Maria. Ukrainische Erzählung in zwei Gesangen - Antoni Malczewski (dostęp do książek online .txt) 📖
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- Autor: Antoni Malczewski
- Epoka: Romantyzm
- Rodzaj: Liryka
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geheim in meines Herzens starre Falten
Und es wie Wunderbalsam dem Verderben vorenthalten.
Auch dieses grause Opfer, auch der Trennung herbe Leiden
Ich werd sie tragen mit Geduld, bis unsre Schatten scheiden
In lieblich reine Lande dort, wo ewig sie verbunden
Zwar Menschen nicht erschaun, doch an des Himmels Gnad gefunden.»
Sie sprachs, und wie im See die helle Flut32 nach oben dringt,
Wenn plötzlich aufgewühlter trüber Satz zu Boden sinkt:
Entstiegen ihrem Herzen die Gefühle tränenreich
Und warfen grünlich dunkle Schatten auf ihr Wangenbleich. —
«Beim bärt’gen Türken lieber ich die Ketten schleppen wollte,
Als daß so jammervoll die Tochter hin mir welken sollte!
Im finstern Turm harrt lieber ich gewisser Todesstunde,
Als daß ich müßig zusäh diesem trauervollen Bunde!
Wie? oder fehlts in unserm Polenland an Rittern ganz
Die vor den Jungfraun leuchteten in frischem Jugendglanz
Und die im Leben einmal, wies sonst Sitte war zu minnen,
Ihr Knie nur beugten, um den Kranz als Mitgift zu gewinnen?
Mußt seufzen nicht, Marie! da ich den Mann dir nicht verletze,
Der tapfer ist und tugendhaft, du weißt wie ich ihn schätze.
Doch seines Vaters Hochmut treibt mit meiner Langmut Scherz; —
Und will er an Mariens Tränen laben nur sein Herz —
Ha! dann birgt auch mein Schwert nicht fruchtlos mehr den Glanz im Dunkeln
Und mit dem Heil’genbilde33 solls ihm vor den Augen funkeln!
Denn das ist ja ein Vorrecht alt, das unser Adel übt,
Dem Pallasch Funken zu entlocken, wenn sich Freundschaft trübt.
Freundschaft? — Feind aus dem Reichstag sind sich unsere Partei’n
Und selbst im Waffenstillstand schrein wir unser Veto drein!
Und wenn mich damals mit dem Hetman der Vertrag nicht band,
Dem Schweden auf das Fell zu gehn beim Angriff auf das Land;
Wenn deine Mutter nicht — o Herr, schenk ihr des Himmels Gut!
In ihre Schleier barg der jungen Herzen Liebesglut,
Nach Frauenart gelockt von Heimlichkeit und Flittertand
Samt dem Matronenschwarm geschlossen hätte dieses Band:
Nie konnts dem Feind in meinen Marken sich zu bergen glücken,
Auch hätt ich nie, ja nie gewähren lassen seine Tücken.
Denn sag, wie traf ichs an? Vom Tod gemäht war meine Frau,
Die Tochter — meinen einz’gen Sproß — netzt mir der Tränen Tau.
Dem alten Degen scheinen diese Wunder viel zu groß,
Solch schwere Schläge zu ertragen, ein so schimpflich Los.
Hat er denn nur ein einzig Mal mein Kind ans Herz gedrückt?
Hat Jugend, Anmut einmal wohl mit Rührung ihn entzückt? —
Verächtlich, nein jagt’ er dich fort von Haus und Ehgemach;
Vom Namen selbst, und sucht in Rom des Bundes Lösung nach.
O immer besser wirds, auch mich entbindets aller Pflicht,
Die muntre Jugend stürmt hinaus zu folgen säum ich nicht.
Ob schwächer auch an Zahl — wir rufen Gott an um Gelingen,
Und hat der Streit ein Ende, werden hell die Glocken klingen.» —
Die matte Stirne trocknend drückt die Mütze tiefer er.
Es sinkt die Hand, es sinkt das Haupt, von Nachtgedanken schwer.
13.
Am Torweg scharrt das Roß, im Dorf die Hunde schlagen an —
Woher kommt der Kosak gesprengt auf staubumhüllter Bahn?
Er sitzet ab, und auf den Zaun wirft er die Zügel leicht,
Eintretend in den großen Hof er noch den Schnurrbart streicht.
Auf braunem Antlitz las man noch die Spuren rauher Stunden;
Ganz schlicht war die Verbeugung und der Gruß kurz angebunden.
Jedoch verschieden scheint er von der andren Diener Troß —
Ein Untertan, erbt er doch Freiheit34 aus des Vaters Schoß.
Und als er stolzen Blicks begehrt, daß man zum Herrn ihn führe,
So scheint’s, als ob der ganze Schwarm zum Herrscher ihn erküre.
Geschmeidig wendet er sich um und leichter ist sein Schritt,
Von Steppenluft durchweht bringt er gelenke Glieder mit;
Und wie er sich bewegt, die Schaffellmütze35 winkt und nickt
Wie eine Fahne, die in roten Flammen ist gestickt.
Durch Unkraut ging’s, durch Dickicht zu des Schanzengrabens Linden,
Die Schirm und Schreck zugleich dem atmen, hör’gen Bauer künden,
Bis er beim Kronschwertträger angelangt ist mit dem Troß
Und nach dem Reiter bang wie nach der Mutter wieh’rt das Roß.
«Hast du ein Schreiben?» — «Ja. Ich hätt es gestern noch gebracht
Vorm Hahnschrei, Herr! denn sausend pfiff ich durch die Nacht:
Allein da trieb der Teufel auf der Steppe seinen Spuk —
Gott schirme Euch und Ihre Gnaden vor des Bösen Trug.»
«Daß du dich mit dem Brief verspätet, schlimmer ist’s zu nennen!
Sprich, weß Kosaken Teufel oder Menschen schrecken können?» —
«Ist Euch denn nicht der Ruhm der schönen Mützen da bekannt
Von angestammter Treu? — Graf Waclaw hat mich hergesandt.»
Der Alte liest; doch aus Mariens Blick strömt, neu erwacht,
Nicht leere Neugier, nein! — das Leben in der höchsten Macht;
Ihr Busen hebt sich wallend wie die leichten Meereswellen,
Die sie zum Glücke tragen oder auch im Sturm zerschellen;
Des Herzens Riegel weicht, in Flammen steht ihr Angesicht,
Doch spielt im schönen Glanz ein unnatürlich, krankhaft Licht.
«He, sorgt für den Kosaken und das Pferd, rasch auf!
Ich schreib sofort die Antwort auf den Brief; du wartest drauf.»
Der Worte lautem Donner horcht er nur mit taubem Ohre,
Mit Rührung blickt er in der schönen Augen schwarze Tore,
Beugt tief sich dann vor Beiden und — was immer mag geschehn,
Abtretend mit dem Trosse schwätzt er heiter noch im Gehn.
14.
«Lös Jemand mir das Rätsel doch! Ist’s nicht Verrätertück
So kündet dies Marien in ihrem Elend großes Glück.
Da schreibt mir der Wojwod in zuckersüßem Redeprunk:
Vergessen sei fortan gemeinsame Beleidigung;
Die Sünden reuten ihn. Zuneigung zärtlich spricht er aus
Für seine Schwiegertochter, ladet sie sogar ins Haus.
Noch mehr! Solch einer Heirat sei, wie seine Worte klingen,
Der Sohn nicht wert, denn durch Verdienst müß man das Glück erringen!
Er wünsche deshalb, daß sein Sohn zuvor in Kriegsbeschwerde
Durch irgend eine Heldentat ganz deiner würdig werde;
Und da in dieser Gegend eben die Tataren wüten,
Soll er zum Kampf sich stellen, deiner Reize Glanz zu hüten,
Damit den Lorbeer auf der Mütze, er den Ruhm gewönne
Vor aller Welt, daß, wenn er liebt, er auch erretten könne!
Heut soll er mit dem Heere hier vorüberziehen» — «Heute?
Ich werd ihn sehn? O Gott, wie pocht das Herz! o welche Freude!
Allein wozu die Schlachten? Kann man nicht im Flug gewahren,
Daß Edelsinn und Kühnheit sich in seinen Zügen paaren?» —
«Sind Menschen doch, wie der Wojwode, eine Seltenheit:
Er selbst bekennt die Schuld! Und dennoch trag ich um dich Leid!» —
«O Vater! ich bin blaß, der Schreck vor mir wird ihn durchwühlen,
Er wird vielleicht sich sehr gekränkt, vielleicht beleidigt fühlen;
Ich muß mich doch ein wenig schmücken, solltest du nicht meinen?
Ich möchte als die Schönste in der Welt ihm gern erscheinen!» —
«Geduld, Geduld! Du fängst den Hecht nicht vor dem Netz; vielleicht
Gibt’s hier ein Spiel noch aufzuspielen, das uns seltsam däucht!
Wünsch ich doch selbst ja den Tatar zu jagen aus den Gauen!
Wozu sitz ich denn hier? nur immer rückwärts geht mein Schauen.
Sehn wir die Reiter erst! Ich kanns nicht aus dem Kopfe bringen;
Ein Fallstrick ist’s, der Wojewod legt uns geheime Schlingen.» —
Allein schon bringt die Luft Trompetenschall, ein schmetternd Tönen;
Man hört von Ferne Waffen klirren und die Erde dröhnen.
Schon standen ein’ge Ritter an dem Tore, die dem Zuge,
Der ganz gemächlich trabt’ vorangeeilt im raschen Fluge.
«Waclaw!» Maria ruft, und schneller als der Pfeil vom Bogen
War die Gestalt in Flor gehüllt an seine Brust geflogen.
15.
O wie lebendig, o wie schön umstrahlt des Glückes Prangen
Die edlen jugendlichen Stirnen und die holden Wangen!
Wie spielt des Jünglings große Seele in dem heitren Blick,
Wie gar so herrlich glänzt sein anmutvolles Herz zurück!
Und auf dem klaren Wellenspiegel strömend reicher Lust
Da wiegt in Paradiesesträume Hoffnung seine Brust;
Voll Mut, erhaben, lieblich nach dem Sturm, der sich verzogen,
Verkündet ihm der Zukunft ros’gen Glanz ein Regenbogen.
Welch süße Wollust jeder Pulsschlag ihm entgegenbringt!
Wie er des Lebens einz’gen Reiz mit durst’gem Arm umschlingt
Und stolz besorgt den Busen, der vor Rührung zitternd fliegt,
Im Schutze still geheimer Zärtlichkeit in Ruhe wiegt! —
Fort goldbetreßter Troßknecht, fort mit deinem mut’gen Pferde,
Damit der Liebe flücht’ger Vogel nicht verscheuchet werde!
Und du, mein Kronschwertträger, ruhe aus, ich rats dir, Held!
Dem Aug entrollet eine Trän, die auf den Schnurrbart fällt.
Erweckt vielleicht der Kampf schon jetzt in dir ein leises Grauen?
Ach, und Marie? Maria wandelt auf des Glückes Auen
Im Glück der Weiber, deren Wonnestunden gleich wie Sterne
Am heitren Himmel stehn, indes der Donner grollet in der Ferne.
16.
«Nun mein Herr Eidam!» sprach der Alte auf den Lindensitzen,
Wobei vor Herzensfreude ihm die feuchten Augen blitzen,
«In dieser wilden Welt, ich sehs, regiert der Wind die Freude,
Denn kaum erlangt man den Willkomm, ists Not auch, daß man scheide.
Für diesmal nicht auf lang; wir werden feste stehn wie Mauern,
Ich sammle gleichfalls meine Schar, so wirds nicht lange dauern.
Ein Sprichwort sagt: Des Ritters Pflicht ist hart, insonderheit
Wenn ihm die Liebe schelmisch guckt aus seinem Panzerkleid.
Allein nach kurzer Kampfeshitze winken ruh’ge Muße
Und, von Gefahren fern, die frohen Schmäuse zum Genusse.
Sobald solch liebe Gäste mich beehren dann im Haus
Und Becher klingen lassen, ists auch mit dem Fasten aus.
Da mag Maria unterdessen sich geschäftig sputen:
An reich besetzten Tischen werde nicht der Würze36 Gluten,
Nicht Pfeffer, Lorbeer, Ingwer, Safran und Citrat geschont,
Denn dieser schöne Herr ist selt’ne Leckerfrucht gewohnt.
Den Wein besorg ich selbst; und wenn die Sonn in jenem Teiche
Ihr holdes Segensleben niedersenkt, das strahlenreiche,
Und meine Plane nicht mit trügerischem Scheine blinken:
Dann wird der Tatar Tau, und ich aufs Wohl des Eidams trinken!
Für jetzt jedoch gehabt euch wohl! Nach schwerem Leidgeschick
Erblühet aus der Tugend Pfad noch schöner unser Glück.
Ich teil dem Volk die Rüstung aus, auch kleid ich selbst mich an
Und schmettern die Trompeten erst, hurtig zu Pferde dann!»
17.
Er ging. — Am blanken kalten Arm des Ritters lehnt ermattet
Ein schönes blasses Angesicht, vom Helmbusch sanft beschattet;
Die schwarzen Zöpfe klingen an, der Panzer preßt ja nicht
Den schlanken Leib, ob ihn auch eh’rnen Armes Band umflicht.
Das Kleid ist stählern, denn auf falsche Freundschaft ist’s gefaßt,
Doch schön das Herz, drum hält auf Waffen hier die Liebe Rast.
Wie glitt sein Blick gefühlestrunken von der Wangen Glut
Auf die Gestalt, die reizend unter Trauerwolken ruht,
Als zählt die Reize er! als ob er immer noch nicht glaubte,
Daß ihm die Zeit von seinem Schatze Nichts, ja gar Nichts raubte.
Nein, dieses Auges Zauberglanz, der Seele Wiederschein
Ist unvergänglich, und ihn löscht der dunkle Tod allein.
Doch als den Flor der Ritter dann bemerkt, die düstre Freude,
Die ob der Blässe greller noch erschien im Trauerkleide,
Das süße Lächeln auch, den ganzen Reiz von Schmerz und Sehnen,
Auf reinem Wangenspiegel Flecken selbst, die Spur der Tränen:
Da ward sein Glück auch rasch umwölkt, er fühlts, die Kraft vergeht,
Und bleicher ist er als die Feder, die vom Helme weht.
«Als ich auf Steppen und in wild’rer Wüste der Gedanken
Noch schwärmte gern, bis Erd und Lust in Dämmergrau versanken;
Als nirgends mir ein Stern beleuchtete des Pfades Graus,
Durch Sturm und Hagel nur das Pferd den Weg erkämpft nach Haus:
Erschienst du mir, Marie! und in des Geistes Abendgrauen
Da zeigte mir dein Licht den hellen Weg zu Himmelsauen.
Wie glücklich, dankbar, stolz bin ich, daß aus der Freier Schwarm
Mich dein Gefühl erkor, zu stützen diesen schönen Arm!
Wie selig, daß im Herzen dein ich durch der Augen Tau
Der Engel heimlich tiefes Leben und Gefühl erschau!
Doch weshalb deckt der Trauer Nebel, dessen schweren Hauch
Ich eingesogen, dich, ja dich mit seinem Schatten auch?
Warum wächst nicht des Lebens spitzer Dorn in mich allein,
Dir seines kurzen Lenzes matten Blütenduft zu weihn?
Auch mir hat alles man entrissen, mehr, weit
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