DieRäuber - Fryderyk Schiller (czytaj za darmo online txt) 📖
- Autor: Fryderyk Schiller
- Epoka: Romantyzm
- Rodzaj: Dramat
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Weg mit diesem Bild! weg, feige Memme! was zagst du und vor wem? ist mirs nicht die wenige Stunden, die der Graf in diesen Mauren wandelt, als schlich immer ein Spion der Hölle meinen Fersen nach — Ich sollt ihn kennen! Es ist so was großes und oft gesehenes in seinem wilden sonnverbrannten Gesicht, das mich beben macht — auch Amalia ist nicht gleichgültig gegen ihn! Läßt sie nicht so gierig schmachtende Blicke auf dem Kerl herumkreuzen, mit denen sie doch gegen alle Welt sonst so geizig tut? — Sah ichs nicht, wie sie ein Paar diebische Tränen in den Wein fallen lies, den er hinter meinem Rücken so hastig in sich schlürfte, als wenn er das Glas mit hineinziehen wollte. Ja das sah ich, durch den Spiegel sah ichs mit diesen meinen Augen. Holla Franz! siehe dich vor! dahinter steckt irgend ein Verderben schwangeres Ungeheuer!
Sein langer Gänsehals — seine schwarzen Feuerwerfenden Augen hm! hm! — sein finsteres überhangendes buschichtes Augenbraun. Plötzlich zusammenfahrend — schadenfrohe Hölle! jagst du mir diese Ahndung ein? Es ist Karl! ja! itzt werden mir alle Züge wieder lebendig — Er ists! trutz seiner Larve! — Er ists! trutz seiner Larve! — Er ists — Tod und Verdammnis! auf und ab mit heftigen Schritten. Hab ich darum meine Nächte verpraßt, — darum Felsen hinweggeräumt, und Abgründe eben gemacht — bin ich darum gegen alle Instinkte der Menschheit rebellisch worden, daß mir zuletzt dieser unstete Landstreicher durch meine künstlichsten226 Wirbel tölple227 — Sachte! Nur sachte! Es ist nur noch Spielarbeit übrig — Bin ich doch ohnehin schon bis an die Ohren in Todsünden gewatet daß es Unsinn wäre zurückzuschwimmen, wenn das Ufer schon so weit hinten liegt — Ans Umkehren ist doch nicht mehr zu gedenken — die Gnade selbst würde an den Bettelstab gebracht, und die unendliche Erbarmung, bankerot werden wenn sie für meine Schulden all gut sagen wollte — Also vorwärts wie ein Mann — Er schellt — Er versammle sich zu dem Geist seines Vaters und komme228, der Toden spott ich. — Daniel! he Daniel! — Was gilts den haben sie auch schon gegen mich aufgewiegelt? Er sieht so geheimnis voll.
Was steht zu befehl, mein Gebieter?
FRANZNichts. Fort, fülle diesen Becher mit Wein, aber hurtig! Daniel ab. Wart Alter! dich will ich fangen, ins Auge will ich dich fassen, so starr, daß dein getroffenes Gewissen durch die Larve erblassen soll! — Er soll sterben! — Der ist ein Stümper, der sein Werk nur auf die Hälfte bringt, und dann weg geht, und müßig zugafft, wie es weiter damit werden wird.
Stell ihn hieher! Sieh mir fest ins Auge! Wie deine Knie schlottern! Wie du zitterst! Gesteh Alter! Was hast du getan?
DANIELNichts, gnädiger Herr, so wahr Gott lebt, und meine arme Seele!
FRANZTrink diesen Wein aus! — Was? Du zauderst? — Heraus, schnell! Was hast du in den Wein geworfen?
DANIELHilf Gott! Was? Ich — in den Wein?
FRANZGift hast du in den Wein geworfen! Bist du nicht bleich wie Schnee? Gesteh, gesteh! Wer hats dir gegeben? Nicht wahr, der Graf, der Graf hat dirs gegeben?
DANIELDer Graf? Jesus Maria! der Graf hat mir nichts gegeben?
FRANZIch will dich würgen, daß du blau wirst, eisgrauer Lügner du! Nichts? Und was staket ihr denn so beisammen? Er und du und Amalia? Und was flüstertet ihr immer zusammen? Heraus damit! Was für Geheimnisse, was für Geheimnisse hat er dir anvertraut?
DANIELDas weiß der allwissende Gott. Er hat mir keine Geheimnisse anvertraut.
FRANZWillst du es leugnen? Was für Kabalen habt ihr angezettelt, Mich aus dem Weg zu räumen? Nicht wahr? Mich im Schlaf zu erdrosseln? Mir beim Bartscheren die Gurgel abzuschneiden? Mir im Wein oder im Schokolade zu vergeben229? Heraus, heraus! — oder mir in der Suppe den ewigen Schlaf zu geben. Heraus damit! ich weiß alles.
DANIELSo helfe mir Gott, wenn ich in Not bin, wie ich euch itzt nichts anders sage, als die reine lautere Wahrheit!
FRANZDiesmal will ich dir verzeihen. Aber gelt, er steckte dir gewiß Geld in deinen Beutel? Er drückte dir die Hand stärker als der Brauch ist? so ungefähr, wie man sie seinen alten Bekannten zu drücken pflegt?
DANIELNiemals, mein Gebieter.
FRANZEr sagte dir, zum Exempel, daß er dich etwa schon kenne? — daß du ihn fast230 kennen solltest? Daß dir einmal die Decke von den Augen fallen würde — daß — was? Davon sollt er dir niemals gesagt haben?
DANIELNicht das mindeste.
FRANZDas gewisse Umstände ihn abhielten — daß man oft Masken nehmen müsse um seinen Feinden zuzukönnen231 — daß er sich rächen wolle, aufs grimmigste rächen wolle?
DANIELNicht einen Laut von diesem allem.
FRANZWas? Gar nichts? Besinne dich recht. — daß er den alten Herrn sehr genau — besonders genau gekannt — daß er ihn liebe — ungemein liebe — wie ein Sohn liebe —
DANIELEtwas dergleichen erinnere ich mich von ihm gehört zu haben.
FRANZHat er, hat er wirklich? Wie, so laß mich doch hören! Er sagte, er sei mein Bruder?
DANIELWas, mein Gebieter? — Nein, das sagte er nicht. Aber wie ihn das Fräulein in der Gallerie herumführte, ich putzte eben den Staub von den Rahmen der Gemälde ab, stand er bei dem Portrait des seligen Herrn plötzlich still, wie vom Donner gerührt. Das gnädige Fräulein deutete drauf hin, und sagte: ein vortrefflicher Mann! ja ein vortrefflicher Mann gab er zur Antwort, indem er sich die Augen wischte.
FRANZHöre Daniel! Du weißt, ich bin immer ein gütiger Herr gegen dich gewesen, ich hab dir Nahrung und Kleider gegeben, und dein schwaches Alter in allen Geschäften geschonet —
DANIELDafür lohn euch der liebe Herr Gott! und ich hab euch immer redlich gedienet.
FRANZDas wollt ich eben sagen. Du hast mir in deinem Leben noch keine Widerrede gegeben, denn du weißt gar zu wohl, daß du mir Gehorsam schuldig bist in allem, was ich dich heiße.
DANIELIn allem von ganzem Herzen, wenn es nicht wider Gott und mein Gewissen geht.
FRANZPossen, Possen! Schämst du dich nicht? Ein alter Mann, und an das Weihnacht-Märgen zu glauben! Geh Daniel! das war ein dummer Gedanke. Ich bin ja Herr. Mich werden Gott und Gewissen strafen, wenn es ja einen Gott und ein Gewissen gibt.
DANIELBarmherziger Himmel!
FRANZBei deinem Gehorsam! Verstehst du das Wort auch? Bei deinem Gehorsam befehl ich dir, morgen darf der Graf nimmer unter den Lebendigen wandeln.
DANIELHilf, heiliger Gott! Weswegen?
FRANZBei deinem blinden Gehorsam! — und an dich werd ich mich halten.
DANIELAn mich? Hilf selige Mutter Gottes! An mich? Was hab ich alter Mann denn böses getan?
FRANZHier ist nicht lang Besinnszeit, dein Schicksal steht in meiner Hand. Willst du dein Leben im tiefsten meiner Türme vollends ausschmachten, wo der Hunger dich zwingen wird, deine eigene Knochen abzunagen, und der brennende Durst, dein eigenes Wasser wieder zu saufen? — Oder willst du lieber dein Brod essen im Frieden, und Ruhe haben in deinem Alter?
DANIELWas Herr? Fried und Ruhe im Alter? und ein Todschläger?
FRANZAntwort auf meine Frage!
DANIELMeine grauen Haaren, meine grauen Haare!
FRANZJa oder Nein!
DANIELNein! — Gott erbarme sich meiner!
FRANZGut, du sollsts nötig haben.
Erbarmen Herr! Erbarmen!
FRANZJa oder Nein!
DANIELGnädiger Herr! ich bin heute ein und siebenzig Jahr alt, und hab Vater und Mutter geehret, und niemand meines Wissens um des Hellers Wert im Leben vervorteilt232, und hab an meinem Glauben gehalten, treu und redlich, und hab in eurem Hause gedienet vier und vierzig Jahr, und erwarte itzt ein ruhig seliges Ende, ach Herr, Herr! Umfaßt seine Knie heftig und ihr wollt mir den letzten Trost rauben im sterben, daß der Wurm des Gewissens mich um mein letztes Gebet bringe, daß ich ein Greuel vor Gott und Menschen schlafen gehen soll? Nein, nein, mein liebster bester liebster gnädiger Herr, das wollt ihr nicht, das könnt ihr nicht wollen von einem ein und siebenzig jährigen Manne.
FRANZJa oder Nein! was soll das Geplapper?
DANIELIch will euch von nun an noch eifriger dienen. Will meine dürren Sehnen in eurem Dienst wie ein Taglöhner abarbeiten, will früher aufstehen, will später mich niederlegen — ach und will euch einschließen in mein Abend– und Morgengebet, und Gott wird das Gebet eines alten Mannes nicht wegwerfen.
FRANZGehorsam ist besser, denn Opfer. Hast du je gehört, daß sich der Henker zierte, wenn er ein Urteil vollstrecken sollte?
DANIELAch ja wohl! aber eine Unschuld erwürgen — einen —
FRANZBin ich dir etwa Rechenschaft schuldig? darf das Beil den Henker fragen, warum dahin und nicht dorthin? — aber sieh, wie langmütig ich bin — ich biete dir eine Belohnung für das, was du mir huldigtest233.
DANIELAber ich hoffte ein Christe bleiben zu dörfen, da ich euch huldigte.
FRANZKeine Widerrede! siehe ich gebe dir einen ganzen Tag noch Bedenkzeit! Überlege es nochmals. Glück und Unglück — hörst du, verstehst du? das höchste Glück, und das äußerste Unglück! Ich will Wunder tun im Peinigen.
DANIELIch wills tun, morgen will ichs tun,
Die Versuchung ist stark, und der war wohl nicht zum Märtyrer seines Glaubens geboren — Wohlbekomms dann, Herr Graf! Allem Ansehen nach werden sie morgen Abend ihr Henker Mahl halten! — Es kommt alles nur darauf an, wie man davon denkt, und der ist ein Narr, der wider seine Vorteile denkt. Den Vater, der vielleicht eine Bouteille Wein weiter getrunken hat, kommt der Kitzel234 an — und draus wird ein Mensch, und der Mensch war gewiß das letzte, woran bei [der] ganzen Herkules Arbeit gedacht wird. Nun kommt mich eben auch der Kitzel an — und dran krepiert ein Mensch, und gewiß ist hier mehr Verstand und Absichten, als dort bei seinem Entstehen war — Hängt nicht das Dasein der meisten Menschen mehrenteils an der Hitze eines Julius Mittags, oder am anziehenden Anblick eines Betttuchs, oder an der waagrechten Lage einer schlafenden Küchen-Grazie, oder an einem ausgelöschten Licht? — Ist die Geburt des Menschen das Werk einer viehischen Anwandlung, eines Ungefährs, wer sollte wegen der Verneinung seiner Geburt sich einkommen235 lassen an ein bedeutendes etwas zu denken? Verflucht sei die Torheit unserer Ammen und Wärterinnen236, die unsere Phantasie mit schröcklichen Märgen verderben, und gräßliche Bilder von Strafgerichten in unser weiches Gehirnmark drücken, daß unwillkürliche Schauder die Glieder des Mannes noch in frostige Angst rütteln, unsere kühnste Entschlossenheit sperren, unsere erwachende Vernunft an Ketten abergläubischer Finsternis legen — Mord! wie eine ganze Hölle von Furien um das Wort flattert — die Natur vergaß einen Mann mehr zu machen — die Nabelschnur ist nicht unterbunden worden — der Vater hat in der Hochzeit Nacht glatten Leib bekommen — und die ganze Schattenspielerei ist verschwunden. Es war etwas und wird nichts — Heißt es nicht eben so viel, als: es war nichts und wird nichts und um nichts wird kein Wort mehr gewechselt — der Mensch entsteht aus Morast, und watet eine Weile im Morast, und macht Morast, und
Uwagi (0)