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Länge in der elenden Wirtschaft bei der schlimmen Frau aushalte. Es sei Schade um die schwarze Jakobe; wenn Etwas an sie gewandt würde, könne eine ganz brave und gescheite Frau aus ihr werden. So aber sei sie zu stolz, mit irgendjemand umzugehen, da sie sich ihres armseligen Aufzuges schäme.

Dies alles bestärkte mich nur in meiner Teilnahme für die junge Nachbarin. Als der Sonntag kam, huschte ich gleich nach dem Essen, wo ich sonst Klavier zu spielen pflegte, aus dem Hause und lief mit einem Herzklopfen, als handle sich’s um ein viel bedenklicheres Stelldichein, in den einsamen Park hinein nach der Stelle am Weiher, wo eine zopfige Flora unter einer Traueresche stand und eine steinerne Bank, die der Lieblingssitz des toten Oheims gewesen war.

Ich entsinne mich noch deutlich, wie gekränkt ich mich fühlte, als ich mich dort ganz allein fand und eine gute Stunde allein bleiben musste. Es schien mir fast meiner unwürdig, dass ich auf das Bauernkind warten sollte, bis es ihm beliebe, sich einzufinden. War es nicht schon fast zu viel der Herablassung, dass ich überhaupt mich so pünktlich eingefunden, statt mich ein wenig kostbar zu machen? Ich nahm mir vor, ziemlich kühl zu tun, wenn sie endlich käme. Aber kaum hörte ich ihren festen, raschen Schritt durch den Laubgang herankommen, so waren alle meine hoffärtigen Vorsätze wie weggeweht, und ich ging ihr mit ungeheuchelter Freude, dass sie endlich doch Wort gehalten, entgegen.

Sie hatte ein wenig Toilette gemacht für diesen Besuch, so gut der arme Narr eben konnte. Statt des Strohhutes hatte sie ein rotes Tuch über ihre schwarzen Flechten geknüpft, das in zwei Zipfeln über den Nacken herabfiel. Das schwarze Wollkleidchen, das von keiner kunstfertigen Hand zugeschnitten war, reichte ihr bis an die Knöchel und stand ihr nicht so gut wie ihr verwahrloster Arbeitsanzug. Überdies trug sie statt der Pantinen derbe Lederschuhe, und ich glaube sogar Stümpfe. Doch bemerkte ich trotz alledem erst heute, dass sie sehr schön gewachsen war und über ihr Alter entwickelt.

Sie lachte, als sie sah, wie ich sie betrachtete. Das Kleid wird mir schon zu kurz und zu eng, sagte sie. Ich hab’ es schon vorm Jahr bekommen, zu meiner Einsegnung, das heißt, ich habe mir’s selbst, so gut ich konnte, zurechtschneiden müssen aus einem alten Rock der Frau Sengebusch (so hieß die Haushälterin des Großonkels). Die Frau (sie meinte ihre Mutter) behauptete, mein Sonntagskleid sei gut genug; ich erklärte ihr aber, ich ginge ohne schwarzes Kleid nicht zur Einsegnung; da erbarmte sich die gute Alte und schenkte mir dies, und ich habe vier Nächte aufgesessen, bis ich mir’s zurecht gemacht hatte. Der Herr Baron schenkte mir ein Goldstück und ein Gesangbuch. Hiernach bin ich so schnell gewachsen, nun sprenge ich alle Augenblicke eine Naht.

Du bist ganz hübsch so, Jakobine, sagte ich. Komm, wir wollen ein wenig spazieren gehen.

Erst ein bißchen sitzen, sagte sie. Ich habe mich den ganzen Vormittag abrackern müssen.

Das gemeine Wort gab mir einen kleinen Stoß. Ich war immer an ein sehr wohlerzogenes Deutsch gewöhnt worden. Auch späterhin hatte ich noch dann und wann einen leichten Schrecken zu überstehen, wenn sie einen groben Ausdruck brauchte. Es fiel mir umso mehr auf, da sie im Übrigen ihre Worte so geschickt und treffend zu setzen wusste, gar nicht wie die anderen Landkinder dieser Gegend. Das kam daher, dass ihr Vater, ehe er das Gärtnergewerbe ergriff, Schreiber bei einem kleinen Gericht gewesen war und sich einige Bildung angeeignet hatte.

Wir setzten uns nun auf die Bank unter die Florastatue, und anfangs wollte keine rechte Unterhaltung aufkommen. Wir musterten uns beide stillschweigend, sie gefiel mir immer mehr, ich hätte gern ihre braune Hand gefasst oder ihr Gesicht gestreichelt, doch hielt mich eine beklommene Schüchternheit zurück. Auch sie war viel weniger dreist als vorgestern hinter dem Zaun. Ihre feierliche Kleidung schien ihr einen gewissen Zwang aufzuerlegen. Sie sah lange eine goldene Kette an, die ich um den Hals trug und an der ein goldenes Kreuzchen hing mit einem roten Stein. Endlich wagte sie, das Kreuzchen anzufassen.

Ich möchte dir’s gern schenken, Jakobine, sagte ich: aber ich hab’ es von einer Patin zur Konfirmation bekommen.

Was sollte ich auch damit? erwiderte sie mit einem kurzen Auflachen und zog ihre Hand hastig zurück. Es ist viel zu schön für eine Dorfmagd. Aber weißt du was? Du musst mich nicht Jakobine nennen. Nenne mich lieber „Schwarze” wie mein Vater, das höre ich am liebsten. Und dich will ich „Goldene” nennen.

Ich habe aber kein goldgelbes Haar.

Das tut nichts. Aber du selbst bist wie von Gold.

Und du? Wovon bist du denn, wenn ich von Gold bin?

Ich? Ich bin von Kupfer. Am Herd, wenn ich alle Tage dienen muß, werde ich ganz schwarz und rußig. Aber man braucht mich nur ein bißchen zu scheuern und zu putzen, so werde ich blitzblank und kann mich selbst neben dem rarsten Gold sehen lassen.

Sie lachte wieder vor sich hin, ihr Lachen bezauberte mich förmlich. dass sie lustig sein konnte, da es ihr doch so kläglich ging, staunte ich als ein Zeichen eines großen und heroischen Gemütes an.

Ich sagte es ihr endlich, dass ich sie bewunderte. Sie hörte mir eine Weile zu, scheinbar zerstreut, und beschäftigte sich angelegentlich damit, kleine Kiesel, mit denen der Uferweg bestreut war, mit der Spitze ihres Schuhes ins Wasser zu schleudern. Dann sagte sie auf einmal ganz ruhig:

Meinst du wirklich, dass es mir so schlecht geht? Ich bin lange daran gewöhnt, und Anderen geht es nicht besser, und viele Andere haben nicht einmal Haare auf den Zähnen, dass sie sich wehren können, wenn’s zu arg wird. Wenn mich die Frau nicht lieb hat, ist’s ihr eigener Schade. Ich liebe sie auch nicht, damit sind wir fertig. Wenn ich irgendwo in einem anderen Hause dienen müßt’, wär’ ich vielleicht noch schlechter daran, und hier hab’ ich doch Vater, der ’s gut mit mir meint. Ich weiß nicht, wie es dir geht, Goldene; aber wenn du auch reich bist und eine gute Mutter hast, du wirst auch nicht immer vergnügt sein. Jeder hat seinen Packen zu tragen.

Ich errötete, da ich daran dachte, wie viel heimliche Nöte ich mit meinem ungebärdigen Herzen und grübelnden Verstande zu bestehen hatte, und wie viel Kummer es mir machte, dass ich mir häßlich vorkam. So antwortete ich ihr ausweichend, ob es ihr denn nicht weh tue, dass sie ihre Mutter nicht lieben könne? Gott habe doch geboten, dass man Vater und Mutter lieben und ehren solle. Ob sie denn nicht an Gott und sein Wort glaube?

Gewiss tue sie das, erwiderte sie ganz treuherzig. Aber Gott selbst könne nicht aus schwarz weiß machen, und wenn es damit seine Richtigkeit hatte, dass man seine Feinde lieben solle, müßte von Rechts wegen Gott auch den Teufel lieben. Dabei lachte sie wieder, weil ihr eigener Einfall ihr spaßhaft vorkam. Gleich darauf wurde sie wieder ganz ernst.

Siehst du, Goldene, sagte sie, ich bin nicht so dumm wie jede erste beste Bauerndirne, vielleicht weil ich immer allein lebe und, seit ich aus der Schule gekommen bin, gar keinen Umgang mit meinen Kameradinnen mehr gehabt habe. Ich fühle ganz bestimmt, dass ich noch einmal recht glücklich werden kann, wenn ich nur will, wenn ich mich nur nicht unterkriegen lasse. Jeder Mensch kann es, außer ein kranker und schlechter; und dass man arm ist, steht dem Glück nicht im Wege, solange man den Kopf oben behält. Und das will ich, solange ich lebe. Also brauchst du mich gar nicht zu bedauern, und ich beneide dich auch gar nicht, weder um deine goldene Kette, noch um deine schönen Kleider und alles was du hast. Ich find’ auch in meinen alten Fetzen ein Glück, wie ich’s brauche, und Einen, der es mir verschafft, und vielleicht noch früher als du. Aber nun bin ich ausgeruht, nun wollen wir ein bißchen herumstreifen.

Sie sprang auf und zog mich am Arm sich nach. Dann gingen wir, uns an der Hand fassend, durch den ganzen Park und zum Hinterpförtchen hinaus über Feld und Wiesen, die mir heute zum erstenmal gar nicht so kahl und gottverlassen vorkamen wie bisher. Noch heute kann ich mich in die Gefühle zurückträumen, von denen damals mein Herz bis zum Überfließen erfüllt war. Es war die erste leidenschaftliche Empfindung meiner Seele. Was wusst’ ich von diesem Mädchen, mit dem ich kaum eine Stunde zusammen gewesen war? Gerade nur genug, um den Eindruck ihres Wesens im Großen und Ganzen zu empfangen; der aber genügte, um mich ihr ganz zu eigen zu machen. Ich hatte nie eine ähnliche Natur kennengelernt, keine von so festem, großem Zuschnitt, so nachdenklich und so unbekümmert, so heiter und energisch zugleich. Ich selbst kam mir mit meiner städtischen Bildung, meinen Künsten und Wissenschaften höchst gering und unwert neben ihr vor und fühlte, dass ich nur durch eine grenzenlose Hingebung mich zu ihr emporheben konnte.

Als ich ihr ein paar Worte sagte, die ihr diese meine Stimmung unbeholfen genug verrieten, lachte sie, blieb mitten auf einer frühlingsbunten Wiese stehen und sagte: Du bist nicht recht klug. muss man sich den Kopf darüber zerbrechen, warum man sich gern hat? Was sollte ich dann erst machen, wenn ich darüber nachdenken wollte, was du an der armen Schwarzen findest, dass du so rasch mit ihr gut Freund geworden bist? — Und plötzlich nahm sie meinen Kopf zwischen ihre breiten kräftigen Hände und küßte mich zweimal auf den Mund. Eine liebliche Wärme durchströmte mich, wie ich sie nie vorher empfunden. Dann ließ sie mich los und lachte wieder, aber ich sah, dass sie dabei rot wurde, und dann bückte sie sich nach den Wiesenblumen, von denen sie mir einen kleinen Strauß pflückte. Gesprochen wurde an jenem Tage nicht mehr viel zwischen uns. Mir war ganz feierlich zumute, wie wenn ich fühlte, dass ich einen Bund fürs Leben geschlossen hätte; und auch sie war in allerlei ernsthafte Gedanken vertieft.

*

In den nächsten Tagen konnten wir uns nur verstohlen sehen. Ich ging oft in den Garten und spähte durch den Zaun, wo ich sie denn auch immer fleißig graben und pflanzen sah, aber nicht mehr als ein Kopfnicken von ihr erhielt. Zweimal glückte es mir, nach der Teestunde noch hinauszuschleichen, und richtig fand ich sie an dem Zaun meiner harrend, was mich sehr glücklich machte. Wir standen dann ein Viertelstündchen wie Pyramus und Thisbe beisammen und tauschten in atemloser Hast allerlei Gedanken und Gefühle aus. Sie war, obwohl es kaum anderthalb Stunden Weges waren, nur vier– oder fünfmal in der Stadt gewesen, wo die Mutter auf den Montags– und Donnerstagsmärkten den Verkauf ihrer Blumen und Gemüse besorgte. Seit sie herangewachsen, versagte man ihr diese kurzen Freuden. „Die Frau” meine, es könne mir schaden, sagte sie mit einem verächtlichen Achselzucken. Desto begieriger war sie, von mir zu hören, wie es dort zugehe, wie man in den prachtvollen großen Häusern lebe, was ich in der langen Winterszeit anfange. Sie selbst sitze dann in der dumpfigen Stube, stricke und nähe und höre die Frau brummen und schelten. — Das macht mir so wenig, wie dem Müller das Brausen der Mühlenflügel. — Auch zu lesen habe sie große Lust. Aber außer der Bibel und ein paar Bänden einer illustrierten Zeitschrift hätten sie keine Bücher.

Das nächste Mal brachte ich ihr aus meinem kleinen Vorrat mit, was ich gerade hatte. Ich glaube, sie hat wenig Geschmack daran gefunden, soviel ich mir auf meine kluge Auswahl zugutetat. Wenigstens war von Büchern zwischen uns nie mehr die Rede.

Dann kam der Freitag heran, am Sonnabend früh sollten wir reisen. Ich hatte es nicht durchzusetzen vermocht, dass man noch bis zum Montag blieb. Freilich wagte ich nicht zu sagen, was für ein Glück ich gerade von dem Sonntag erwartete. Als ich spät am Abend in den Garten entwischen konnte und sie am Zaun stehen sah, fühlte ich ein solches Herzweh, dass ich zuerst kein Wort hervorbringen konnte. Auch sie war einsilbig. Sie reichte mir durch die Lücke des Stackets etwas in ein Papier Eingewickeltes, das sie mit einem Zwirnsfaden umwunden hatte. Dabei lachte sie leise. Es ist von meinem Haar, sagte sie. Du hast es haben

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