DieRäuber - Fryderyk Schiller (czytaj za darmo online txt) 📖
- Autor: Fryderyk Schiller
- Epoka: Romantyzm
- Rodzaj: Dramat
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Es dauert mir zu lange — der Doktor will, er sei im Umkehren93 — das Leben eines Alten ist doch eine Ewigkeit! — Und nun wär freie, ebene Bahn bis auf diesen ärgerlichen zähen Klumpen Fleisch, der mir, gleich dem unterirdischen Zauberhund in den Geistermärchen, den Weg zu meinen Schätzen verrammelt.
Müssen denn aber meine Entwürfe94 sich unter das eiserne Joch des Mechanismus beugen? — Soll sich mein hochfliegender Geist an den Schneckengang der Materie ketten lassen? — Ein Licht ausgeblasen, das ohnehin nur mit den letzten Öltropfen noch wuchert — mehr ists nicht — Und doch möcht ich das nicht gern selbst getan haben um der Leute willen. Ich möcht ihn nicht gern getötet, aber abgelebt. Ich möcht es machen wie der gescheide Arzt, (nur umgekehrt.) — Nicht der Natur durch einen Querstreich den Weg verrannt, sondern sie in ihrem eigenen Gange befördert. Und wir vermögen doch wirklich die Bedingungen des Lebens zu verlängern, warum sollten wir sie nicht auch verkürzen können?
Philosophen und Mediziner lehren mich, wie treffend die Stimmungen des Geists mit den Bewegungen der Maschine zusammen lauten. Gichtrische Empfindungen95 werden jederzeit von einer Dissonanz der mechanischen Schwingungen begleitet — Leidenschaften mißhandeln die Lebenskraft — der überladene Geist drückt sein Gehäuse zu Boden — Wie denn nun? — Wer es verstünde, dem Tod diesen ungebahnten Weg in das Schloß des Lebens zu ebenen? — den Körper vom Geist aus zu verderben — ha! ein Originalwerk! — wer das zu Stand brächte? — Ein Werk ohne gleichen! — Sinne nach Moor! — das wär eine Kunst dies verdiente dich zum Erfinder zu haben. Hat man doch die Giftmischerei beinahe in den Rang einer ordentlichen Wissenschaft erhoben, und die Natur durch Experimente gezwungen, ihre Schranken anzugeben, daß man nunmehr des Herzens Schläge Jahr lang vorausrechnet, und zu dem Pulse spricht, bis hieher, und nicht weiter!96 — Wer sollte nicht auch hier seine Flügel versuchen?
Und wie ich nun werde zu Werk gehen müssen, diese süße friedliche Eintracht der Seele mit ihrem Leibe zu stören? Welche Gattung von Empfindnissen ich werde wählen müssen? Welche wohl den Flor97 des Lebens am grimmigsten anfeinden? Zorn? — dieser heißhungrige Wolf frißt sich zu schnell satt — Sorge? — Dieser Wurm nagt mir zu langsam — Gram? — diese Natter schleicht mir zu träge — Furcht? — die Hoffnung läßt sie nicht umgreifen — was? Sind das all die Henker des Menschen? — Ist das Arsenal des Todes so bald erschöpft? — tiefsinnend. Wie? — Nun? — Was? Nein! — Ha! auffahrend. Schreck! — Was kann der Schreck nicht? — Was kann Vernunft, Religion wider dieses Giganten eiskalte Umarmung? — Und doch? — Wenn er auch diesem Sturm stünde? — Wenn er? — O so komme du mir zu Hülfe Jammer, und du Reue, höllische Eumenide, grabende Schlange, die ihren Fraß wiederkäut, und ihren eigenen Kot wiederfrißt; ewige Zerstörinnen und ewige Schöpferinnen eures Giftes, und du heulende Selbstverklagung die du dein eigen Haus verwüstest, und deine eigene Mutter verwundest — Und kommt auch ihr mir zu Hülfe wohltätige Grazien selbst, sanftlächelnde Vergangenheit, und du mit dem überquellenden Füllhorn blühende Zukunft, haltet ihm in euren Spiegeln die Freuden des Himmels vor, wenn euer fliehender Fuß seinen geizigen98 Armen entgleitet — So fall ich Streich auf Streich, Sturm auf Sturm dieses zerbrechliche Leben an, bis den Furientrupp zuletzt schließt — die Verzweiflung! Triumph! Triumph! — Der Plan ist fertig — Schwer und Kunstvoll wie keiner — zuverlässig — sicher — denn spöttisch. des Zergliederers Messer findet ja keine Spuren von Wunde oder korrosivischen99 Gift.
Wohlan denn, Herrmann tritt auf. Ha! Deus ex machina! Herrmann!
HERRMANNZu euren Diensten, gnädiger Junker!
FRANZDie du keinem Undankbaren erweisest.
HERRMANNIch hab Proben davon.
FRANZDu sollst mehr haben mit nächstem — mit nächstem, Herrmann! — Ich habe dir etwas zu sagen, Herrmann.
HERRMANNIch höre mit tausend Ohren.
FRANZIch kenne dich, du bist ein entschloßner Kerl — Soldaten Herz — Haar auf der Zunge! — Mein Vater hat dich sehr beleidigt, Herrmann!
HERRMANNDer Teufel hole mich, wenn ichs vergesse!
FRANZDas ist der Ton eines Manns! Rache geziemt einer männlichen Brust. Du gefällst mir, Herrmann. Nimm diesen Beutel, Herrmann. Er sollte schwerer sein, wenn ich erst Herr wäre.
HERRMANNDas ist ja mein ewiger Wunsch, gnädiger Junker, ich dank euch.
FRANZWirklich, Herrmann? wünschest du wirklich, ich wäre Herr? — aber mein Vater hat das Mark eines Löwen, und ich bin der jüngere Sohn.
HERRMANNIch wollt’, ihr wärt der ältere Sohn, und euer Vater hätte das Mark eines schwindsüchtigen Mädgens.
FRANZHa! wie dich der ältere Sohn dann belohnen wollte! wie er dich aus diesem unedlen Staub, der sich so wenig mit deinem Geist und Adel verträgt, ans Licht emporheben wollte! — Dann solltest du, ganz wie du da bist, mit Gold überzogen werden, und mit vier Pferden durch die Straßen dahinrasseln, wahrhaftig das solltest du! — aber ich vergesse wovon ich dir sagen wollte — hast du das Fräulein von Edelreich schon vergessen, Herrmann?
HERRMANNWetter Element! was erinnert ihr mich an das?
FRANZMein Bruder hat sie dir weggefischt.
HERRMANNEr soll dafür büßen!
FRANZSie gab dir einen Korb. Ich glaube gar, er warf dich die Treppen hinunter.
HERRMANNIch will ihn dafür in die Hölle stoßen.
FRANZEr sagte: man raune sich einander in’s Ohr, du seist zwischen dem Rindfleisch und Meerrettig100 gemacht worden, und dein Vater habe dich nie ansehen können, ohne an die Brust zu schlagen und zu seufzen; Gott sei mir Sünder gnädig!
HERRMANNBlitz, Donner und Hagel, seid still!
FRANZEr riet dir, deinen Adelbrief im Aufstreich101 zu verkaufen, und deine Strümpfe damit flicken zu lassen.
HERRMANNAlle Teufel! ich will ihm die Augen mit den Nägeln auskratzen.
FRANZWas? du wirst böse? was kannst du böse auf ihn sein? Was kannst du ihm böses tun? was kann so eine Ratze102 gegen einen Löwen? Dein Zorn versüßt ihm seinen Triumph nur. Du kannst nichts tun, als deine Zähne zusammenschlagen, und deine Wut an trocknem Brode auslassen.
HERRMANNIch will ihn zu Staub zerreiben.
FRANZPfui Herrmann! du bist ein Kavalier. Du mußt den Schimpf nicht auf dir sitzen lassen. Du mußt das Fräulein nicht fahren lassen, nein das mußt du um alle Welt nicht tun, Herrmann! Hagel und Wetter! ich würde das äußerste versuchen, wenn ich an deiner Stelle wäre.
HERRMANNIch ruhe nicht, bis ich Ihn und Ihn103 unterm Boden hab.
FRANZNicht so stürmisch, Herrmann! komm näher — du sollst Amalia haben!
HERRMANNDas muß ich, trutz dem Teufel! das muß ich!
FRANZDu sollst sie haben, sag ich dir, und das von meiner Hand. Komm näher, sag ich — du weißt vielleicht nicht, daß Karl so gut als enterbt ist?
HERRMANNUnbegreiflich, das erste Wort, das ich höre.
FRANZSei ruhig, und höre weiter! du sollst ein andermal mehr davon hören — ja, ich sage dir, seit eilf Monaten so gut als verbannt. Aber schon bereut der alte den voreiligen Schritt, den er doch, lachend. will ich hoffen, nicht selbst getan hat. Auch liegt ihm die Edelreich täglich hart an mit ihren Vorwürfen und Klagen. Über kurz oder lang wird er ihn in allen vier Enden der Welt aufsuchen lassen, und gute Nacht, Herrmann! wenn er ihn findet. Du kannst ihm ganz demütig die Kutsche halten, wenn er mit ihr in die Kirche zur Trauung fährt.
HERRMANNIch will ihn am Kruzifix104 erwürgen!
FRANZDer Vater wird ihm bald die Herrschaft abtreten, und in Ruhe auf seinen Schlössern leben. Itzt hat der stolze Strudelkopf den Zügel in Händen, itzt lacht er seiner Hasser und Neider — und ich, der ich dich zu einem wichtigen großen Manne machen wollte, ich selbst, Herrmann, werde tiefgebückt vor seiner Türschwelle —
HERRMANNNein! so wahr ich Herrmann heiße, das sollt ihr nicht! wenn noch ein Fünkchen Verstand in diesem Gehirne glostet105! das sollt ihr nicht!
FRANZWirst du es hindern? auch dich, mein lieber Herrmann, wird er seine Geißel fühlen lassen, wird dir ins Angesicht speien, wenn du ihm auf der Straße begegnest, und wehe dir dann, wenn du die Achsel zuckst oder das Maul krümmst106 — siehe, so stehts mit deiner Anwerbung ums Fräulein, mit deinen Aussichten, mit deinen Entwürfen.
HERRMANNSagt mir! was soll ich tun?
FRANZHöre dann, Herrmann! daß du siehst, wie ich mir dein Schicksal zu Herzen nehme als ein redlicher Freund — geh — kleide dich um — mach dich ganz unkenntlich, laß dich beim Alten melden, gib vor, du kämest geraden Wegs aus Böhmen, hättest mit meinem Bruder dem Treffen bei Prag beigewohnt — hättest ihn auf der Walstatt den Geist aufgeben sehen —
HERRMANNWird man mir glauben?
FRANZHoho! dafür laß mich sorgen! Nimm dieses Paket. Hier findest du deine Kommission107 ausführlich. Und Dokumente darzu, die den Zweifel selbst glaubig108 machen sollen — mach itzt nur, daß du fortkommst, und ungesehen! spring durch die Hintertüre in den Hof, von da über die Gartenmauer — die Katastrophe dieser Tragi-Komödie überlaß mir!
HERRMANNUnd die wird sein: Vivat der neue Herr, Franciskus von Moor!
FRANZWie schlau du bist? — denn siehst du, auf diese Art erreichen wir alle Zwecke zumal109 und bald. Amalia gibt ihre Hoffnung auf ihn auf. Der Alte mißt sich den Tod seines Sohnes bei, und — er kränkelt — ein schwankendes Gebäude braucht des Erdbebens nicht, um über’n Haufen zu fallen — er wird die Nachricht nicht überleben — dann bin ich sein einiger110 Sohn — Amalia hat ihre Stützen verloren, und ist ein Spiel meines Willens, da kannst du leicht denken — kurz, alles geht nach Wunsch — aber du mußt dein Wort nicht zurücknehmen.
HERRMANNWas sagt ihr? frohlockend Eh soll die Kugel in ihren Lauf zurückkehren, und in dem Eingeweid ihres Schützen wüten — rechnet auf mich! Laßt nur mich machen — Adieu!
FRANZDie Ernte ist dein, lieber Herrmann! — Wenn der Ochse den Kornwagen in die Scheune gezogen hat, so muß er mit Heu vorlieb nehmen. Dir eine Stallmagd, und keine Amalia! Geht ab.
ZWEITE SZENELeise, leise! er schlummert. Sie stellt sich vor den schlafenden. Wie schön, wie ehrwürdig! — ehrwürdig, wie man die Heiligen malt — nein, ich kann dir nicht zürnen! Weißlockigtes Haupt, dir kann ich nicht zürnen! Schlummre sanft, wache froh auf, ich allein will hingehn und leiden.
D. A. MOOR
Uwagi (0)