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12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. Vorwort des Übersetzers zur Ausgabe von 1857 Leben des Anton Malczewski Przypisy Wesprzyj Wolne Lektury Strona redakcyjna
Maria1 Ukrainische Erzählung in zwei Gesängen
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Maria

Seiner Excellenz dem Herrn Julian Niemcewicz2

Eine Freude, wie ich sie lange nicht empfunden habe, belebt mein Herz in dem Augenblick, wo es mir erlaubt ist, Ihnen, mein Herr, durch Zueignung dieser Erzählung öffentlich meine Bewunderung auszudrücken für Ihren Charakter sowohl, wie für jene seltene, mit der Rastlosigkeit des Forschers den Zauber der Phantasie und die Fülle der Anmut verknüpfende Gelehrsamkeit, deren vereintes Gepräge den immer neuen und so schätzbaren Werken eigen ist, womit Sie die polnische Literatur unaufhörlich bereichern. Wenn es meinem Herzen wohltut, daß Sie mir gestatten, meine Blätter mit Ihrem Namen zu zieren, so ist dies gewiß kein Wunder, da nicht bloß mein Gemüt mit innerer Befriedigung sich in den Verlauf Ihres reinen und wohltätigen Lebens versenkt, sondern jeder Stammgenosse so gerne an den reifen Früchten Ihrer Geistesarbeit seine Seele labt, ja — ich sage noch mehr, und Niemand wird mich wohl der Übertreibung beschuldigen — da Ihr Name jedem jungen Polen eine Reliquie ist, die er am Herzen trägt; denn noch von unsern Vätern her wird uns Ihr Ruhm verkündigt, und in zauberhafter Weise mahnen Sie uns fortwährend an die Pflicht der Dankbarkeit. Sie werden freilich in meinen Versen vergebens die Schönheit suchen, welche Sie den Ihrigen zu verleihen wissen; bang und einförmig, wie unser Land und wie mein Gemüt, werden sie Ihnen nur mit dunkler Farbe unvollendete Bilder entwerfen: allein wenn diese Ihrem Verdienste dargebrachte Huldigung in Ihnen nur irgendwelches angenehme Gefühl erregt, so werde ich schon für mein düsteres Gemälde reichlich belohnt sein, sollte Ihnen dadurch auch nur für einen Augenblick ins Gedächtnis gerufen werden, wie hoch Ihre Landsleute Ihre Eigenschaften und Ihre Leistungen zu schätzen wissen.

Euer Excellenz untertänigster Diener

Malczewski

Erster Gesang
Es webt sich alles seltsam bunt 
Auf diesem armen Erdenrund; 
Und wer mit Menschenwitz es alles zu durchdringen dächte, 
Der stirbt dahin und nimmer lernt er treffen doch das Rechte. 
 
Jan Kochanowski3 1.
He, du Kosak, wo jagst du hin auf deines Rosses Schwingen? 
Sahst etwa einen Hasen du auf jener Steppe springen? 
Willst schlürfen im Gedankenspiel der Freiheit süß Behagen 
Und mit ukrain’scher4 Windesbraut5 den kühnen Wettlauf wagen? 
Fliegst du vielleicht zum Liebchen dein, das auf den Fluten harrt, 
Und summst vor Ungeduld ein Klagelied6 dir in den Bart? 
Denn auch die Mütze zogst du tief und lässt die Zügel schießen, 
Staubwolken ziehn des Weges nach — lang hingestreckte Riesen; 
Dein braunes Antlitz strahlt, als wärs entbrannt von feur’gem Flimmer, 
Und, wie im Moor ein Irrlicht, blitzt auf ihm der Freude Schimmer, 
Wenn dein gehorsam Pferd, gleich dir der Wildnis7 rauhes Kind, 
Durchschneidet mit gestrecktem Hals den lauten Wirbelwind. 
Weich aus, du Czernomorer8, mit dem knarr’nden Wagen, hei! 
Denn diese Steppensöhne9 schmettern dir dein Salz10 entzwei. 
Du schwarzer Vogel11 auch, der du dem Wand’rers grüßend nickst 
Und kreisend ihn umschwebst und fragend ihm ins Auge blickst, 
Ei, sput’ dich und enthülle dem Kosaken dein Geheimnis: — 
Eh du den Kreis vollendet hast, sind fort sie ohne Säumnis! 
  2.
Sie jagen — in der Sonne Strahlen, die sich niederwendet, 
Erscheinen sie wohl Boten gleich, von Himmlischen gesendet — 
Und lang und weit vernimmt das Ohr der Hufe lautes Dröhnen; 
Denn tiefes Schweigen deckt die Felder, die sich ringsum dehnen. 
Nicht frohen Adels, noch der Ritter Stimmen tönen hie — 
Der Wind nur, Ähren beugend, rauscht die Trauermelodie; 
Aus Hügeln12 seufzt es, unter Rasen klingts wie Grabgestöhne, 
Auf welken Kränzen schlafen da des alten Ruhmes Söhne. 
Musik so wild — der Text13 dazu, er ist noch wildrer Art, 
Den alter Polengeist den späten Enkeln aufbewahrt. 
Doch ist ein Sträuchlein Ackerrosen alles, was sie ehrt, 
Ach! wessen Herz, ja wessen fühlt von Gram sich nicht verzehrt? 
  3.
Vorbei ist der Kosak an Schlünden14 schon und tiefen Spalten15, 
Wo Wölfe und Tataren gern sich im Verstecke halten. 
Zu einem Kreuz flog er heran, des Hügel allbekannt, 
Denn drunter liegt seit lange ein Vampir16 verscharrt im Sand. 
Er zog davor die Mütze, kreuzt’ sich dreimal ängstlich bang 
Und saust mit eil’ger Botschaft sturmesgleich die Stepp entlang. 
Das flinke Roß zumal läßt sich durch keinen Zauber bannen, 
Es schnaubt nur, stampft vor Ungeduld und eilt sofort von dannen. 
Der dunkle Boh zieht Silberstreifen auf Granit17 dahin — 
Der treue, mutige Kosak errät des Herren Sinn; 
Die Mühle schäumt am Bach, in Weiden saust der böse Feind — 
Das muntre, treue Rößlein merkt, wie der Kosak es meint, 
Und über Wiesen blumenreich, durch Dornen18 scharf und dicht. 
Da schlüpfen leichter wohl die flüchtigen Saїga’s19 nicht; 
Und wie ein Pfeil, gestreckt auf hohem Sattelsitze20 liegt 
Der lauernde Kosak, der sich ans Pferd behende schmiegt. 
Der Wüstenkönig sprengt die unwegsame Wüst entlang 
Und Steppe, Pferd, Kosak und Nacht sind nur ein wilder Klang. 
O, wer will ihm verwehren auch zu schwärmen hier allein? 
Fort ist er — Niemand holt auf heimatlicher Stepp ihn ein! 
  4.
Auf, spute dich, Kosak, befohlen ist die Eile dir! 
Im alten, hohen Schloß nicht klein ist die Veränd’rung schier. 
Der Herr Wojwod, den stets der Meinung Zwiespalt schied vom Sohne, 
Pflog lange Rede jetzt mit ihm in huldvoll gnäd’gem Tone. 
Noch kürzlich hatte neuer Hader sie entzweit, gekränkt, 
Und jeden Plan zerstört und jede Lust mit Gift getränkt, 
Selbst Tränen herb, die glüh’nder Stolz und der Verzweiflung Schmerzen 
Dem Sohn erpreßt, sie fanden keinen Weg zum Vaterherzen. 
Nun ist’s schon anders in dem Schloß: Unmut, Betrübnis schwanden; 
Es glänzet Fürstenprunk, der Ahnen Pracht ist neu erstanden, 
Und in der Höflinge und Diener Schwarm, den überreichen, 
Und in der Pagen Kreis, der Ritter von des Hauses Zeichen, 
Ins große Prunkgemach, das lange war dem Aug entrückt, 
Kommt eben jetzt der Herr Wojwod herunter reich geschmückt; 
Und als wetteifernd Jeder laut dies seltne Glück erhob, 
Schien er doch mehr vom Sohn entzückt, als durch das eitle Lob! 
In seinen ruh’gen Zügen fand man schwer die Spuren heft’gen 
Tief inneren Gefühls: die Glieder sah man nur, die kräft’gen, 
Der Rede äußern Pomp, des hohen Namens reichen Schimmer; 
Was er im Innern barg, blieb allen nachtbedeckt für immer. 
Doch jetzt, ob notgedrängt, ob plötzlich tief bewegt im Herzen, 
Bracht er mit Zärtlichkeiten Balsam lang gehegten Schmerzen; 
Und als er in der Stille mit dem Sohn Beratung hielt, 
Da sah man, wie ein Lächeln um das ernste Antlitz spielt: 
Im Auge blitzte wilder Freude flüchtige Verklärung, 
Wie wenn den langgenährten Wünschen endlich wird Erhörung; 
Wie wenn von Geistesdrucke, von ermüdend schwerem Laufen 
Sich jemand eine Weil erholt, sei’s — auf Ameisenhaufen: 
Erholet? — ach! er legt vielleicht die glüh’nde Stirn nur nieder, 
Wo tausend Dornenspitzen harren seiner müden Glieder. 
  5.
In späte Nacht währt’ der Tumult im Schloß, der Schritte Dröhnen; 
In späte Nacht hört’ man Trompeten schmettern, Vivats tönen — 
Der prächtigen Gelage alter Brauch kehrt wieder ein: 
Die langen Tische funkelten von Gold und Silberschein — 
Und weit geöffnet schien des Herrschers Keller wie sein Herze, 
Und alter Ungarwein21 entlockte geistreich-witz’ge Scherze. 
Zum frohen Lärm stimmt die Musik22 die grellen Harmonien, 
Zuweilen übertönt sie ihn mit ihren Melodien. 
In später Nacht — der Ahnen Bilder mit den strengen Mienen, 
Die an der Wand vereint in langer Reihe hingen, schienen 
Manchmal, aus toten Augen Funken sprühend, sich zu regen, 
Die Zecher anzulachen und den Schnurrbart zu bewegen. 
  6.
Lust auf den Lippen wohnt, im Aug die Absicht zu erraten: 
Im tiefen, tiefen Herzen nagt der Wurm von bösen Taten. 
Wenn irgend eine Freude Menschen eint zum frohen Feste, 
Da lachen Stolz und Schmeichelei auch mit, die falschen Gäste. 
So wars wohl auch im alten Schloß. Es hatt bereits die Nacht 
Ihr Schattenreich in die geschnitzten Tore eingebracht; 
Die Pfeifer waren schon verstummt, das Glück lag schlafumfangen, 
Vom Turm das Käuzchen auch begann den Grabesruf, den bangen: 
Nur wo in einem Seitenflügel dort des weiten Baus 
Der kräft’ge Wojewod, entflohn dem lärmend frohen Schmaus’, 
Die scharfen Adleraugen unter falt’ge Lider zwingt, — 
Wie man im Schreine23 birgt den Stein, mit dem der Hochmut blinkt — 
Hört man noch Schritte dröhnen oder schwere Seufzer schallen, 
Die, wenn die Tritte schweigen, von der Wölbung wiederhallen. 
Kein Unberufner wagts zu überschreiten jene Schwelle! 
Wo einsam brennt sein sonst versteckter Sinn in Flammenhelle, 
Mag er verzweifelnd ringen oft mit furchtbarem Ermatten — 
Mit ungestümem Schritt durchwandert er die nächt’gen Schatten, 
Als wollt im schwarzen Nebel haschen er die blut’ge Hand 
Verratner Freundschaft, oder löschen seiner Qualen Brand. 
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