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5em">Ein herzlicher Freudenchor 
Eröffnet des Hauses Tor; 
Da stürmen hinein dann in Paaren die schmucken Krakuserinnen,  
Der Pilger, ergrauet an Jahren, und Juden, Zigeunerinnen, 
Wahrsager, Teufel, — doch ehrlich all — 
Um Becher zu minnen. 
Wir fliegen zu Schlitten, 
Und zwischen uns mitten 
Lärm und Gelächterschwall. 
Kennst du der Polen Karneval?» 
 
«Ihr könnt hier einmal nicht herein, jetzt ists nicht Faschingssaus, 
Der Herr zog gegen den Tatar, und leer steht Hof und Haus.» 
So wies der alte Diener ab die Fremdlinge verwegen 
Und stemmt sich fort und fort am Tor unbeugsam starr entgegen. 
Als gleichwohl nun die Larven alle huben an zu singen, 
Als nun begann ein Musizieren, Quieken, Klappern, Springen, 
Als feur’gen Blicks die toten Züge, die papiernen Wangen, 
Die fremden Trachten sich zu flimmernd bunten Kreisen schlangen; 
Als Farben, Glanz und Schatten sich im Fluge nun entwirrten 
Und hüpfend, rauschend, flink sich windend auf und niederschwirrten: 
Da tanzten selber ihm im wüsten Kopfe die Gedanken, 
Er schaut’ und wußt nicht Rat noch Maß, zu bändigen sein Schwanken. 
Zigeuner, Juden freuten, Wahrsager, Teufel schreckten ihn, 
Und gierig blinzt er nach den kreisenden Gestalten hin 
Die Masken sprangen hin und her vor ihm so hitzig wild, 
Doch schon beschlich ein Grauen ihn; die Neugier war gestillt. 
Da blies mit einem Mal in Hörner der Vermummten Mund, 
Es ließ die Hand von Hand, die Füße standen ruhig und  
Von rauhen Stimmen, sanft gemildert durch der Flöte Klang, 
Erscholl in wenig kunstgerechtem Chore dieser Sang: 
«Ach diese ganze Welt ist Todes Erntefeld, 
Der Wurm heckt selbst die Brut im üpp’gen Knospenzelt.» 
«Und wenn der Gram sich in die Seele schleicht 
Und schwarze Wolken brausend ballt, 
Und wenn gehäuftes Unglück wen erreicht, 
Daß in Betrübnis sich zur Erde neigt 
Die hohe edele Gestalt; 
O! reize dann der Bosheit Dolch nicht mehr die Wunde, 
Er berg sich einen Augenblick ... 
Und sei’s im Sterben schon, noch tön das Wort vom Munde: 
Der Friede kehrt zurück, zurück! 
Denn diese ganze Welt ist Todes Erntefeld, 
Der Wurm heckt selbst die Brut im üpp’gen Knospenzelt. 
Wen vor der Krankheit flieht des Himmels Kraft, 
Der Taube gleich vom Fluch gejagt, 
Und alle Lebensmächte40 mit sich rafft, 
Daß Wangen hohl aufdunsen totenhaft, 
Noch eh die Weihekerze ragt41: 
Mög niemand, um den Kampf der Schmerzen einzuwiegen, 
Siegslieder singen voller Glück ... 
Er wollte denn am Ende noch die Worte fügen: 
Dein Engel kehrt zurück, zurück! 
Denn diese ganze Welt ist Todes Erntefeld, 
Der Wurm heckt selbst die Brut im üpp’gen Knospenzelt.» 
«So jemand, andre schirmend voller Lust, 
Selbst in des Abgrunds Tiefe bricht, 
Kurz währt die Freud drob in der Mißgunst Brust. — 
Hüllt hier auch Bös und Gut ein trüber Duft, 
Im Himmel ist ein letzt Gericht! 
Es kann ja auch ein starkes Haupt zuweilen ringen 
In Düsterkeit mit Mißgeschick ... 
Mög dann von holden Lippen laut das Wort erklingen: 
Die Freude kehrt zurück, zurück! 
Denn diese ganze Welt ist Todes Erntefeld, 
Der Wurm heckt selbst die Brut im üppigen Knospenzelt. 
Wohl mancher eilt von Wegen fern daher, 
Tritt hoffend unter Freundesdach, 
Daß schon der Gruß ertränk der Sorgen Heer; 
Er stiegt durchs Haus, doch find’t er’s wüst und leer, 
Und kein geliebtes Antlitz — ach! 
Da bebt er wie vor einer nahen Unglückskunde, 
Er senkt den tiefbetrübten Blick ... 
Dann spreche Gastfreundschaft mit tröstend süßem Munde: 
Es kehrt der Wirt zurück, zurück! 
Denn diese ganze Welt ist Todes Erntefeld 
Der Wurm heckt selbst die Brut im üpp’gen Knospenzelt.» 
«Ha! Gott der Heil’ge sei mit euch! Wenn ihr nicht Geister seid, 
So deutet euer bunter Mummenschanz auf frohe Zeit. 
Ihr bringt uns Neues nicht! Ei, sprang doch hier so manches Mal 
Als wie ein Kreisel mondenlang herum der Karneval. 
Herein! der Herr kehrt heim! Obwohl er nicht zu Hause eben, 
Solls keinem doch an Flaum gebrechen, noch am Saft der Reben!» 
Sie treten ein, sie neigen sich, sie führen sich in Paaren, 
Sie schauen rings umher, bis zur Beratung sie sich schaaren. 
  3.
Die Sonne hatte ihren weiten Bogen schon durchlaufen 
Und färbte hell mit Flammenrot der Wolken graue Haufen; 
Auf Erd und Wasser zitterte ihr Licht von goldner Wange, 
Und auf dem reichen Thron entbrannte sie im Untergange — 
Ihr wundervoller Blick, er blendet jetzt das Aug nicht mehr, 
Und milde, sichtbar sät sie rings die Strahlen um sich her. 
Eh sie sich in die Tiefe birgt nach kurzem Segensgruß, 
Gewähret sie den ird’schen Augen einen Scheidekuß. 
Noch zögert sie im letzten Augenblick sich zu versenken, 
Um alle Wesen mit des Lebens Lächeln noch zu tränken. 
Noch lugt sie durch die Scheiben dort hinein, wo Menschen wohnen, 
Bang wie der Freundschaft Blick, die fliehen muß in ferne Zonen. 
Sie wirft ihr Purpurkleid hoch aus der Wolken trüben Dust 
Und taucht in das Geheimnis der Natur die reine Brust; 
Die Nacht verwischt mit neid’schem Finger schnell des Tages Pfad, 
Schleppt nach — den schwarzen Mantel für Verbrechen und Verrat. 
Wo weilt der Kronschwertträger doch? Die Zeit ist angebrochen, 
Da nach der Schlacht die Schläuche42 anzuzapfen er versprochen, 
Da, froh sein Herz erschließend er sein Haus versammeln sollte, 
Das Glück der Tochter krönen und den Schwiegersohn bewirten wollte; 
’ne reizende Gesellschaft ist zu Gaste schon erschienen: 
Was mag ihm wohl als Grund für so unzeit’ge Zög’rung dienen? 
  4.
Vom Augenblick, da ihm als Ziel vor Augen stand der Sieg, 
Vom Augenblick, in dem den edlen Renner43 er bestieg, 
Als der Drommeten Schmettern ihm durch alle Adern dröhnte 
Und wie ein hehrer Ruf vergangner großer Zeiten tönte; 
Als er die rüst’ge Jugend sah, die Waffen hörte klirren 
Und Schienen rasseln, Pferde schnauben, Fahnen rauschend schwirren: 
Da, mit dem Eidam werbend um den Ruhm als Brautmarschall, 
Däucht er ein Adler sich, mit dem sein Junges fliegt zu Tal. 
Als die Tatarengräuel dem Vergessen sich entwanden, 
Und plötzlich, eine blut’ge Schaar, vor seiner Seele standen: 
Zog sich die Stirn in Falten stolz, im Aug brennt Feuersglut, 
Auf linkem Ohr die Mütz, Verderben in der Rechten ruht, 
Indessen Kampfbegierde in der Seele Tiefen bebt, 
Daß jedes Haar des grauen Schnurrbarts in die Höhe strebt. 
Kaum waren sie zum Dorf hinaus, saust aus der Scheid das Schwert, 
Und einen Blick, vor dem der Feigling zitternd sänk zur Erd, 
Auf seine Tapfern werfend, daß das Herze ihnen schwoll, 
Verlangt er aufmerksam Gehör, und laut die Stimm erscholl: 
«Ihr Herrn vom Adel! Bürger! Kampfgenossen allzumal! 
Ich weiß, ihr stürzt euch auf den Feind flugs wie ein Wetterstrahl! 
Wen übrigens tatar’sche Kriegessitte44 schrecken sollte, 
Und wer die grimme Heidenschaar am Leben schonen wollte: 
Der troll sich auf dem Gaul nur weg nach Hause, denn bei Gott! 
Ich malt ihm mit dem Degen sonst das Antlitz blutigrot. 
So stürmt denn rasch, vereint und kühn, laßt eure Büchsen knallen, 
Auf Gott vertraut, aufs Schwert gebaut und traun! die Köpfe fallen 
Gleich Ähren, welche heute wie im hellen Glanz sich wiegen 
Und morgen, nach dem Sensenschnitte welk am Boden liegen. 
Doch äße keiner ruhig seine Grütze, in der Tat, 
Wüßt er im Krieg Heuschrecken zu vertilgen sich nicht Rat; 
Drum sacht, vorsichtig, klug! und wenn erst die Drommeten schallen, 
Dann spornstreich drauf, dann zeigt, daß so nur Polenschläge fallen! 
Nun erst gehts Fischen an; da sei mir jeder unverdrossen, 
Ihr Herrn vom Adel! Bürger! allzumal ihr Kampf-Genossen!» 
Er ritt dann schnellen Trabs voran mit seinem Schwiegersohne 
Beriet mir ihm geheim den Kriegsplan, teilt’ ihm der Spione 
Kundschaft mit, erklärt ihm wie und wo von beiden Heeren 
Der Eifer und die Kraft im Angriff zu verbinden wären. 
Wie man den Sieg benütz; im Fall die Feinde widerständen, 
Wie man den Schein der Flucht annähm, den Sieg sich zuzuwenden. 
Waclaw war Aug und Ohr, da Hand und Kopf und jede Mien 
Des Kronschwertträgers Nachdruck dem beredten Wort verliehn. 
Man spräch, säh man ihr Bild, der Maler wollt mit Künstlerwalten 
Im Gegensatz hier eine reizende Idee gestalten: 
Er prägt den Ernst im Jüngling aus und Jünglingsglut im Alten. 
  5.
Indessen ging’s am Dorf vorbei fernab gebahnten Wegen, 
Und immer tiefer jagten sie steppein auf wüsten Stegen, 
Wo Wind der Sämann ist und Zeit die Garbenwenderin, 
Nicht Gier die Ernte hält, nicht Fleiß sich bückt zur Erde hin, 
Die jungfräulichen Reize der Natur in Einsamkeit 
Glückselig still erblühn, von Menschenhänden unentweiht, 
Wo nur der Himmel sie umfängt und ringsum weit und breit 
Ein buntgefärbtes Meer sich dehnt von Fruchtbarkeit.45 
Ein Schiffer drauf, führt hier der greise Held den Heeresbann. 
Des Weges Richtung, endlos, zeigt der Sonne Lauf ihm an. 
Das hohe Gras bricht um, das Schilfrohr knickt, die Blumen alle 
Sie neigen ihre Balsamstirn der Hufe schwerem Falle. 
Jedoch den grauen Schnurrbart rühret nicht der Duft, der milde, 
Des süßen Atems Wollust dringt nicht in die Brust, die wilde. 
Krieg nimmt die Seele ein; Ehrfurcht dem Staub, der hier gefei’t 
Im Heimatsboden liegt, und Rache dem, der ihn entweiht! 
Auch ließ er, als es galt der Tatarn Schliche aufzuspüren, 
Die irrgewundnen, sich von heißer Kampflust nicht verführen, 
Wohl wissend, daß im Dickicht hin und her nach allen Seiten, 
Ein trügerisches Merkmal, unerforschte Wege leiten.46 
Er schnitt vielmehr querdurch ihr künstlich Netz und lächelt schlau, 
Dem Jäger gleich, der seines Tieres sicher ist im Gau. 
Dann teilte er die Schaaren in zwei Hälften ab zur Zeit, 
Mit klüglich vorbedachter List zu gleichem Zweck bereit. 
Die eine, welche bleibt, grüßt mit der Mütze noch der Held 
Und mit der andern biegt er ab ins unermeßne Feld. 
Im Dickicht blüh’nder Disteln47 sind die Recken schon versteckt 
Und liegen ohne Roß auf rote Erde hingestreckt; 
Sie kriechen fort, wie Büsten anzuschaun, auf blut’gen Bahnen, — 
Verschwunden wie im Wasser sind die Mützen schon und Fahnen. 
  6.
Und Waclaw, der gewalt’ge Herr, im weiten Steppenreich 
Schweift er allein nach Herzenslust; warum wird er so bleich? 
Der wilde tapfre Waclaw führt zum Ruhme seine Reih’n 
Durch eine Wildnis hier; warum sieht er so finster drein? 
Laut gellend pfeift der Wind; Waclaw hat oft mit Lust geletzt 
Die Augen in dem luft’gen Bad; warum senkt er sie jetzt? 
Nachdenkend ist er, traurig, und doch wonnevoll und heiter, 
Er mustert mit dem Blicke nicht einmal die treuen Reiter. 
Warum? er weiß es nicht, er weiß nur, daß des Ruhmes Licht, 
Das lockend winkt, feucht glänzend durch Mariens Tränen bricht, 
Er weiß nur, daß sein Herz urplötzlich zittert und erbebt, 
Wie wenn an dem Erwachenden ein Flor vorüberschwebt, 
Daß er erschreckt, geängstigt und erstaunt den Blick erhebt. 
Er schüttelte mit raschem Wurf des Haupts der Haare Gold, 
Als ob er es vom kalten Morgentau befreien wollt; 
Er gab des Rosses Willen, das im Flug ihn fortriß, nach, 
Als wünscht er sehnlichst zu entfliehen schwerem Ungemach, 
Zugleich war in dem trübumflorten Aug ein Glanz entbrannt, 
Wie wenn die Seele wird von Hochgefühlen übermannt, 
Und siegend über alles Erdenweh das reine Licht 
Unsterblichkeit verklärend stammt auf sterblichem Gesicht. 
Was für Gedanken, Schwäche, Gram, Erinn’rung, Schreckenswahn, 
Was für Gesichte ihn auch stürmisch drängten aus der Bahn, 
Welch dunkle Macht in ihm auch niederkämpft die Tatentriebe: 
Für Ritterpflicht allein entbrennt er jetzt in heißer Liebe. 
Hat ihm des Bösen Geist, der neidisch an der Hoffnung zehrt, 
Der Zukunft Schleier lüftend, einen Blick in sie gewährt? 
Sind48 des Gemütes zartgespannte Saiten so erschüttert 
Von Unglücks rauher Hand, daß eine Ahnung sie durchzittert? 
Er fällt vielleicht im Krieg? Ach was ihn immer sonst ereile, 
Sein Geist nicht, noch sein gutes
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