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glücklich bestanden, war kein Schulknabe mehr, und alle demütige Ängstlichkeit des Schulknaben war von ihm gewichen. Erworben schien mir jetzt das Recht, mich um Seraphinens Gunst zu mühen. Man weiß ja, welcher albernen Zusammenstellungen die Phantasie eines verliebten Jünglings fähig ist. — Im Schlosse, am Kamin bei dem rauchenden Punschnapf, blieb ich der Held des Tages; nur der Baron selbst hatte außer mir noch einen tüchtigen Wolf erlegt, die übrigen mußten sich begnügen, ihre Fehlschüsse dem Wetter — der Dunkelheit zuzuschreiben und greuliche Geschichten von sonst auf der Jagd erlebtem Glück und überstandener Gefahr zu erzählen. Von dem Alten glaubte ich nun gar sehr gelobt und bewundert zu werden; mit diesem Anspruch erzählte ich ihm mein Abenteuer ziemlich breit und vergaß nicht, das wilde, blutdürstige Ansehn der wilden Bestie mit recht grellen Farben auszumalen. Der Alte lachte mir aber ins Gesicht und sprach: „Gott ist mächtig in den Schwachen!”

Als ich, des Trinkens, der Gesellschaft überdrüssig, durch den Korridor nach dem Gerichtssaal schlich, sah ich vor mir eine Gestalt, mit dem Licht in der Hand, hineinschlüpfen. In den Saal tretend, erkannte ich Fräulein Adelheid. „Muß man nicht umherirren wie ein Gespenst, wie ein Nachtwandler, um Sie, mein tapferer Wolfsjäger, aufzufinden!” — So lispelte sie mir zu, indem sie mich bei der Hand ergriff. Die Worte: „Nachtwandler — Gespenst”, fielen mir, hier an diesem Orte ausgesprochen, schwer aufs Herz; augenblicklich brachten sie mir die gespenstischen Erscheinungen jener beiden graulichen Nächte in Sinn und Gedanken, wie damals heulte der Seewind in tiefen Orgeltönen herüber, es knatterte und pfiff schauerlich durch die Bogenfenster, und der Mond warf sein bleiches Licht gerade auf die geheimnisvolle Wand, an der sich das Kratzen vernehmen ließ. Ich glaubte Blutflecke daran zu erkennen. Fräulein Adelheid mußte, mich noch immer bei der Hand haltend, die Eiskälte fühlen, die mich durchschauerte. „Was ist Ihnen, was ist Ihnen”, sprach sie leise, „Sie erstarren ja ganz? — Nun will ich Sie ins Leben rufen. Wissen Sie wohl, daß die Baronin es gar nicht erwarten kann, Sie zu sehen? — Eher glaubt sie nicht, daß der böse Wolf Sie wirklich nicht zerbissen hat. Sie ängstigt sich unglaublich! — Ei, ei, mein Freund, was haben Sie mit Seraphinchen angefangen! Noch niemals habe ich sie so gesehen. — Hu! — wie jetzt der Puls anfängt zu prickeln! — wie der tote Herr so plötzlich erwacht ist! — Nein, kommen Sie — fein leise — wir müssen zur kleinen Baronin!” Ich ließ mich schweigend fortziehen; die Art, wie Adelheid von der Baronin sprach, schien mir unwürdig und vorzüglich die Andeutung des Verständnisses zwischen uns gemein. Als ich mit Adelheid eintrat, kam Seraphine mir mit einem leisen Ach! drei — vier Schritte rasch entgegen, dann blieb sie, wie sich besinnend, mitten im Zimmer stehen, ich wagte, ihre Hand zu ergreifen und sie an meine Lippen zu drücken. Die Baronin ließ ihre Hand in der meinigen ruhen, indem sie sprach: „Aber mein Gott, ist es denn Ihres Berufs, es mit Wölfen aufzunehmen? Wissen Sie denn nicht, daß Orpheus’, Amphions fabelhafte Zeit längst vorüber ist und daß die wilden Tiere allen Respekt vor den vortrefflichsten Sängern ganz verloren haben?” — Diese anmutige Wendung, mit der die Baronin ihrer lebhaften Teilnahme sogleich alle Mißdeutung abschnitt, brachte mich augenblicklich in richtigen Ton und Takt. Ich weiß selbst nicht, wie es kam, daß ich nicht, wie gewöhnlich, mich an das Instrument setzte, sondern neben der Baronin auf dem Kanapee Platz nahm. Mit dem Wort: „Und wie kamen Sie denn in Gefahr?” erwies sich unser Einverständnis, daß es heute nicht auf Musik, sondern auf Gespräch abgesehen sei. Nachdem ich meine Abenteuer im Walde erzählt und der lebhaften Teilnahme des Barons erwähnt, mit der leisen Andeutung, daß ich ihn deren nicht für fähig gehalten, fing die Baronin mit sehr weicher, beinahe wehmütiger Stimme an: „O wie muß Ihnen der Baron so stürmisch, so rauh vorkommen, aber glauben Sie mir, nur während des Aufenthalts in diesen finstern unheimlichen Mauern, nur während des wilden Jagens in den öden Föhrenwäldern ändert er sein ganzes Wesen, wenigstens sein äußeres Betragen. Was ihn vorzüglich so ganz und gar verstimmt, ist der Gedanke, der ihn beständig verfolgt, daß hier irgend etwas Entsetzliches geschehen werde: daher hat ihn Ihr Abenteuer, das zum Glück ohne üble Folgen blieb, gewiß tief erschüttert. Nicht den geringsten seiner Diener will er der mindesten Gefahr ausgesetzt wissen, viel weniger einen lieben neugewonnenen Freund, und ich weiß gewiß, daß Gottlieb, dem er schuld gibt, Sie im Stiche gelassen zu haben, wo nicht mit Gefängnis bestraft werden, doch die beschämende Jägerstrafe dulden wird, ohne Gewehr, mit einem Knittel in der Hand, sich dem Jagdgefolge anschließen zu müssen. Schon daß solche Jagden, wie hier, nie ohne Gefahr sind und daß der Baron, immer Unglück befürchtend, doch in der Freude und Lust daran selbst den bösen Dämon neckt, bringt etwas Zerrissenes in sein Leben, das feindlich selbst auf mich wirken muß. Man erzählt viel Seltsames von dem Ahnherrn, der das Majorat stiftete, und ich weiß es wohl, daß ein düsteres Familiengeheimnis, das in diesen Mauern verschlossen, wie ein entsetzlicher Spuk die Besitzer wegtreibt und es ihnen nur möglich macht, eine kurze Zeit hindurch im lauten wilden Gewühl auszudauern. Aber ich! — wie einsam muß ich mich in diesem Gewühl befinden, und wie muß mich das Unheimliche, das aus allen Wänden weht, im Innersten aufregen! Sie, mein lieber Freund! haben mir die ersten heitern Augenblicke, die ich hier verlebte, durch Ihre Kunst verschafft! — wie kann ich Ihnen denn herzlich genug dafür danken!” — Ich küßte die mir dargebotene Hand, indem ich erklärte, daß auch ich gleich am ersten Tage, oder vielmehr in der ersten Nacht, das Unheimliche des Aufenthalts bis zum tiefsten Entsetzen gefühlt habe. Die Baronin blickte mir starr ins Gesicht, als ich jenes Unheimliche der Bauart des ganzen Schlosses, vorzüglich den Verzierungen im Gerichtssaal, dem sausenden Seewinde und so weiter zuschrieb. Es kann sein, daß Ton und Ausdruck darauf hindeuteten, daß ich noch etwas anderes meine, genug, als ich schwieg, rief die Baronin heftig: „Nein, nein — es ist Ihnen irgend etwas Entsetzliches geschehen in jenem Saal, den ich nie ohne Schauer betrete! — ich beschwöre Sie — sagen Sie mir alles!”

Zur Totenblässe war Seraphinens Gesicht verbleicht, ich sah wohl ein, daß es nun geratener sei, alles, was mir widerfahren, getreulich zu erzählen, als Seraphinens aufgeregter Phantasie es zu überlassen, vielleicht einen Spuk, der, in mir unbekannter Beziehung, noch schrecklicher sein konnte als der erlebte, sich auszubilden. Sie hörte mich an, und immer mehr und mehr stieg ihre Beklommenheit und Angst. Als ich des Kratzens an der Wand erwähnte, schrie sie auf: „Das ist entsetzlich — ja, ja — in dieser Mauer ist jenes fürchterliche Geheimnis verborgen!” — Als ich dann weitererzählte, wie der Alte mit geistiger Gewalt und Übermacht den Spuk gebannt, seufzte sie tief, als würde sie frei von einer schweren Last, die ihre Brust gedrückt. Sich zurücklehnend, hielt sie beide Hände vors Gesicht. Erst jetzt bemerkte ich, daß Adelheid uns verlassen. Längst hatte ich geendet, und da Seraphine noch immer schwieg, stand ich leise auf, ging an das Instrument und mühte mich, in anschwellenden Akkorden tröstende Geister heraufzurufen, die Seraphinen dem finstern Reiche, das sich ihr in meiner Erzählung erschlossen, entführen sollten. Bald intonierte ich so zart, als ich es vermochte, eine jener heiligen Kanzonen des Abbate Steffani11. In den wehmutsvollen Klängen des: „Ochi, perchè piangete”12 erwachte Seraphine aus düstern Träumen und horchte, mild lächelnd, glänzende Perlen in den Augen, mir zu. — Wie geschah es denn, daß ich vor ihr hinkniete, daß sie sich zu mir herabbeugte, daß ich sie mit meinen Armen umschlang, daß ein langer glühender Kuß auf meinen Lippen brannte? — Wie geschah es denn, daß ich nicht die Besinnung verlor, daß ich es fühlte, wie sie sanft mich an sich drückte, daß ich sie aus meinen Armen ließ und, schnell mich emporrichtend, an das Instrument trat? Von mir abgewendet, ging die Baronin einige Schritte nach dem Fenster hin, dann kehrte sie um und trat mit einem beinahe stolzen Anstande, der ihr sonst gar nicht eigen, auf mich zu. Mir fest ins Auge blickend, sprach sie: „Ihr Onkel ist der würdigste Greis, den ich kenne, er ist der Schutzengel unserer Familie — möge er mich einschließen in sein frommes Gebet!” — Ich war keines Wortes mächtig, verderbliches Gift, das ich in jenem Kusse eingesogen, gärte und flammte in allen Pulsen, in allen Nerven! — Fräulein Adelheid trat herein — die Wut des innern Kampfes strömte aus in heißen Tränen, die ich nicht zurückzudrängen vermochte! — Adelheid blickte mich verwundert und zweifelhaft lächelnd an — ich hätte sie ermorden können. Die Baronin reichte mir die Hand und sprach mit unbeschreiblicher Milde: „Leben Sie wohl, mein lieber Freund! — Leben Sie recht wohl, denken Sie daran, daß vielleicht niemand besser als ich Ihre Musik verstand. — Ach! diese Töne werden lange — lange in meinem Innern widerklingen.” — Ich zwang mir einige unzusammenhängende alberne Worte ab und lief nach unserm Gemach. Der Alte hatte sich schon zur Ruhe begeben. Ich blieb im Saal, ich stürzte auf die Knie, ich weinte laut — ich rief den Namen der Geliebten, kurz, ich überließ mich den Torheiten des verliebten Wahnsinns trotz einem, und nur der laute Zuruf des über mein Toben aufgewachten Alten: „Vetter, ich glaube, du bist verrückt geworden oder balgst dich aufs neue mit einem Wolf? — Schier dich zu Bette, wenn es dir sonst gefällig ist” — nur dieser Zuruf trieb mich hinein ins Gemach, wo ich mich mit dem festen Vorsatz niederlegte, nur von Seraphinen zu träumen. Es mochte schon nach Mitternacht sein, als ich, noch nicht eingeschlafen, entfernte Stimmen, ein Hinundherlaufen und das Öffnen und Zuschlagen von Türen zu vernehmen glaubte. Ich horchte auf, da hörte ich Tritte auf dem Korridor sich nahen, die Tür des Saals wurde geöffnet, und bald klopfte es an unser Gemach. „Wer ist da?” rief ich laut; da sprach es draußen: „Herr Justitiarius — Herr Justitiarius, wachen Sie auf — wachen Sie auf!” Ich erkannte Franzens Stimme, und indem ich frug: „Brennt es im Schlosse?” wurde der Alte wach und rief: „Wo brennt es? — wo ist schon wieder verdammter Teufelsspuk los?” — „Ach, stehen Sie auf, Herr Justitiarius”, sprach Franz, „stehen Sie auf, der Herr Baron verlangt nach Ihnen!” — „Was will der Baron von mir”, frug der Alte weiter, „was will er von mir zur Nachtzeit? — weiß er nicht, daß das Justitiariat mit dem Justitiarius zu Bette geht und ebensogut schläft als er?” — „Ach”, rief nun Franz ängstlich, „lieber Herr Justitiarius, stehen Sie doch nur auf — die gnädige Frau Baronin liegt im Sterben!” — Mit einem Schrei des Entsetzens fuhr ich auf. „Öffne Franzen die Tür”, rief mir der Alte zu; besinnungslos wankte ich im Zimmer herum, ohne Tür und Schloß zu finden. Der Alte mußte mir beistehen, Franz trat bleich, mit verstörtem Gesicht herein und zündete die Lichter an. Als wir uns kaum in die Kleider geworfen, hörten wir schon den Baron im Saal rufen: „Kann ich Sie sprechen, lieber V.?” „Warum hast du dich angezogen, Vetter, der Baron hat nur nach mir verlangt?” frug der Alte, im Begriff herauszutreten. „Ich muß hinab — ich muß sie sehen und dann sterben”, sprach ich dumpf und wie vernichtet vom trostlosen Schmerz. „Ja so! da hast du recht, Vetter!” Dies sprechend, warf mir der Alte die Tür vor der Nase zu, daß die Angeln klirrten, und verschloß sie von draußen. Im ersten Augenblick, über diesen Zwang empört, wollt ich die Tür einrennen, aber mich schnell besinnend, daß dieses nur die verderblichen Folgen einer ungezügelten Raserei haben könne, beschloß ich, die Rückkehr des Alten abzuwarten, dann aber, koste es, was es wolle, seiner Aufsicht zu entschlüpfen. Ich hörte den Alten heftig mit dem Baron reden, ich hörte mehrmals meinen Namen nennen, ohne weiteres verstehen zu können. — Mit jeder Sekunde wurde mir meine Lage tödlicher. — Endlich vernahm ich, wie dem Baron eine Botschaft gebracht wurde und wie er schnell davonrannte. Der Alte trat wieder in

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