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essen können. Das machte ihn glücklich. Nun war er auch Agaj los.

Er lächelte. Er lächelte jetzt immer still und geheimnisvoll.

Es klingelte.

Er schrak empor und begann zu zittern.

Das war sie! Ja, sie! Er fühlte sie.

Agaj trat ein. Ihr Blick fraß sich ihm ins Mark.

Sie setzte sich ihm gegenüber und sagte lange kein Wort.

Plötzlich warf sie den Kopf auf und sagte höhnisch:

— Wo hast Du Dich denn gestern vor mir versteckt?

— Ich habe mich gar nicht versteckt, sagte er ruhig. Ich wollte Dich einfach nicht mehr sehen.

Er erschauerte. Aus der Hölle der abgründigen Augen dieses Weibes schoss ein kranker Hass hervor.

— Du warst die ganze Zeit bei dem Mädchen! Er glaubte ein Knirschen zu hören... Du warst bei ihr die ganze Nacht und gestern... sie brach plötzlich ab.

— Ja, ich war bei ihr. Er lachte boshaft. Berührt Dich das eigentlich? Ha, ha, Du bist ja eifersüchtig.

— Ich erlaube Dir nicht, ich will nicht, dass Du ein fremdes Weib berührst, ich will es nicht, verstehst Du, ich will es nicht!

Sie schrie es mit kurzen, gedämpften Schreien.

Er ließ den Kopf sinken und stützte ihn mit beiden Händen.

— Meine Seele ist scheu und schamhaft, sagte er langsam und sehr leise. Du hast sie scheu gemacht. Da warst roh... sieh, ich bin einmal auf der Straße gegangen, und da fühlt’ ich mich nur als ein großes klopfendes Herz. Das ist ein Symbol für mein ganzes Wesen. Ich bin auch in Wirklichkeit nur ein großes klopfendes Herz. Und dieses Herz hat eine entsetzliche Scham. Die Scham ist das kalkige Gehäuse, in das sich ein solches Herz für immer wie eine Schnecke verkriechen kann. Die Scham macht kalt und scheu und hat Ekel vor den Menschen. Jetzt fühl’ ich kein Herz mehr, es ist verborgen, es schrumpft zusammen, es verkroch sich in dem Kalkgehäuse...

Er sah zu ihr auf. Er glaubte in ihren Augen große Tränen zu bemerken. Er war nicht sicher.

Wieder ließ er den Kopf sinken.

— Sieh’ jetzt zum Beispiel. Ich glaube, ich habe Tränen in Deinen Augen gesehen, aber selbst meine Scham ist scheu, sie glaubt nicht an Deine Tränen.

Da sank sie ihm plötzlich zu Füßen. Sie fasste seine Hände und küsste sie in einer Tollwut von Leidenschaft.

Sie wühlte ihn auf mit ihrer heißen (Her, mit den bettelnden Küssen, seine Leidenschaft kroch wieder hervor, drängte sich wütend in jeden seiner Nerven.

Aber er beherrschte sich mit einer unnatürlichen Macht und entzog ihr leise seine Hände.

Da warf sie sich auf ihn, klammerte sich an ihn, biss sich in ihm fest, erstickte ihn mit ihrer kranken Raserei.

Es schwindelte ihn. Kopfüber stürzte er sich in diese Hölle von Glück und Grauen.

— Du — Du liebst mich? stammelte er mühsam.

Sie hing an seinen Lippen. Sie sog an ihnen, sinnlos, gierig, sie konnte sich nicht sättigen.

Da sprang er plötzlich auf, sie kochte vor Wut.

— Du bist ja kalt, kalt!... Man muss Dich erobern... Ihre Stimme bebte und war heiser. Ha, ha... wir haben die Rollen vertauscht. Du bist jetzt ein Weib. Ha, ha, ha... es ist wohl pikant, sich einmal als Weib zu fühlen?...

Sie biss ihn mit dem ätzenden Hohn. Er starrte sie an, dann wurde seine Seele stumpf. Er sah sie nur dastehen mit dem breiten, gespreizten Hohn.

— Und, und... sie stockte... Was hab’ ich mit Dir zu tun? Geh’ doch zu Deinem Mädchen, schrie sie rasend auf.

Er bemerkte plötzlich, dass sie ein graues Kleid anhatte.

— Warum hast Du nicht Dein schwarzes seidenes Kleid an?

Sie sah ihn erstaunt an. War er wirklich krank? Spielte er Komödie?

— Das reizt Dich zu sehr auf, sagte sie endlich frech. Du darfst Dich nicht aufregen. Deine Nerven sind zu schwach für den sexuellen Erethismus, in dem Du ewig lebst. Das reibt Dich auf.

Er sagte kein Wort.

Sie schwiegen lange.

Plötzlich stand sie auf und trat dicht an ihn heran.

— Du kommst heute um zehn Uhr abends zu mir, sagte sie scharf. Die Mutter ist verreist.

— Ich komme nicht! fuhr er rasend auf.

— Du kommst! wiederholte sie lächelnd.

Eine Tollwut kam über ihn.

— Ich schwöre Dir, dass ich nicht komme, schrie er heiser auf. Ich schwöre! er stampfte mit den Füßen.

— Du kommst! sagte sie sehr ernst.

Die Wut zersprengte ihm sein Gehirn. Er hatte eine tierische Lust, dies Weib zu morden. Es schrie etwas in ihm dies Wort: Morden! Die Sinne vergingen ihm. Ein Schwindelgefühl wirbelte wie ein feuriges Feuerscheit in seiner Seele. Er ballte die Fäuste und ging auf sie zu.

— Du wirst heute um zehn Uhr zu mir kommen, sagte sie leise und ging aus dem Zimmer.

— Ich werde nicht! brüllte er auf und warf sich auf den Boden. Die Seele war ihm aufgerissen und blutete aus tausend Wunden. Er wälzte sich auf dem Boden und vergrub in wütender Ohnmacht seine Hände in den Teppich.

Mit einem Mal entdeckte er ihn wieder, ihn — sich selbst.

Sein Blut stockte, er fühlte ein Stechen und Prickeln in den Haarwurzeln, er war gebadet in Angstschweiß.

Er kroch wie ein Tier auf Händen und Füßen in eine Ecke und starrte unverwandt hin: dies grässliche verzerrte Gesicht! Sein eignes Gesicht.

Er schloss die Augen und drückte sich krampfhaft an die Wand.

Jetzt wurde er es nicht mehr los werden. Er musste sich daran gewöhnen.

Er fing an, lange und leise vor sich hin zu stammeln.

Er wurde plötzlich neugierig auf sein Gesicht, er machte die Augen auf: es war verschwunden.

Aber er fühlte es um sich. Es war da. Es füllte das ganze Zimmer. Er war wie eingehüllt in sich selbst.

Eine unendliche Verzweiflung senkte sich ihm langsam fressend und zerstörend in die feinste Pore seines Organismus.

Da schnellte er auf und fing an wild zu lachen. Sein Lachen kreilte ihm wie ein tierisches Wiehern in den Ohren.

— Gut, gut, ich habe nichts dagegen, durchaus nichts dagegen. Jetzt werd’ ich nie mehr einsam sein. Immer Gesellschaft, immer Gesellschaft! In meiner eigenen Gesellschaft! He, he... kann ich eine bessere bekommen?

Mit einem Ruck wurde sein Gehirn gelähmt. Sein Bewusstsein schwand.

Als er aufwachte, war es dunkel im Zimmer.

Er sprang auf in wilder Hast. Es war schon halb zehn. Ohne eine Sekunde zu überlegen, lief er zu Agaj.

Vor dem Hause blieb er stehen und lächelte. Er sprach sehr freundlich mit sich selbst und ging hinauf.

Sie stand zitternd vor der Tür.

Er sah alles mit einer übernatürlichen Deutlichkeit. Hektische Flecke glühten auf ihren Wangen: sie waren eingefallen. Sie atmete unruhig, sie rang nach Atem. Sie stand vor ihm in einem schwarzen seidenen Ballkleide, auf den nackten Armen hatte sie lange rote Handschuhe, die über die Ellenbeuge reichten.

— Sieh’, sieh’ mich an. Ich habe mich für Dich geschmückt. Du liebst mich so, sag’ es, sag’!

Sein Gehirn kam in einem Nu ins Gleichgewicht. Er fraß an diesem schlanken Leib.

— Wie schlank Du bist, murmelte er leise. Wie ein Panther... wie ein glänzendes, geschmeidiges Tier... Und wie Du Dich bewegst!...

— Küss mich hier — hier! sie zeigte auf den nackten Arm. Du hast seit zehn Jahren meine Arme nicht nackt gesehen.

Sie lachte hysterisch.

— Ich gebe Dir heute das Abschiedsfest. Ich reise heute Nacht weg, weit weg aufs Meer.

— Aufs Meer? wiederholte er dumpf. Es kam ihm so selbstverständlich vor, dass sie aufs Meer wollte.

— Komm, komm, setz Dich! Hier ist viel, viel Wein! Wir werden trinken heute...

Sie lachte lange, dann beugte sie sich zu ihm, legte den Kopf auf seine Brust und flüsterte leise:

— Ich gebe auch mir das Abschiedsfest. Ich komme nie wieder zurück... Gib, gib mir Deine schmalen Knabenhände, Deine teuren, goldnen Hände... Oh, wie ich sie liebe! Sieh’ ich bin Deine Agaj, — die Agaj, die Dir wie ein Hund folgte, die sich wie eine Katze an Deinem nackten Leibe rieb... Ich — ich fühle Dich so deutlich hier, hier, an meinem ganzen Körper fühl’ ich Dich... Und meine Seele ist so stolz... Nie sah ich einen Mann außer Dir. Ich weiß nicht, wie sie aussehen. Es kamen so viele her, aber ich wusste nicht, dass sie Männer sind — das waren Hunde, Gegenstände, geschlechtslose Neutra. Nur Du — Du immer vor meinen Augen, immer um meinen Leib... Und sieh, meine ganze, unbefleckte Seele, sie gehört Dir, immer hat sie Dir gehört... Nicht eine Sekunde schlich sich dahinein der Gedanke an einen Anderen... Bist Du nicht stolz auf eine solche Seele? Bist Du nicht stolz auf einen solchen Besitz? Ich bin an Dir emporgewachsen — in der schwülen Treibhaushitze Deines Leibes, Deiner Seele, Deines Pulsschlags bin ich groß geworden... Ich atmete Dich, ich ging wie eingewickelt in Dich... Du, Du... mein Blut, mein Mann Du!

Sie wühlte sich mit ihrem Kopf in seine Brust, dann lachte sie still auf.

— Aber trink, trink doch!... Was meinst Du, wenn wir uns heute ganz und gar betränken? Sie kicherte vergnügt, wie ein Kind. Erinnerst Du Dich, wie wir einmal bei unserem Onkel waren, und uns in seinem Weinkeller einschließen ließen? Gott war das furchtbar! Wie?

Sie tranken sich zu und leerten die Gläser, dann nahmen sie sich an den Händen.

— Agaj, Agaj, — ich kenne Dich nicht wieder. Du bist, wie Du früher warst...

Sie starrte wie abwesend vor sich hin.

— Du, du... sagte sie leise. Jetzt sind wir wieder eingeschlossen in einem dumpfen Keller... Huh, wie grausig!

Sie kicherten beide.

— Und Du — Du, mein Liebling. .. Huh, huh, die Nacht, die Nacht! Hörst Du die Eulen? Hörst Du die Fledermäuse gegen die Fenster schlagen? Und die grässlichen Kröten, die im Keller herumkriechen...

— Hu, hu, kicherte er irrsinnig.

— Sind wir vielleicht beide wahnsinnig? fragte sie plötzlich ängstlich... Aber das ist ja jetzt gleichgültig... Du, Du, küss mich hier... sie knöpfte hastig ihre Taille auf... Das hast Du einmal vor zehn Jahren getan. Das gießt sich wie flüssiges Feuer über den ganzen Körper. Die Schauer kriechen wie lange, kalte Schlangen über den Leib...

Sie verstummte und zitterte heftig. Er küsste sie mit kranker Leidenschaft auf ihre Brust.

— Noch mehr! Sie war ganz von Sinnen.

Er zerriss ihr Hemd und sog an ihrer Brust.

Sie zuckten. Eine zerstörende Wollustextase riss ihnen die Nerven entzwei.

Sie schrie plötzlich leise auf.

— Lass’, lass’, keuchte sie heiser. Mein Kopf birst...

Sie warf sich von ihm weg, aber im nächsten Moment setzte sie sich wieder dicht an ihn heran.

Sie nahm seinen Kopf in beide Hände, drückte ihn fest an ihre Brust und flüsterte ihm leise ins Ohr:

— Wenn wir jetzt stürben...

Aber im selben Nu rückte sie wieder von ihm weg und lachte.

— Oh Du! Du! Warum sagst Du mir jetzt nicht, dass ich sentimental bin? Du hattest jetzt eine so prachtvolle Gelegenheit, Dich an mir zu rächen. Oh ja, Du verschmähst es — Deine Seele ist groß und schön. Ich liebe Deine Seele, ich liebe die tiefe Schwermut Deiner Seele, ich liebe die Tiefe und den Abgrund in Dir. Alles wächst zu einem endlosen Abgrund in Dir, alles in Dir wird so furchtbar tief und schmerzhaft. Du bist mir so heilig mit Deinen Visionen. Sag’, sag’, hast Du oft Visionen? Du, Du bist der Einzige, der Qual und Schmerz in sich hat! Und Du wehrst Dich nicht dagegen, Du wehrst Dich nicht gegen den Schmerz, Du liebst ihn auch, wie ich... Oh, lass’, lass’ mich alles sagen. Ich habe so gedürstet, ich habe so gelechzt, Dir dies alles zu sagen... Ich liebe Dich, weil es Dich ekelt vor Glück... Ich liebe Dich, weil Du die Vernunft hassest und Dich tausendmal lieber in den Abgrund stürzest...

Sie hing sich ihm um den Hals und rieb langsam ihr Gesicht an dem seinen.

— Und Du liebst mich jetzt. Ich fühle wie grenzenlos Du mich liebst. Deine Seele klopft mir entgegen, Dein Blut fließt in meine Adern über, und Dein Geist strömt in mich über, Dein Geist mit der ganzen Hölle von Schmerz, mit der abgründigen Tiefe von Qual. Hörst Du mich sprechen? Hörst Du Dich in mir sprechen? Du hast mich sprechen gelehrt, Du hast Deine Worte in meine Seele gepflanzt...

Sie wiegte sich leise an seinem Körper.

— Und ich hasse die Vernunft. Ich habe keine Vernunft. Ich habe Ekel vor der niedrigen bürgerlichen Vernunft, die den Schmerz wie die Pest fürchtet... Kleine, besorgte Bürgerfrauen, kleine Bürgerfräulein haben Vernunft... Oh, wie sie vernünftig sind!...

Sie kicherte böse.

— Nicht wahr? Kleine Bürgerfräulein, die in kleiner, enger, vernünftiger Atmosphäre aufgewachsen sind, die müssen wohl vernünftig sein... Ha, ha, ha... Aber ich bin das Kind Deines Geistes...

Sie waren beide wie verzückt. Sie kamen in einen Zustand von einer visionären, somnambulen Extase, ihre Seelen wogten in einander über.

Sie schwiegen, eng aneinander gepresst.

— Oh, ich hätte es nie gedacht, dass es so unendlich gut ist in Deinen Armen...

Wieder Schweigen.

Plötzlich ruckte

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