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Idź do strony:
werd ihn sehn! O hoffe, liebes Herz! 
  PYLADES
Doch selig sind die Tausende, die starben 
Den bittersüßen Tod von Feindes Hand! 
Denn wüste Schrecken und ein traurig Ende 
Hat den Rückkehrenden statt des Triumphs 
Ein feindlich aufgebrachter Gott bereitet. 
Kommt denn der Menschen Stimme nicht zu euch? 
So weit sie reicht, trägt sie den Ruf umher 
Von unerhörten Taten die geschahn. 
So ist der Jammer, der Mycenens Hallen 
Mit immer wiederholten Seufzern füllt, 
Dir ein Geheimnis? — Klytämnestra hat 
Mit Hülf Ägisthens den Gemahl berückt, 
Am Tage seiner Rückkehr ihn ermordet! — 
Ja, du verehrest dieses Königs Haus! 
Ich seh es, deine Brust bekämpft vergebens 
Das unerwartet ungeheure Wort. 
Bist du die Tochter eines Freundes? bist 
Du nachbarlich in dieser Stadt geboren? 
Verbirg es nicht und rechne mir’s nicht zu, 
Daß ich der Erste diese Gräuel melde. 
  IPHIGENIE
Sag an, wie ward die schwere Tat vollbracht? 
  PYLADES
Am Tage seiner Ankunft, da dir König 
Vom Bad erquickt und ruhig, sein Gewand 
Aus der Gemahlin Hand verlangend, stieg, 
Warf die Verderbliche ein faltenreich 
Und künstlich sich verwirrendes Gewebe 
Ihm auf die Schultern, um das edle Haupt; 
Und da er wie von einem Netze sich 
Vergebens zu entwickeln strebte, schlug 
Ägisth ihn, der Verräter, und verhüllt 
Ging zu den Toten dieser große Fürst. 
  IPHIGENIE
Und welchen Lohn erhielt der Mitverschworne?  
  PYLADES
Ein Reich und Bette, das er schon besaß.  
  IPHIGENIE
So trieb zur Schandtat eine böse Lust? 
  PYLADES
Und einer alten Rache tief Gefühl.  
  IPHIGENIE
Und wie beleidigte der König sie?  
  PYLADES
Mit schwerer Tat, die, wenn Entschuldigung 
Des Mordes wäre, sie entschuldigte. 
Nach Aulis lockt’ er sie und brachte dort, 
Als eine Gottheit sich der Griechen Fahrt 
Mit ungstümen Winden widersetzte, 
Die ält’ste Tochter, Iphigenien, 
Vor den Altar Dianens, und sie fiel 
Ein blutig Opfer für der Griechen Heil. 
Dies, sagt man, hat ihr einen Widerwillen 
So tief ins Herz geprägt, daß sie dem Werben 
Ägisthens sich ergab und den Gemahl 
Mit Netzen des Verderbens selbst umschlang. 
  IPHIGENIE
sich verhüllend.
Es ist genug. Du wirst mich wiedersehn.  
  PYLADES
allein.
Von dem Geschick des Königs-Hauses scheint 
Sie tief gerührt. Wer sie auch immer sei, 
So hat sie selbst den König wohl gekannt 
Und ist, zu unserm Glück, aus hohem Hause 
Hierher verkauft. Nur stille, liebes Herz, 
Und laß dem Stern der Hoffnung, der uns blinkt, 
Mit frohem Mut uns klug entgegen steuern. 
 
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DRITTER AUFZUG ERSTER AUFTRITT
Iphigenie. Orest. IPHIGENIE
Unglücklicher, ich löse deine Bande 
Zum Zeichen eines schmerzlichern Geschicks. 
Die Freiheit, die das Heiligtum gewährt, 
Ist, wie der letzte lichte Lebensblick 
Des schwer Erkrankten, Todesbote. Noch 
Kann ich es mir und darf es mir nicht sagen, 
Daß ihr verloren seid! Wie könnt ich euch 
Mit mörderischer Hand dem Tode weihen? 
Und niemand, wer es sei, darf euer Haupt, 
So lang ich Priesterin Dianens bin, 
Berühren. Doch verweigr’ ich jene Pflicht, 
Wie sie der aufgebrachte König fordert; 
So wählt er eine meiner Jungfraun mir 
Zur Folgerin, und ich vermag alsdann 
Mit heißem Wunsch allein euch beizustehn. 
O werther Landsmann! Selbst der letzte Knecht, 
Der an den Herd der Vatergötter streifte, 
Ist uns in fremdem Lande hoch willkommen: 
Wie soll ich euch genug mit Freud und Segen 
Empfangen, die ihr mir das Bild der Helden, 
Die ich von Eltern her verehren lernte, 
Entgegen bringet und das innre Herz 
Mit neuer schöner Hoffnung schmeichelnd labet! 
  OREST
Verbirgst du deinen Namen, deine Herkunft 
Mit klugem Vorsatz? oder darf ich wissen, 
Wer mir, gleich einer Himmlischen, begegnet?  
  IPHIGENIE
Du sollst mich kennen. Jetzo sag mir an, 
Was ich nur halb von deinem Bruder hörte, 
Das Ende derer, die von Troja kehrend 
Ein hartes unerwartetes Geschick 
Auf ihrer Wohnung Schwelle stumm empfing. 
Zwar ward ich jung an diesen Strand geführt; 
Doch wohl erinnr’ ich mich des scheuen Blicks, 
Den ich mit Staunen und mit Bangigkeit 
Auf jene Helden warf. Sie zogen aus, 
Als hätte der Olymp sich aufgetan 
Und die Gestalten der erlauchten Vorwelt 
Zum Schrecken Ilions herabgesendet, 
Und Agamemnon war vor allen herrlich! 
O sage mir! Er fiel, sein Haus betretend, 
Durch seiner Frauen und Ägisthens Tücke? 
  OREST
Du sagst’s!  
  IPHIGENIE
Weh dir, unseliges Mycen! 
So haben Tantals Enkel Fluch auf Fluch 
Mit vollen wilden Händen ausgesät! 
Und gleich dem Unkraut, wüste Häupter schüttelnd 
Und tausendfält’gen Samen um sich streuend, 
Den Kindeskindern nahverwandte Mörder 
Zur ew’gen Wechselwut erzeugt! Enthülle, 
Was von der Rede deines Bruders schnell 
Die Finsternis des Schreckens mir verdeckte. 
Wie ist des großen Stammes letzter Sohn, 
Das holde Kind, bestimmt des Vaters Rächer 
Dereinst zu sein, wie ist Orest dem Tage 
Des Bluts entgangen? Hat ein gleich Geschick 
Mit des Avernus Netzen ihn umschlungen? 
Ist er gerettet? Lebt er? Lebt Elektra? 
  OREST
Sie leben.  
  IPHIGENIE
Goldne Sonne, leihe mir 
Die schönsten Strahlen, lege sie zum Dank 
Vor Jovis Thron! denn ich bin arm und stumm.  
  OREST
Bist du gastfreundlich diesem Königs-Hause, 
Bist du mit nähern Banden ihm verbunden, 
Wie deine schöne Freude mir verrät: 
So bändige dein Herz und halt es fest! 
Denn unerträglich muß dem Fröhlichen 
Ein jäher Rückfall in die Schmerzen sein. 
Du weißt nur, merk ich, Agamemnons Tod. 
  IPHIGENIE
Hab ich an dieser Nachricht nicht genug? 
  OREST
Du hast des Gräuels Hälfte nur erfahren.  
  IPHIGENIE
Was fürcht ich noch? Orest, Elektra leben. 
  OREST
Und fürchtest du für Klytämnestren nichts?  
  IPHIGENIE
Sie rettet weder Hoffnung, weder Furcht.  
  OREST
Auch schied sie aus dem Land der Hoffnung ab.  
  IPHIGENIE
Vergoß sie reuig wütend selbst ihr Blut? 
  OREST
Nein, doch ihr eigen Blut gab ihr den Tod.  
  IPHIGENIE
Sprich deutlicher, daß ich nicht länger sinne. 
Die Ungewißheit schlägt mir tausendfältig 
Die dunkeln Schwingen um das bange Haupt.  
  OREST
So haben mich die Götter ausersehn 
Zum Boten einer Tat, die ich so gern 
Ins klanglos-dumpfe Höhlenreich der Nacht 
Verbergen möchte? Wider meinen Willen 
Zwingt mich dein holder Mund; allein er darf 
Auch etwas Schmerzlichs fordern und erhält’s. 
Am Tage, da der Vater fiel, verbarg 
Elektra rettend ihren Bruder: Strophius, 
Des Vaters Schwäher, nahm ihn willig auf, 
Erzog ihn neben seinem eignen Sohne, 
Der, Pylades genannt, die schönsten Bande 
Der Freundschaft um den Angekommnen knüpfte. 
Und wie sie wuchsen, wuchs in ihrer Seele 
Die brennende Begier des Königs Tod 
Zu rächen. Unversehen, fremd gekleidet, 
Erreichen sie Mycen, als brächten sie 
Die Trauernachricht von Orestens Tode 
Mit seiner Asche. Wohl empfänget sie 
Die Königin; sie treten in das Haus. 
Elektren gibt Orest sich zu erkennen; 
Sie bläst der Rache Feuer in ihm auf, 
Das vor der Mutter heil’ger Gegenwart 
In sich zurückgebrannt war. Stille führt 
Sie ihn zum Orte, wo sein Vater fiel, 
Wo eine alte leichte Spur des frech 
Vergossnen Blutes oftgewaschnen Boden 
Mit blassen ahndungsvollen Streifen färbte. 
Mit ihrer Feuerzunge schilderte 
Sie jeden Umstand der verruchten Tat, 
Ihr knechtisch elend durchgebrachtes Leben, 
Den Übermut der glücklichen Verräter, 
Und die Gefahren, die nun der Geschwister 
Von einer stiefgewordnen Mutter warteten; 
— Hier drang sie jenen alten Dolch ihm auf, 
Der schon in Tantals Hause grimmig wütete, 
Und Klytämnestra fiel durch Sohnes Hand. 
  IPHIGENIE
Unsterbliche, die ihr den reinen Tag 
Auf immer neuen Wolken selig lebet, 
Habt ihr nur darum mich so manches Jahr 
Von Menschen abgesondert, mich so nah 
Bei euch gehalten, mir die kindliche 
Beschäftigung, des heil’gen Feuers Glut 
Zu nähren aufgetragen, meine Seele 
Der Flamme gleich in ew’ger frommer Klarheit 
Zu euern Wohnungen hinaufgezogen, 
Daß ich nur meines Hauses Gräuel später 
Und tiefer fühlen sollte? — Sage mir 
Vom Unglücksel’gen! sprich mir von Orest! — 
  OREST
O, könnte man von seinem Tode sprechen! 
Wie gährend stieg aus der Erschlagnen Blut 
Der Mutter Geist 
Und ruft der Nacht uralten Töchtern zu: 
„Laßt nicht den Muttermörder entfliehn! 
Verfolgt den Verbrecher! Euch ist er geweiht! 
Sie horchen auf, es schaut ihr hohler Blick 
Mit der Begier des Adlers um sich her. 
Sie rühren sich in ihren schwarzen Höhlen, 
Und aus den Winkeln schleichen ihre Gefährten, 
Der Zweifel und die Reue, leis herbei. 
Vor ihnen steigt ein Dampf vom Acheron; 
In seinen Wolkenkreisen wälzet sich 
Die ewige Betrachtung des Geschehnen 
Verwirrend um des Schuld’gen Haupt umher 
Und sie, berechtigt zum Verderben, treten 
Der gottbesäten Erde schönen Boden, 
Von dem ein alter Fluch sie längst verbannte. 
Den Flüchtigen verfolgt ihr schneller Fuß; 
Sie geben nur um neu zu schrecken Rast.  
  IPHIGENIE
Unseliger, du bist in gleichem Fall, 
Und fühlst was er, der arme Flüchtling, leidet!  
  OREST
Was sagst du mir? was wähnst du gleichen Fall?  
  IPHIGENIE
Dich drückt ein Brudermord wie jenen; mir 
Vertraute dies dein jüngster Bruder schon. 
  OREST
Ich kann nicht leiden, daß du große Seele 
Mit einem falschen Wort betrogen werdest. 
Ein lügenhaft Gewebe knüpf’ ein Fremder 
Dem Fremden, sinnreich und der List gewohnt, 
Zur Falle vor die Füße; zwischen uns 
Sei Wahrheit! 
Ich bin Orest! und dieses schuld’ge Haupt 
Senkt nach der Grube sich und sucht den Tod; 
In jeglicher Gestalt sei er willkommen! 
Wer du auch seist, so wünsch ich Rettung dir 
Und meinem Freunde; mir wünsch ich sie nicht. 
Du scheinst hier wider Willen zu verweilen; 
Erfindet Rat zur Flucht und laßt mich hier. 
Es stürze mein entseelter Leib vom Fels, 
Es rauche bis zum Meer hinab mein Blut, 
Und bringe Fluch dem Ufer der Barbaren! 
Geht ihr, daheim im schönen Griechenland 
Ein neues Leben freundlich anzufangen. 
 
Er entfernt sich. IPHIGENIE
So steigst du denn, Erfüllung, schönste Tochter 
Des größten Vaters, endlich zu mir nieder! 
Wie ungeheuer steht dein Bild vor mir! 
Kaum reicht mein Blick dir an die Hände, die 
Mit Furcht und Segenskränzen angefüllt 
Die Schätze des Olympus niederbringen. 
Wie man den König an dem Übermaß 
Der Gaben kennt: denn ihm muß wenig scheinen 
Was Tausenden schon Reichtum ist; so kennt 
Man euch, ihr Götter, an gesparten, lang 
Und weise zubereiteten Geschenken. 
Denn ihr allein wißt was uns frommen kann, 
Und schaut der Zukunft ausgedehntes Reich, 
Wenn jedes Abends Stern — und Nebelhülle 
Die Aussicht uns verdeckt. Gelassen hört 
Ihr unser Flehn, das um Beschleunigung 
Euch kindisch bittet; aber eure Hand 
Bricht unreif nie die goldnen Himmelsfrüchte; 
Und wehe dem, der ungeduldig sie 
Ertrotzend saure Speise sich zum Tod 
Genießt. O laßt das lang erwartete, 
Noch kaum gedachte Glück nicht, wie den Schatten 
Des abgeschiednen Freundes, eitel mir 
Und dreifach schmerzlicher vorübergehn! 
  OREST
der wieder zu ihr tritt.
Rufst du die Götter an für dich und Pylades, 
So nenne meinen Namen nicht mit eurem. 
Du rettest den Verbrecher nicht, zu dem 
Du dich gesellst, und teilest Fluch und Not. 
  IPHIGENIE
Mein Schicksal ist an deines fest gebunden.  
  OREST
Mit nichten! Laß allein und unbegleitet 
Mich zu den Toten gehn. Verhülltest du 
In deinen Schleier selbst den Schuldigen; 
Du birgst ihn nicht vorm Blick der Immerwachen, 
Und deine Gegenwart, du Himmlische, 
Drängt sie nur seitwärts und verscheucht sie nicht. 
Sie dürfen mit den ehrnen frechen Füßen 
Des heil’gen Waldes Boden nicht betreten; 
Doch hör ich aus der Ferne hier und da 
Ihr gräßliches Gelächter. Wölfe harren 
So um den Baum, auf den ein Reisender 
Sich rettete. Da draußen ruhen sie 
Gelagert; und verlass ich diesen Hain, 
Dann steigen sie, die Schlangenhäupter schüttelnd, 
Von allen Seiten Staub erregend auf 
Und treiben ihre Beute vor sich her. 
  IPHIGENIE
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