Rechts und links - Józef Roth (coczytać TXT) 📖
Paweł Bernheim, kobieciarz i znawca sztuki, przejmuje kierownictwo banku po ojcu i styka się z przybyszem z ogarniętej rewolucją Rosji, Nikołajem Brandeisem, który zdaje się mieć mroczną przeszłość i wyjątkowe szczęście w interesach.
Tymczasem lekkomyślny brat Pawła, Teodor, angażuje się w konspiracyjną działalność nacjonalistyczną, chociaż drży, by towarzysze nie odkryli żydowskiego pochodzenia jego matki.
Powieść Josepha Rotha, popularnego w latach 20. niemieckiego pisarza i dziennikarza, zaprzyjaźnionego z polskim poetą Józefem Wittlinem, obnaża mechanizmy zdobywania bogactwa i wpływów. Rodzina Bernheimów pokazuje panoramę społeczną Niemiec pogrążonych w kryzysie po I wojnie światowej, w czasach szalejącej inflacji, która rujnowała uczciwych ludzi, ale dawała wielkie zyski spekulantom. Opisuje tworzącą się klasę średnią i ścierające się ideologie. Oddaje też ducha swoich czasów, fascynację młodością i przyszłością, przy czym futurystyczne hasło przybiera tu postać: „masa - miasto - machina finansowa”.
- Autor: Józef Roth
- Epoka: Romantyzm
- Rodzaj: Epika
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Sie fuhren langsam in die Stadt zurück, weil der Abend kühl wurde. „Tanzen Sie?” fragte Paul, denn er dachte an die unauffälligste Möglichkeit, dem Körper dieser Frau nahe zu kommen. „Oh”, sagte sie harmlos und ohne die Folgen abzuschätzen, „seit dem Grünen Schwan nicht mehr!” „Wieso Grüner Schwan?” „Es ist ein Kabarett.” „Und?” fragte Paul. „Ich habe dort gespielt!” Seine Überraschung war grenzenlos. Sie wäre kaum größer gewesen, wenn man ihm etwa gesagt hätte, daß seine Frau nicht eine geborene Enders sei. Nichts bekümmert einen Menschen wie Bernheim mehr als die Erfahrung, daß er nicht mit einer Fürstin, sondern mit einer Schauspielerin im Wagen sitzt. „Oh!” sagte er. Und wie er einmal auf dem Maskenball plötzlich die Fähigkeit verloren hatte, die intimen Berührungen an Fräulein Irmgard Enders fortzusetzen, so verlor er hier umgekehrt die andere Fähigkeit, distanziert zu bleiben. Mechanisch drängte sein Bein an das Knie seiner Begleiterin. Er vergaß zu sprechen. Er hielt an, und ohne ein Wort zu sagen, versuchte er, den Arm um Lydia zu legen.
Sie begriff, welchen Sinn seine Bewegung hatte, und eine Sekunde später auch, aus welchen Ursachen sie kam. Sie fühlte die gleiche stumme, verzweifelte Scham wie damals, als Grischa sie Brandeis verkauft hatte. Aber heute gelang ihr nicht einmal ein Schrei mehr. Es war, als hätte ihr Herz schon die Gewohnheit, Beschämungen leise zu dulden. Es war kein neuer, erstmaliger Schimpf mehr, den sie erlitt, sondern ein wiederholter, die Erinnerung an jenen ersten. Nicht aus Verzweiflung, sondern eher aus einem instinktiven Bedürfnis, sich zu verteidigen, brach sie in ein leises Schluchzen aus. Die Tränen sind die einzige Waffe der Wehrlosen.
Es dauerte ein paar lange Minuten, bevor Paul Bernheim begriff, daß er Lydia beleidigt hatte. Wie seine Mutter imstande war, in einem Staatsbeamten eine andere Qualität von Ehrgefühl zu vermuten als etwa in einem Hauslehrer, so gestattete ihr Sohn Paul einer Schauspielerin nicht, sich ebenso beleidigt zu fühlen wie eine Fürstin aus dem Kaukasus oder gar eine geborene Enders aus dem Rheinland. Aber konnte der Zufall seiner Mutter gelegentlich nicht recht geben, so zeugte seine Anschauung von seiner verschiedenen Klassenehre der Frauen von einer besonderen Ahnungslosigkeit, von jener, die er mit allen seinen Kollegen, den Verführern, teilen durfte. Denn nichts ist so unabhängig vom Stand, von der Klasse, von der Familie, von der Beschäftigung und von der Erziehung wie der Ehrbegriff der Frauen. Es sind die gleichen Gelegenheiten, bei denen sich Prinzessinnen wie Prostituierte beleidigt und geschmeichelt fühlen. In dem Augenblick, in dem Paul begriff, warum seine Begleiterin weinte, tat es ihm leid, denn er war gutmütig, und er beklagte außerdem eine „verpatzte Gelegenheit” — wie man im Jargon der Männer aus dem gehobenen Stand zu sagen pflegt. Er hielt an. Ohne ihn anzusehn, das Gesicht gesenkt, verließ Lydia den Wagen. Sie ging geradeaus, sie sah nicht auf den Weg. Er stieg ab und ging ihr nach. Er sagte etwas, aber sie hörte ihn nicht. Die Scham erfüllte sie mit einem betäubenden Brausen. Endlich sah er ein, daß nichts mehr zu retten war. Und seine Sorge wandte sich wieder seinem Packard zu, den er mitten auf der Landstraße stehen gelassen hatte. Er kehrte um, lenkte langsam in einen Seitenweg und blieb mit dem erschütternden Gefühl zurück, eine Niederlage erlitten zu haben.
Die Sentimentalität ist eine Schwester der Grobheit. Und nichts ist selbstverständlicher als die Tatsache, daß Paul Bernheim auf dem ganzen Heimweg verliebt und wehmütig an Lydia dachte. Sie erschien ihm begehrenswerter als früher, kostbarer in dem Grade, in dem sie ihm endgültig verloren war.
Zu Hause fiel sein erster Blick auf die große Photographie seiner Frau. Er fand Irmgard langweilig, spröde, grobknochig. Der Sport hatte seiner Meinung nach ihre Muskeln männlich gemacht, ihre Schultern um zwei Zentimeter zuviel geweitet, ihre Hände waren stark, groß und trocken. Lydia war zart, schmiegsam, und ihre Haut mochte eine gelblich getönte Glätte haben, ihre Brüste dunkelbraune Monde. Ein Schauder lief ihm über den Rücken.
Lydia wartete lange auf Brandeis. Er kam spät, gegen Mitternacht. Er sah ihre roten Augen, fragte nicht und ging wieder fort.
Es war eine der Nächte, die er in einem gleichgültigen Hotelzimmer zu verschlafen gedachte.
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Alle Landstraßen der Welt sehen einander ähnlich. Alle Bürger der ganzen Welt sehen einander ähnlich. Die Söhne sehen ihren Vätern ähnlich. Und wer zu dieser Erkenntnis gelangt ist, könnte verzweifeln an der Aussichtslosigkeit, jemals irgendeine Veränderung zu erleben. Ja, sosehr sich die Moden ändern, die Staatsformen, der Stil und der Geschmack, so deutlich sind die alten, ewigen Gesetze in allen Formen zu erkennen, die Gesetze, nach denen die Reichen Häuser bauen und die Armen Hütten, die Reichen Kleider tragen und die Armen Lumpen, und auch jene Gesetze, nach denen die Reichen wie die Armen lieben, geboren werden, krank werden und sterben, beten und hoffen, verzweifeln und verdorren.
Wir gehen dazu über, das Haus des aufgestiegenen Paul Bernheim kennenzulernen, und es ist nicht unwichtig, sich an das Haus seines Vaters zu erinnern. Der alte Bernheim hatte die Bäume und die Mauer umlegen lassen, und der junge ließ eine Mauer errichten und in die jungfräuliche Erde seines Geländes alte, ausgewachsene Bäume einpflanzen. In seinem Garten standen keine Zwerge mehr. Aber die Fabrik Grützer und Compagnie erzeugte auch keine Zwerge mehr, sondern aus dünnem, milchigem und hohlem Porzellan weibliche Figuren von einem gewissen stachligen Charakter. Ihre Gliedmaßen erinnerten an die Form von Fichtennadeln. Ihre Brüste waren kleine Pyramiden, ihre Bäuchlein Parallelogramme, ihre Ellbogen Lanzenschäfte und ihre dreimal geknickten Knie gemahnten an die medizinischen Modelle, welche die Folgen der Rachitis anschaulich machen.
Dieser Figuren ein halbes Dutzend sah man in Bernheims Vorzimmer. Sie gehörten zu den Geschenken des Herrn Carl Enders und zeugten von seinem modernen Geschmack, oder genauer: von der Mühe, die er sich gab, einen modernen Geschmack zu beweisen. Ohne Zweifel hätten ihm jene Zwerge aus Ton besser gefallen, die im Garten des alten Bernheimschen Hauses standen. Aber er wäre bereit gewesen, sie mitleidig zu verachten. Wenn Carl Enders in die Lage geriet, ein Bild zu kaufen, so achtete er darauf, daß es seinem Verstand und seinen Sinnen widerspreche. Dann war er sicher, ein modernes und wertvolles Kunstwerk gekauft zu haben. Eine lange Übung hatte ihn dazu gebracht, daß seine Wertschätzung automatisch anfing, wo ein Gegenstand sein Mißfallen erregte, und daß er ein empörtes Mißtrauen allem entgegenbrachte, was ihm gefiel. Dieser Methode verdankte er den Ruf, einen „unfehlbaren Geschmack” zu besitzen, und also fuhr er fort, seinem echten Geschmack zuwiderzuhandeln. Ihm verdankte Paul die Anlage seiner Villa, die Einrichtung und die Kunstgegenstände. Das Haus sah einem Schiff ohne Kiel ähnlich. Nur die Fenster, die lang waren und bis zum Boden reichten, so daß man sie als Türen hätte benutzen können, erinnerten den Betrachter, daß es ein Wohnhaus war. Im übrigen war es weiß gestrichen und segelte im Stehen dahin. Ein halbrunder Vorsprung, in dessen Innerem man im Sommer das Frühstück einnehmen konnte, sogar sollte, schien, von außen besehn, Luxuskabinen zu enthalten. Über dem Vorsprung das Dach erinnerte an eine geräumige Kommandobrücke. Im ersten Stock waren die Wände tiefer und die Fenster zierlicher. Weite, steinerne, flache Ränder des Daches überschatteten sie. Darüber war nur noch der Dachboden, ein breites, niedrig gemauertes Rund mit vielen breiten und kurzen Fenstern, die keinen andern Zweck hatten, als unter Umständen hinausgesteckte Fahnen zu tragen. Der Park war weit. Die paar übersiedelten Bäume hielten sich in der Nähe des Hauses auf, wie aus Angst vor der kahlen Weite des Gartens. An „Licht, Luft und Sonne”, drei Elementen, die dem Herrn Enders wie der modernen Architektur heilig waren, schien das Haus Bernheims mehr zu enthalten als die Welt selbst, und man hatte oft den Eindruck, daß die Zimmer von einer Privatsonne erfüllt waren, wenn draußen der Himmel bewölkt und die Luft ein dichter Nebel war. Am liebsten hielt Paul sich vor dem Kamin auf. Dieser Ort, der einmal der natürliche Hauptbestandteil aller menschlichen Wohnungen war, der Höhlen wie der Hütten, ist heutzutage nur noch ein Symbol in den Behausungen der Wohlhabenden und eine Ablagerungsstätte der ganzen im Lauf des Tages angehäuften Sentimentalität. Paul Bernheims Kamin war von einer steinernen Pyramide überdeckt, auf deren breitem Rand ein Glas Wasser, ein Zigarettenetui, buntköpfige Streichhölzer und eine blaue Vase mit Geranien standen. Ein blankes Gitter aus Messing umgab das Feuer, ein Schachbrett aus weißen und schwarzen Steinen, mitten in die hölzerne Diele eingebaut, erstreckte sich vom Kamin fast bis in die Mitte des Zimmers. Ein buntgeblümter Lehnstuhl hielt sich an der rechten Seite auf, ein gepolstertes Stühlchen ohne Lehne links. Ein stählernes Gestell, das einen Photographenapparat ebenso tragen konnte wie Hüte, Regenschirme und Kleidungsstücke, ging überraschenderweise in einen grünen Lampenschirm über, in dessen dichtgefüttertem Innerem eine elektrische Birne blühte. Paul machte die Tür zum Speisezimmer auf. Er liebte es, vom Feuer weg in das milde Licht des Speisezimmers zu schauen, wo weiße, breite Stühle mit leise federnden Sitzflächen aus geflochtenem Stroh einen runden, bräutlich verhüllten Tisch umgaben, der in der Mitte eine weiße Schüssel voll gelber Blümchen trug. Ein Gong in einem Rahmen aus Nickel konnte von jedem Unbefangenen für einen Rasierspiegel gehalten werden. Ein rechtzeitiger Blick nur auf den Klöppel mit dem dicken Knopf aus grauem Gummi beschützte vor Verwechslungen. Das ganze Haus war unheimlich neu und sauber. Paul Bernheim sah zuerst auf jeden Stuhl, bevor er sich setzte, aus einer unbestimmten Angst vor der noch nicht getrockneten Politur. Es roch nach Lack, Öl und Terpentin — ein Geruch, den Irmgard jeden Morgen mit Fichtennadelduft zu bekämpfen befahl. Doch hüllte man zuerst die Bilder ein, damit sie von den Zerstäubern nicht getroffen würden. Nur im Schlafzimmer Irmgards roch es nach Coldcreme, Lippenstift und Brennschere. Ihrem breiten Bett gegenüber, das von Theatervorhängen umgeben war, hing das exklusive Bild des exklusiven Malers Hartmann, der es Herrn Enders für fünfzigtausend Mark verkauft hatte. Herr Enders, der Maler, Schneider und Friseure nicht gerne bezahlte, weil er sie für öffentliche Einrichtungen hielt, für die man Gemeindesteuern zahlt, wie Straßenpflaster und Laternen, hatte dem Maler Hartmann vorläufig einen Scheck auf zehntausend gegeben in der vagen Hoffnung, daß die Zeit den Rest des schuldigen Geldes vermindern würde. Nichts hielt seiner Ansicht nach der Zeit stand. Sie verzehrte Menschen, Gegenstände und Schulden. Den Maler Hartmann gefährdete sie besonders. Denn er war, je älter er wurde, eine immer leichtere Beute der Frauen, die ihn an den Rand des Grabes zu bringen pflegten, um ihn dort zu verlassen. Herr Enders prophezeite dem Maler immer wieder einen Selbstmord, besonders, seitdem er ihm vierzigtausend Mark schuldete. Die Aussicht auf den Selbstmord machte das Bild nur noch wertvoller. Irmgard konnte es vom Bett aus genau betrachten. Tagsüber hing es günstig den Fenstern gegenüber. Für die Nacht hatte Herr Enders eine besondere Vorrichtung getroffen. Ein schmaler, leuchtender Rahmen aus mattem Glas entzündete sich auf einen Druck an dem Taster, der über dem Bett hing. So konnte Irmgard das Bild in den Schlaf hinübernehmen, einen vorgeträumten Traum.
Paul Bernheim setzte sich vor den Kamin. Aber heute beruhigte ihn das Feuer nicht. Er war allein in seinem neuen, knisternden, lackierten Haus, in dem er nicht heimisch wurde, weil er unaufhörlich die Übermacht des Herrn Enders fühlte und die der chemischen Industrie. Wo fühlte er sich denn wohl? Im Geschäft bedrohte ihn Brandeis und zu Hause Enders. Ach! Er hatte es sich zu leicht vorgestellt. Er hatte gedacht, daß er nach fünf Monaten ein angesehenes Mitglied der großen Industrie werden könnte. Aber ein Industrieller Enders war noch vorsichtiger und tückischer als ein Finanzmann Brandeis. Paul hatte das sichere Gefühl, daß er vorläufig ein aufgespartes Werkzeug zwischen beiden war. Man sagte ihm nichts. Man ließ ihn in der Schublade liegen, einen Hammer, mit dem man gelegentlich ein paar Nägel einzuschlagen gedenkt. Das bittere Erlebnis mit
Uwagi (0)