Rechts und links - Józef Roth (coczytać TXT) 📖
Paweł Bernheim, kobieciarz i znawca sztuki, przejmuje kierownictwo banku po ojcu i styka się z przybyszem z ogarniętej rewolucją Rosji, Nikołajem Brandeisem, który zdaje się mieć mroczną przeszłość i wyjątkowe szczęście w interesach.
Tymczasem lekkomyślny brat Pawła, Teodor, angażuje się w konspiracyjną działalność nacjonalistyczną, chociaż drży, by towarzysze nie odkryli żydowskiego pochodzenia jego matki.
Powieść Josepha Rotha, popularnego w latach 20. niemieckiego pisarza i dziennikarza, zaprzyjaźnionego z polskim poetą Józefem Wittlinem, obnaża mechanizmy zdobywania bogactwa i wpływów. Rodzina Bernheimów pokazuje panoramę społeczną Niemiec pogrążonych w kryzysie po I wojnie światowej, w czasach szalejącej inflacji, która rujnowała uczciwych ludzi, ale dawała wielkie zyski spekulantom. Opisuje tworzącą się klasę średnią i ścierające się ideologie. Oddaje też ducha swoich czasów, fascynację młodością i przyszłością, przy czym futurystyczne hasło przybiera tu postać: „masa - miasto - machina finansowa”.
- Autor: Józef Roth
- Epoka: Romantyzm
- Rodzaj: Epika
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Frau Bernheim kehrte zurück. Das Haus belebte sich mäßig. Paul, den das Abenteuer seines Vaters traurig gemacht hatte, weil die erwartete Auszeichnung ausgeblieben war und weil der Rittmeister verschwand, erholte sich später schnell und fand sogar eine Freude an der Tatsache, daß „sein Alter doch ein Kerl” sei.
Im übrigen bereitete er seine Abreise vor.
Bald durfte er ein neues Leben beginnen.
Er bestand — wie vorauszusehen war — das Abitur mit Auszeichnung. Von nun an trug er ein paar neue Anzüge. Die alten Schülerkleider schienen ihm ungesund, wie Gewänder, die man während einer langen, epidemischen Krankheit getragen hat. Die neuen Anzüge waren locker, hell, von unbestimmter Färbung, weich und haarig, leicht und warm. Die Stoffe kamen aus England, dem Land, in das Paul Bernheim gehen wollte.
Keiner von all den jungen Leuten ging nach England. Ein einziger, der die zage Absicht äußerte, in Paris „perfekt Französisch” zu erlernen, erschien den andern verdächtig. Aber der alte Bernheim hatte einmal in einer Gesellschaft gesagt: „Meinen Sohn schicke ich in die Welt, sobald er das Abitur hat!” Und die Welt war für einen gewissen Kreis von gehobenen Bürgern England.
Diese Herren ließen schon seit einigen Jahren ihre Anzüge aus England kommen, waren Mitglieder von Flottenvereinen, rühmten die britische Politik und die britische Verfassung, trafen König Eduard den Siebenten oft und wie von ungefähr auf der Marienbader Promenade, machten Geschäfte mit Engländern, tranken Whisky und Grogs, obwohl ihnen Pilsner Bier schmeckte, schlossen sich in Klubs zusammen, obwohl sie sich lieber im Kaffeehaus getroffen hätten, simulierten Schweigsamkeit, obgleich sie beredt von Natur waren, wurden Sammler von verschiedenen nutzlosen Gegenständen, weil sie sich einbildeten, ein wohlgeborener Mann müsse einen „Spleen” haben, trieben Gymnastik in den Morgenstunden, verbrachten den Sommer an den Küsten und auf den Meeren, um eine salzluft– und windgerötete Haut zu bekommen, und erzählten Wunder vom Londoner Nebel, der Londoner Börse, den Londoner Polizisten. Manche gingen so weit, „well” statt ja zu sagen und englische Zeitungen zu abonnieren, die viel zu spät kamen, als daß man aus ihnen noch Neuigkeiten hätte erfahren können. Aber die Abonnenten nahmen Ereignisse, die sie noch nicht auf Englisch gelesen hatten, vorläufig nicht zur Kenntnis. „Warten wir ab!” sagten sie, wenn etwas geschah, „morgen kommt die Zeitung.” Ihre Kinder lernten Englisch wie Deutsch sprechen. Und eine Zeitlang sah es aus, als wüchse eine kleine angelsächsische Nation mitten in der Stadt heran, um sich gelegentlich freiwillig dem britischen Imperium einverleiben zu lassen. Man mußte in dieser Stadt, die einen durchaus kontinentalen Charakter hatte, in der niemals die Spur von einem Nebel zu ahnen war, so essen, trinken, gekleidet sein wie an den meerumrauschten Küsten von England.
Sobald Paul seine englischen Anzüge ein paar Wochen getragen hatte, erklärte er, einige Jahre in England bleiben zu wollen. Und wahrscheinlich in der Angst, man könnte den Wert eines Studiums und eines Lebens in England leicht unterschätzen, erzählte er: „Die Bedingungen, in ein englisches College zu kommen, sind gar nicht so leicht, wie man sich einbildet. Ein Ausländer muß überhaupt von zwei repräsentativen Engländern empfohlen werden, sonst kommt er im Leben nicht hinein! Und vor allem muß man sich tadellos benehmen können, was bei uns ja leider so selten ist! Ich gehe nach Oxford! Nächste Woche übe ich mich noch im Schwimmen.”
Es klang, als hätte er die Absicht, das College schwimmend zu erreichen.
Da nach der Vorstellung, die er sich von den Engländern machte, mit Kunstgeschichte bei ihnen wenig auszurichten war und sie eine sozusagen praktische Veranlagung hatten, beschloß er, Staatswissenschaften zu studieren, Geschichte und Jurisprudenz. Von den Bildern und Malern war keine Rede mehr. Ehe man es sich versah, standen alle wissenschaftlichen Werke, die er brauchte, in seiner Bibliothek. Aus den Prospekten wußte er bereits, wie es in Oxford zugeht. Er erzählte Geschichten aus Oxford, als wäre er von dort hergekommen und nicht erst im Begriff, eben hinzugehen. Merkwürdiger aber noch als die Tatsache, daß er von den Colleges mit der Autorität eines langjährigen Kenners sprach, war das Interesse und die Gläubigkeit der Leute, die ihn fragten. Und nicht nur er, sondern auch sein Vater erzählte von Oxforder Studien, und alle Mitglieder des Klubs, dem der alte Bernheim angehörte, zitierten zu Hause den Stundenplan von Oxford. Und alle heiratsfähigen Mädchen erzählten einander: „Paul geht nach Oxford!” Sie sagten Paul, ebenso wie ihn eine ganze Schicht des Bürgertums nannte. Er war ihr Liebling. Es ist das Schicksal der liebenswürdigen Männer, von fremden Menschen beim Vornamen gerufen zu werden.
Paul fuhr nach Oxford, an einem schönen Junitag, von einigen jungen Damen zur Bahn begleitet. Seine Eltern hatten schon eine Woche früher die Stadt verlassen, waren in die Sommerferien gefahren, weil Pauls Mutter erklärt hatte: „Ich will nicht zurückbleiben, wenn Paul für so lange Zeit von uns wegfährt! Wenn ich unterwegs bin, fällt es mir leichter.” Paul trug einen seiner Anzüge von unbestimmter Färbung, hielt eine kurze Pfeife im linken Mundwinkel und stand, eine Figur aus einer Modezeitschrift, am Kupeefenster. Während der Zug aus der Halle rollte, warf er mit bewundernswerter Geschicklichkeit den drei schönsten Mädchen je eine Rose zu. Nur eine einzige fiel zu Boden, das Mädchen bückte sich, und als es wieder aufblickte, war Paul bereits außer ihrer Sichtweite. Er war endgültig fort, und die Stadt schien es an diesem stillen Sommerabend zu fühlen. Sie war traurig.
In gewissen Abständen kam an den und jenen ein Brief von Paul Bernheim. Es waren Musterbriefe. Gentleman-Briefe. Auf dreifach gefaltetem Papier, das an pergamentene Urkunden erinnerte und an dessen linkem oberem Rand in erhabenen Buchstaben Pauls Monogramm in dunkelbläulicher Tönung glänzte, marschierten die breiten Antiqualettern, ein wenig verwöhnt, ein wenig gespreizt, in großen Abständen und mit breiten Rändern. Der Absender nannte sich nie auf dem Umschlag. Ungefähr in der Mitte der Kuverts erhob sich in dunkelbläulichem Siegellack das Monogramm, ein P, das im Bauch des B kunstvoll eingelagert war wie eine Frucht im Mutterleib. In diesen Briefen herrschte meist ein sehr allgemeiner konventioneller Ton. Fachausdrücke aus dem Gebiete des Sports, erschütternd fremde Bezeichnungen für Ruder– und Segelboote wechselten mit vornehmen Familiennamen ab, und kurze, einsilbige Rufnamen der Kameraden, Bob, Tedd und Pitt, waren wie Knallerbsen in die Texte eingestreut.
Eines Tages ließ er sich in London von einem Konsulararzt in die Armee einreihen. Er bekam einige Jahre Aufschub. Selbstverständlich wurde er der Kavallerie zugeteilt.
Seine Aufnahme in den Soldatenstand teilte er folgendermaßen mit: „Also, mein Lieber, nun ist es soweit! Kavallerie, hoffe Dragoner. Altem sofort telegraphiert. Zwei Jahre Aufschub, bis dahin reite ich echtes Wildwest. Habe hier Gaul gekauft, Kentucky getauft, leckt mir das Gesicht, hat Charakter wie ein Kater. Arzt war großartig, war auch der schönste Bursche da oben, Kunststück, die andern lauter Handelsangestellte, ein einziger Arbeiter. Armselige Rasse. Dennoch genommen. Als wäre Krieg. Dann zwei Tage London geblieben, rumgetrieben in finstersten Winkeln. Wieder mal Frauen gesehen, nach der langen Klostermoral im College. An den Katecheten gedacht, war doch ein famoser Mann. Lebt er noch? Also, mein Alter, noch ein Jahr, dann bin ich zwei Wochen zu Hause. Muß rasch hinaus, üben zur nächsten Woche. Monströs! Fechtturnier mit Ball anschließend. Habe Tanz fast ganz verlernt, muß neu ran. Du siehst, allerhand zu tun. Gut Glück und Prosit!”
Er schrieb ähnliche Briefe nach Hause. Es schien, daß er eigentlich gar nichts mitzuteilen hatte und daß seine Korrespondenz nur die unerbittliche Folge eines Stundenplans im College war, in dem das Schreiben an die Lieben daheim ebenso ein Gebot war wie das Fechten und Rudern.
„Ich möchte nur wissen”, sagte der alte Bernheim im Klub, „wann die Bengel Zeit haben zu lernen! Von der Wissenschaft schreibt er gar nichts.”
Der Fabrikant Lang, der die „besten Beziehungen” zu England hatte, ließ keinen Zweifel an der Unterrichtsmethode der Colleges zu und meinte, nicht ohne eine gelinde Indignation zu zeigen:
„Die Engländer werden schon wissen, was sie zu tun haben! Sehen Sie sich bitte die englischen Herren an, die wissen mehr als wir. Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper, sehen Sie, das ist das Prinzip.” „Mens sana in corpore sano”, riefen darauf hastig vier oder fünf Herren auf einmal, und sie riefen es so durcheinander, daß es nur einem gelang, das Zitat zu Ende zu sprechen. Der Herr Lang, dem es leid tat, daß er die klassische Weisheit nicht selbst in der Ursprache vorgebracht hatte, beeilte sich, die Karten auf den Tisch zu werfen und zum ersten Male seit Jahren wieder „Alea iacta est!” zu sagen. Somit war festgestellt, daß alle angelsächsisch orientierten Herren vollkommene Humanisten waren.
Und das Tarock begann.
Es ist vielleicht günstig, bei dieser Gelegenheit nachzutragen, daß jenes amouröse Abenteuer des alten Herrn Bernheim kaum ein paar Wochen nach dem Verschwinden der Künstlerin aus dem Gedächtnis der Menschen spurlos verweht war. Es war geradezu eine Leistung an Vergeßlichkeit, wenn man die immerhin noch beträchtliche Anzahl der Feinde und der Neider Felix Bernheims in Betracht zieht. Beinahe hätte man daraus schließen können, daß die Menschen es nicht gerne haben, wenn selbst eine ihrer ungeliebten Autoritäten Gefahr läuft, sich zu blamieren. In der Tat hatte die Geschichte keine anderen Folgen von Dauer gehabt als die Versetzung des Schwiegersohnes und die Übersiedlung der Tochter. Frau Bernheim residierte längst wieder in ihrem rechtmäßigen Heim. Vielleicht behielt sie noch eine Bitterkeit gegen ihren Mann in ihrem Herzen. Aber sie verhielt sich „musterhaft”, wie man damals von ihr sagte, und sie verriet gar nichts. Sie hatte einen beschränkten, aber innerhalb seiner engen Grenzen sehr gut funktionierenden Verstand. Allerdings war sie oft geneigt, ihn zu überschätzen. Es kam vor, daß sie eine Meinung über einen Minister äußerte, über einen Dichter, über die Renaissance und über die Religion — und über alles in der gleichen geringschätzenden Weise, mit der sie vom Hauspersonal zu sprechen gewohnt war. Es kam vor, daß sie mit verwöhnter Stimme eine Torheit sagte, die man gewiß sympathisch und sogar charmant gefunden hätte, wenn sie dreißig Jahre jünger gewesen wäre. Ja, es schien, daß ihr hübscher, kräftiger Mund einmal so lange alle Welt mit Dummheiten entzückt hatte, daß seine Besitzerin allmählich den Glauben gewann, es wäre charmant, sich in alles zu mischen, was sie nicht kannte. Sie vergaß, daß sie eine alte Frau geworden war. Sie vergaß es so sehr, daß immer noch, trotz ihrer ergrauenden Haare, die sie sachte nachzufärben begann, in den Augenblicken, in denen sie einen törichten Satz aufsagte, ein alter mädchenhafter Glanz in ihre schlaff gewordenen Züge kam, wie durch ihre Vergeßlichkeit heraufbeschworen, und daß man für die Dauer einer Sekunde den lieben Schatten ihrer Jugend über ihr Angesicht wehen sah. Aber der Schatten verschwand sehr schnell, und der Klang der Dummheit schwebte lange im Zimmer. Die Bestürzung der Zuhörer dauerte und wuchs noch, sobald Herr Bernheim den vergeblichen Versuch machte, die Situation durch einen geschmacklosen Witz zu retten. Seit wie vielen Jahren geriet er immer wieder in die gleiche Verlegenheit! Er allein unter allen Anwesenden wußte, wie erschreckend der Unterschied zwischen dem naiven Wort war, das einmal die blühenden Lippen seiner Frau geboren hatten, und demselben naiven Wort, das jetzt den erblaßten entfuhr. Er erschrak und machte einen Witz, wie einer einen Schrei ausstößt, wenn er erschrickt. Die Frau Bernheim aber wurde bei solchen Gelegenheiten „indigniert”. Sie schmollte, wie sie es einst in der Jugend mit soviel Erfolg getan haben mochte, und sie erschien infolgedessen um weitere zehn Jahre gealtert. Übrigens glaubte sie, ein gutes Recht auf weise Meinungen zu haben. Sie war überzeugt, daß die „Bildung” — von der sie sehr viel hielt — nicht nur ein Vorrecht der besseren Stände wäre, sondern auch ihr Erbteil und daß es genügte, einen reichen Mann zu haben und einen Sohn, der „eine Bibliothek” besaß, um über gebildete Themen sprechen zu können.
Sie war einmal hübsch gewesen, und man hatte sie verwöhnt. In ihrem breiten, sauber geschnittenen Gesicht — sie hatte das gleiche Haar und die gleiche Hautfarbe wie ihr Sohn Paul — lag eine unerschütterliche Ruhe, die kalte, unzugängliche Ruhe, die an ein geschlossenes Tor erinnerte, nicht etwa an die freie eines einsamen Landes. Ihr Gesicht kannte keine Sorgenfalte, schien schon die Falten des Alters als eine Beleidigung und als fremde, ungebetene Gäste zu empfinden. Ihre blanken, grauen, koketten Augen blickten werbend und feindselig zugleich. Man hätte ihren Blick für einen „könglichen” halten können und dafür hielt sie
Uwagi (0)