Faust - Johann Wolfgang von Goethe (internetowa biblioteka darmowa TXT) 📖
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- Autor: Johann Wolfgang von Goethe
- Epoka: Romantyzm
- Rodzaj: Dramat
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die Lüfte ziehn.
HOMUNCULUS
Laß sie schreiten! setz ihn nieder,
Deinen Ritter, und sogleich
Kehret ihm das Leben wieder,
Denn er sucht’s im Fabelreich.
FAUST
den Boden berührend.
Wo ist sie? —
HOMUNCULUS
Wüßten’s nicht zu sagen,
Doch hier wahrscheinlich zu erfragen.
In Eile magst du, eh’ es tagt,
Von Flamm zu Flamme spürend gehen:
Wer zu den Müttern sich gewagt,
Hat weiter nichts zu überstehen.
MEPHISTOPHELES
Auch ich bin hier an meinem Teil;
Doch wüßt ich Besseres nicht zu unserm Heil,
Als: jeder möge durch die Feuer
Versuchen sich sein eigen Abenteuer.
Dann, um uns wieder zu vereinen,
Laß deine Leuchte, Kleiner, tönend scheinen.
HOMUNCULUS
So soll es blitzen, soll es klingen.
Das Glas dröhnt und leuchtet gewaltig.
Nun frisch zu neuen Wunderdingen!
FAUST
allein.
Wo ist sie? — Frage jetzt nicht weiter nach ...
Wär’s nicht die Scholle, die sie trug,
Die Welle nicht, die ihr entgegenschlug,
So ist’s die Luft, die ihre Sprache sprach.
Hier! durch ein Wunder, hier in Griechenland!
Ich fühlte gleich den Boden, wo ich stand;
Wie mich, den Schläfer, frisch ein Geist durchglühte,
So steh ich, ein Antäus an Gemüte.
Und find ich hier das Seltsamste beisammen,
Durchforsch ich ernst dies Labyrinth der Flammen.
Entfernt sich.
AM OBERN PENEIOS
MEPHISTOPHELES
umherspürend.
Und wie ich diese Feuerchen durchschweife,
So find’ ich mich doch ganz und gar entfremdet,
Fast alles nackt, nur hie und da behemdet:
Die Sphinxe schamlos, unverschämt die Greife,
Und was nicht alles, lockig und beflügelt,
Von vorn und hinten sich im Auge spiegelt ...
Zwar sind auch wir von Herzen unanständig,
Doch das Antike find’ ich zu lebendig;
Das müßte man mit neustem Sinn bemeistern
Und mannigfaltig modisch überkleistern ...
Ein widrig Volk! Doch darf mich’s nicht verdrießen,
Als neuer Gast anständig sie zu grüßen ...
Glück zu den schönen Fraun, den klugen Greisen!
GREIF
schnarrend.
Nicht Greisen! Greifen! — Niemand hört es gern,
Daß man ihn Greis nennt. Jedem Worte klingt
Der Ursprung nach, wo es sich her bedingt:
Grau, grämlich, griesgram, greulich, Gräber, grimmig,
Etymologisch gleicherweise stimmig,
Verstimmen uns.
MEPHISTOPHELES
Und doch, nicht abzuschweifen,
Gefällt das Grei im Ehrentitel Greifen.
GREIF
wie oben und immer so fort.
Natürlich! Die Verwandtschaft ist erprobt,
Zwar oft gescholten, mehr jedoch gelobt;
Man greife nun nach Mädchen, Kronen, Gold,
Dem Greifenden ist meist Fortuna hold.
AMEISEN
von der kolossalen Art.
Ihr sprecht von Gold, wir hatten viel gesammelt,
In Fels– und Höhlen heimlich eingerammelt;
Das Arimaspen-Volk hat’s ausgespürt,
Sie lachen dort, wie weit sie’s weggeführt.
GREIFE
Wir wollen sie schon zum Geständnis bringen.
ARIMASPEN
Nur nicht zur freien Jubelnacht.
Bis morgen ist’s alles durchgebracht,
Es wird uns diesmal wohl gelingen.
MEPHISTOPHELES
hat sich zwischen die Spinxe gesetzt.
Wie leicht und gern ich mich hierher gewöhne,
Denn ich verstehe Mann für Mann.
SPHINX
Wir hauchen unsre Geistertöne,
Und ihr verkörpert sie alsdann.
Jetzt nenne dich, bis wir dich weiter kennen.
MEPHISTOPHELES
Mit vielen Namen glaubt man mich zu nennen —
Sind Briten hier? Sie reisen sonst so viel,
Schlachtfeldern nachzuspüren, Wasserfällen,
Gestürzten Mauern, klassisch dumpfen Stellen;
Das wäre hier für sie ein würdig Ziel.
Sie zeugten auch: Im alten Bühnenspiel
Sah man mich dort als Old Iniquity.
SPHINX
Wie kam man drauf?
MEPHISTOPHELES
Ich weiß es selbst nicht wie.
SPHINX
Mag sein! Hast du von Sternen einige Kunde?
Was sagst du zu der gegenwärt’gen Stunde?
MEPHISTOPHELES
aufschauend.
Stern schießt nach Stern, beschnittner Mond scheint helle,
Und mir ist wohl an dieser trauten Stelle,
Ich wärme mich an deinem Löwenfelle.
Hinauf sich zu versteigen, wär’ zum Schaden;
Gib Rätsel auf, gib allenfalls Scharaden.
SPHINX
Sprich nur dich selbst aus, wird schon Rätsel sein.
Versuch einmal, dich innigst aufzulösen:
„Dem frommen Manne nötig wie dem bösen,
Dem ein Plastron, aszetisch zu rapieren,
Kumpan dem andern, Tolles zu vollführen,
Und beides nur, um Zeus zu amüsieren.”
ERSTER GREIF
schnarrend.
Den mag ich nicht!
ZWEITER GREIF
stärker schnarrend.
Was will uns der?
BEIDE
Der Garstige gehöret nicht hierher!
MEPHISTOPHELES
brutal.
Du glaubst vielleicht, des Gastes Nägel krauen
Nicht auch so gut wie deine scharfen Klauen?
Versuch’s einmal!
SPHINX
milde.
Du magst nur immer bleiben,
Wird dich’s doch selbst aus unsrer Mitte treiben;
In deinem Lande tust dir was zugute,
Doch, irr’ ich nicht, hier ist dir schlecht zumute.
MEPHISTOPHELES
Du bist recht appetitlich oben anzuschauen,
Doch unten hin die Bestie macht mir Grauen.
SPHINX
Du Falscher kommst zu deiner bittern Buße,
Denn unsre Tatzen sind gesund;
Dir mit verschrumpftem Pferdefuße
Behagt es nicht in unserem Bund.
Sirenen präludieren oben.
MEPHISTOPHELES
Wer sind die Vögel, in den Ästen
Des Pappelstromes hingewiegt?
SPHINX
Gewahrt euch nur! Die Allerbesten
Hat solch ein Singsang schon besiegt.
SIRENEN
Ach was wollt ihr euch verwöhnen
In dem Häßlich-Wunderbaren!
Horcht, wir kommen hier zu Scharen
Und in wohlgestimmten Tönen;
So geziemet es Sirenen.
SPHINXE
sie verspottend in der selben Melodie.
Nötigt sie, herabzusteigen!
Sie verbergen in den Zweigen
Ihre garstigen Habichtskrallen,
Euch verderblich anzufallen,
Wenn ihr euer Ohr verleiht.
SIRENEN
Weg das Hassen! weg das Neiden!
Sammeln wir die klarsten Freuden,
Unterm Himmel ausgestreut!
Auf dem Wasser, auf der Erde
Sei’s die heiterste Gebärde,
Die man dem Willkommnen beut.
MEPHISTOPHELES
Das sind die saubern Neuigkeiten,
Wo aus der Kehle, von den Saiten
Ein Ton sich um den andern flicht.
Das Trallern ist bei mir verloren:
Es krabbelt wohl mir um die Ohren,
Allein zum Herzen dringt es nicht.
SPHINXE
Sprich nicht vom Herzen! das ist eitel;