Maria. Ukrainische Erzählung in zwei Gesangen - Antoni Malczewski (dostęp do książek online .txt) 📖
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- Autor: Antoni Malczewski
- Epoka: Romantyzm
- Rodzaj: Liryka
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reich und schön:
Und regt sich dir im Herzen nichts darob, als Furcht und Beben,
Zagst du für Vaterland und Volk zu opfern selbst das Leben,
Gäbst du in Not für sie nicht alles, was dir Stab und Stecken —
O! schau dann tief in dich, und vor dir selbst wirst du erschrecken!
Komm, drücke du den woll’nen Kaftan an die erz’ne Brust
Und ihre Wunden küsse du in heil’ger Dankeslust!
13.
Ein Hügel war am Waldessaum, des Stirne lenzesgrün
Die würz’gen Düfte wilder Thymusblüte rings umsprühn.
Ihn schmücken Hangebirken, angetan mit weißen Flittern,
Die wenn die Weste kosend durch ihr Zweiggeflechte zittern,
In Tränen stehn wie Jungfraun alter Zeit am Grab von Rittern.
Dort unter ihrem traumesdämmrig balsamfrischen Kranze
Ruhn Sieger und Gefangne in der Eintracht heitrem Glanze.
Die Einheit hat das Leben doch, daß Wollust Schmerzen spendet
Und Mühsal, Langweil, Schande, Ruhm zusammt ermattend endet.
Im Vordergrund ein sinkend Feuer, das des Kampfes Feld,
Ersterbend schon mit düstrem Flackern zeitweis noch erhellt.
In Rücken barg die Sonne sich am grünen Waldesrand
Und staunte, weil die Wipfel all sie sah in glüh’ndem Brand.
Die Farben blichen, Raben flogen nieder und im Kreise
Umschwärmten sie mit heiserem Gekreisch die Leichenspeise.
Die Wachen sind gestellt, an Lagerfeuern tobt nicht faul
Das rühr’ge Kriegesvolk; das Gras knirscht in der Rosse Maul
Wie ferner Waffenklang, und einem weißen Aare gleich,
Saß bloßen Hauptes, alt und grau und doch so ruhmesreich,
Der Kronschwertträger in der Birke kühlem Schatten dort
Und redete zum finstern Eidam jetzo dieses Wort:
«Mein Sohn! — So nenn ich dich, seit wir so nahe sind verbunden,
Daß du in meinem Herzen hast den Sohnesplatz gefunden —
An einem Glückesfaden spann der Tag sich ab, fürwahr!
Mein Waclaw kehrt mir unverletzt; aufs Haupt ist der Tatar
Geschlagen und, Gott gebs! auf lang beruhigt die Ukraine —
Und das durch Gunst Fortunas mehr, als mein Verdienst, das kleine.
Doch wenn die Seele, wie es scheint, besitzt des sie begehrte,
So siehst du mir doch gar zu traurig aus als Siegsgefährte.
Sieh, wie so reizend schön der Mond dort kommt heraufgestiegen!
Genug des Ruhms! nun ziemt es auch dem Herzen zu genügen.
Sitz auf, eil fröhlich heim, wo dein getreues Weib mit Bangen,
Wie auch der Diener treue Schaar, sich sehnt dich zu empfangen.
Ich nehme noch des Aufbruchs wahr und morgen mit dem Dämmern
Da werd ich mit des Hufschlags Gruße «guten Tag» euch hämmern.
Sitz auf, dein edler Renner trägt dich hin in Flugeseil;
Leb wohl: mein, wie auch Gottes Segen bleib dein stetes Teil!»
14.
Waclaw erhob sich rasch, und nach der Sitte jener Zeit
Drückt er die alte Hand, die ihm voll biedrer Herzlichkeit,
Wenn kräftig auch und rauh, den Druck erwiderte. Schon hatten
Das flinke Roß sammt Reiter hinter sich der Bäume Schatten,
Indes der greise Kämpe an sein Vaterunser schreitet.
Wie reizend doch der junge Waclaw durch die Steppe reitet!
Um Haar und Federn spielt ein Silberglanz und winzig bricht
Sich in dem Waffenschmuck des vollen Mondes Angesicht.
Ha! welche Lust, wenn die Natur in Stille ruht gefangen,
Zu fliegen zur Geliebten hin mit sehnendem Verlangen!
Zu grüßen jeden Gegenstand mit freundlichem Gedenken,
Mit ungehemmter Freude sich in jeden zu versenken!
Da wird die Stille unterbrochen nur von süßen Tönen,
Der Nachtigallensang, das Wassermurmeln, Fröschestöhnen,
Sie sind in Klängen wild und bange, rührend und lebendig
Dem wachen Fühlensdrang geheimer Sehnsucht all geständig.
Dann scheucht der holde Duft, der aus den Blütenkelchen quillt,
Mit leichtem, wonn’gem Hauch der Sorgen düstres Nebelbild;
Die Seele ist verklärt, als sollte sie im Himmel landen
Bei ihrem Schöpfer droben, frei von ihres Körpers Banden.
Natur ist Mutter dann, die mit dem Menschen alles teilt:
Und alles lächelt, weil die Freude allerorten weilt.
Dann bleibet ungezückt das Schwert, vergessen jede Wunde,
Die Güte wohnt im stolzen Blick, Verzeihen aus dem Munde.
Und so flog Waclaw selig schon, als hätt ein Wetterstrahl
Des Lebens Segel eben ihm zerteilt mit einem Mal:
Denn beugen konnt ihn nicht der Erdensturm, mit starkem Flügel,
Er hätte wütend nur umbraust den kalten Grabeshügel. —
Und so flog er die Steppe hin; doch ach, der Traum so licht,
Der in der Erdenkinder Glückesrausch sich blendend flicht,
Er währt zu kurz. Erinn’rung steigt empor wie ein Gesicht
Und weckt vergangne tote Zeit, in deren duft’gem Flor
Unruhig schauervoll es flüstert wie im Geisterchor:
«Du sahest sie so bleich, so schwach — traun, ohne Schutz verzehrt
Die zarte Ranke sich und welkt! — traun, ohne Hülle währt
Die süße Frucht hier nicht. Und wie? zurückgekehrt zu ihr
Sahst dein verlornes Eden du und stießest es von dir!?
Weshalb? Um eitlen Ruhmes willen, dessen Schimmer nicht
Ein einzig Lächeln aufwiegt vom geliebten Angesicht,
Ach, hättest du nur Grund auf des Geschicks Bestand zu bauen!
Doch kaum entwich der Sturm, hellt schon dein Blick sich von Vertrauen.
Vergessend, daß die Zeit nach Gram zu messen bitter schmerzt,
Hast du das Glück, das dir bestimmt, leichtsinnig selbst verscherzt!»
Und weiter, schneller gings. Leicht über Strauch und Graben sprang
Das Pferd gestreckten Leibs; des Laufes Schall, der Hufe Klang,
Des Ritters blitzende Gestalt den Landmann eben traf,
Wie er die Sinne sammelte, erwachend aus dem Schlaf.
«Hu, hu!» Eh er die Augen rieb und Herz vermocht zu fassen,
Ist fort der Reck und hat die Vampirsage hinterlassen.
So stürmte Waclaw hin und war, im Glücke angsterfüllt,
In Schönheit fürchterlich, der Sterblichen getreues Bild.
15.
Doch endlich prallt das Roß ans Tor, die Brust mit Schaum bedeckt,
Und wiehernd es nach Kühlung rechts und links die Nüstern reckt.
Doch niemand ist zu sehn, obgleich der Mond gar helle blinkt.
Kein Knappe hier behenden Fußes an die Zügel springt.
«Es muß sehr spät sein: mögen sie doch schlafen sorgenfrei!»
So dachte Waclaw, und er band sein Roß an nebenbei.
In jener Flut der Lust, wovon das Herz ist übervoll,
Wenn bald es, bald schon am geliebten Busen schlagen soll,
Mit jenem Glanz des Blicks, vor dem die Furcht verscheidet schier,
Mit einem Freudensprung stand Waclaw an des Hauses Tür.
Ach, welcher süßen Reize Vorgefühle ihm erwachen!
Ein Weilchen noch — und schöner, reicher wird das Glück ihm lachen,
Als Menschen, Engeln je es lacht. Er klopft ein, zwei, drei Mal —
Ein wachsam Echo fliegt zurück mit Antwort gleicher Zahl
Und schweigt. — Des Lebens oder einer Regung einz’ge Spur,
Harrt’ schlummernd stille hier es auf des Ritters Ankunft nur.
Nicht eil’ger Schritte, jäher Rede Lärm ist zu erlauern,
Kein Lichtschein in den dunklen, öden und verschloss’nen Mauern.
O wie so bleiern ist ihr Schlaf! Die Ungeduld rät an,
Daß durch die Tür mit einem Hieb der Säbel breche Bahn.
Doch solch gewaltsam heft’gen Rat mußt er verwerfen: nein,
Nie brächt er Unruh ihr, um zu verkürzen seine Pein!
Mocht lieber doch der Sturm in seiner Brust den Lauf vollbringen,
Wenn er nur nicht zu ihr mit seinem Angstruf konnte dringen,
Er klopfet nochmals, leiser: in des Herzens Himmel sprießt
Schon Engelsfühlen, da man trunken seiner selbst vergißt.
Und langsam vorwärts schreitend hält er manchmal plötzlich inne,
Und durch die Stille lauscht er mit des Ohres feinem Sinne.
Er blickt den Vollmond an, der auf des Rasens weichen Kissen
Sein eignes Bildnis ihm entwarf in ries’gen Schattenrissen.
Wie sanft und ruhig dieser doch die helle Bahn vollendet
Und, ach, wie er zu seiner Sonne hin die Augen wendet!
Der Ritter beugt das Haupt: ihm dünkt, als ob im fahlen Licht
Ein höhnisch Lächeln spielt um das verzerrte Angesicht.
So traurig sinnend oder alles Denkens bar, gefangen
Im Wirrwarr feindlicher Gefühle, wo der Schmerz, das Bangen,
Erinn’rung, Liebe, Glück, ja alles, alles scheint zu enden,
Irrt er ums Haus herum, das schweigend ruht in Schlafes Händen
Und stille, taub und tot den teuren Schatz im Schoße hält,
Gleich den verwünschten Schlössern in Arabiens Märchenwelt.
Doch horch, was ists? Verloren hatt er schon die Hoffnung, ach!
Da merkt er endlich, daß sich Etwas regt; im Schlafgemach
Sieht er das Fenster offen, und ein Vorhang, leicht gesenkt,
Der hier als Wächter gegen nächt’ge Schwärmer aufgehängt,
Mit flatterhafter Laune höhnt den Windeshauch, den scheu’n,
Wehrt ihm, und lockt ihn wieder doch in das Gemach hinein.
O welch ein Liebesfeuer durch des Ritters Adern fließt!
Wie aller Glanz des Glücks auf seine Wangen sich ergießt!
Wer ist, der solchem Sinnestaumel widerstehen wollt?
Er wär ein steinern Bild denn oder reinstes Tugendgold.
Waclaw war keins von beiden. Krieg und Kampf war seine Sache
Und Liebe, Treue, Dankbarkeit — schon ist er im Gemache!
16.
Da ruht in Trauerkleidung auf dem schwellend hohen Bette
Ein schlafend Weib, starr ausgestreckt aus ihrer Lagerstätte;
Doch wird sie nicht umkost von tiefen Schlafs Gemächlichkeit.
Als wär hier plötzlich abgeschnitten ein gewaltig Leid —
So war auf ihrem fahlen Antlitz noch ein Weh gebannt,
Obwohl der Körper ruhig, regungslos lag ausgespannt.
Nachlässig fiel zur Erd herab ihr langes Haargeflechte,
Nicht wie die Liebe schlafumstrickte Reize legt zurechte;
Und Trauer lag auf kraftlos aufgeduns’nem Wangenrund,
Als ob sie klagen wollt — nur daß geschlossen war der Mund
Von einer stärkern Macht. Des Mondes Strahl, beleuchtend kalt
Mit seinem blassen Schimmer diese düstere Gestalt,
Lieh einen Ausdruck wild dem halbgeschloss’nen Aug, als schaut’
Zu ihrem Liebsten buhlend auf hier eine Vampirbraut.
Das ist Maria jung und schön! Der Ritter steht daneben,
Bracht ihr der Erde Glück: was mag er nur so ängstlich beben?
Das ist Maria jung und schön! Wie ist der Reiz gewichen!
Hat denn ein Wurm sich schon in ihren Busen eingeschlichen?
Allein nicht lange steht in Staunen Waclaw hier gebannt,
Schon hat sein Geist sich von des Leibes Zittern rasch ermannt;
Er beugt sich über ihre Wang, daß Lipp an Lipp er schließe
Und seines Herzens süße Wollustfülle drauf ergieße.
«Marie, du Teure, bist so kalt und stumm! Nein, nicht dahin
Ist unsres Glückes schöner Traum» — das Echo spricht: «dahin» —.
«Marie! Geliebte! Aus dem Kampf bin ruhmvoll ich geschieden,
Der Vater, er hat uns vereint» — das Echo spricht: «geschieden».
Er küßt sie wieder, rüttelt sie, besorgt im Liebesrausch,
Daß sie sich tröste, wenn auch nur durch ihrer Seufzer Tausch.
Ihr Haupt fällt wie im Sturz auf seine Brust und ächzend hallt
Es ihm die Antwort zu, indem es an die Rüstung prallt.
Er schreit und eilet Hilfe suchend durch des Hauses Öde,
Doch von den Wänden tönte nur der Widerhall, der schnöde.
Er kehrt zurück mit Hoffnungstrost, ob nicht vielleicht die Frische
Der Lust das Dämmergrau von ihrem schwarzen Auge wische.
Doch als der Ritter nun sie fortträgt mit der Arme Kraft —
Wie bricht der Leib, wie ist das Gliederspiel so grauenhaft!
Sie ist elastisch biegsam nicht, nicht mühelos zu heben;
Sie drückt mit ganzer Wucht des Leichnams, der erkaltet eben.
Schlaff hängen Arm und Haupt herab, erstarrt sind schon die Füße
Und wandeln sie zum Schreckensbild, ihm teuer noch und süße. —
«O Wasser! Wasser!» ruft er, daß der Schrei das Mark durchdringt,
Und reißt am ries’gen Tor, das krachend aus den Angeln springt.
17.
Da regt sichs, wie es scheint, im dichtverwachsnen grauen Rohr,
Das Laub zerteilet sich und eine Mütze guckt hervor,
Ein Kopf kommt in die Höh, ein Körper richtet sich empor,
Der im Verstecke dort gesessen und geharrt mit Bangen:
Das junge Knäblein ists, mit hellen Tränen auf den Wangen!
Es sah den Ritter an, im Blicke tiefempfundnes Leid;
Der Ritter maß mit Staunen hier der Jugend welkes Kleid.
Wars Schrecken, der es hier gefangen hielt, wars Zauberbann? —
Ich weiß nicht. Aus dem Dickicht tretend also es begann:
«O Rittersmann! verlang mit Zittern du nach Wasser nicht,
Denn eben erst erlosch in ihm der ird’schen Schönheit Licht!
Die grausen Masken haben im verräterischen Spiele
Der Herrin Reize dir ertränkt in jenes Teiches Kühle:
Und wer die Menschen einmal meidet,
Auf Nimmerwiederkehr er scheidet!
Das ganze Haus: der Edlen, Jungfrau’n, Knappen, Knechte56 Hauf
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