein Werben eine Drohung nennen?
IPHIGENIE
Es ist die schrecklichste von allen mir.
ARKAS
Gib ihm für seine Neigung nur Vertraun.
IPHIGENIE
Wenn er von Furcht erst meine Seele löst.
ARKAS
Warum verschweigst du deine Herkunft ihm?
IPHIGENIE
Weil einer Priesterin Geheimnis ziemt.
ARKAS
Dem König sollte nichts Geheimnis sein;
Und ob er’s gleich nicht fordert, fühlt er’s doch
Und fühlt es tief in seiner großen Seele,
Daß du sorgfältig dich vor ihm verwahrst.
IPHIGENIE
Nährt er Verdruss und Unmut gegen mich?
ARKAS
So scheint es fast. Zwar schweigt er auch von dir;
Doch haben hingeworfne Worte mich
Belehrt, daß seine Seele fest den Wunsch
Ergriffen hat dich zu besitzen. Laß,
O überlaß ihn nicht sich selbst! damit
In seinem Busen nicht der Unmut reife
Und dir Entsetzen bringe, du zu spät
An meinen treuen Rat mit Reue denkest.
IPHIGENIE
Wie? Sinnt der König, was kein edler Mann,
Der seinen Namen liebt und dem Verehrung
Der Himmlischen den Busen bändiget,
Je denken sollte? Sinnt er vom Altar
Mich in sein Bette mit Gewalt zu ziehn?
So ruf ich alle Götter und vor allen
Dianen, die entschloss’ne Göttin, an,
Die ihren Schutz der Priesterin gewiß
Und Jungfrau einer Jungfrau gern gewährt.
ARKAS
Sei ruhig! Ein gewaltsam neues Blut
Treibt nicht den König, solche Jünglingstat
Verwegen auszuüben. Wie er sinnt,
Befürcht ich andern harten Schluß von ihm,
Den unaufhaltbar er vollenden wird:
Denn seine Seel ist fest und unbeweglich.
Drum bitt ich dich, vertrau ihm, sei ihm dankbar,
Wenn du ihm weiter nichts gewähren kannst.
IPHIGENIE
O sage was dir weiter noch bekannt ist.
ARKAS
Erfahr’s von ihm. Ich seh den König kommen;
Du ehrst ihn, und dich heißt dein eigen Herz,
Ihm freundlich und vertraulich zu begegnen.
Ein edler Mann wird durch ein gutes Wort
Der Frauen weit geführt.
IPHIGENIE
allein.
Zwar seh ich nicht,
Wie ich dem Rat des Treuen folgen soll;
Doch folg ich gern der Pflicht, dem Könige
Für seine Wohltat gutes Wort zu geben,
Und wünsche mir, daß ich dem Mächtigen,
Was ihm gefällt, mit Wahrheit sagen möge.
DRITTER AUFTRITT
Iphigenie. Thoas.
IPHIGENIE
Mit königlichen Gütern segne dich
Die Göttin! Sie gewähre Sieg und Ruhm
Und Reichtum und das Wohl der Deinigen
Und jedes frommen Wunsches Fülle dir!
Daß, der du über viele sorgend herrschest,
Du auch vor vielen seltnes Glück genießest.
THOAS